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Heierli, Julie
Die Volkstrachten der Schweiz (2. Band): Die Volkstrachten der Ostschweiz: Thurgau, St. Gallen, Glarus, Appenzell; mit 13 farbigen Tafeln und 171 Schwarz-Abbildungen und Schnittmusterbogen — Erlenbach-Zuerich: Eugen Rentsch Verlag, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.68724#0140
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Tante, die eine Rosen- und Schlappenmacherin gewesen sei, als Erbschaft die An-
fertigung der Rosen übernommen. Sie glaubt diese zeitraubende, unscheinbare, müh-
same Arbeit als großes Geheimnis wahren zu müssen. Meinen Nachforschungen ist es
jedoch nicht gelungen, in jüngster Zeit neu angefertigte Rosen zu Gesicht zu bekom-
men. Die Beschreibung dieser Arbeit findet sich bei den Rosen der Innerschweiz,
Band I: Die Innerschweizer Volkstrachten.
a) Stadt St. Gallen
In den Mandaten der Stadt St. Gallen heißt es während des ganzen 18. Jahrhunderts:
»die Mädchen sollen in Blätz, in Käplin oder Gugeln in der Kirche erscheinen«. Wie
aber hat dieser Kopfputz der Ledigen in der Stadt St. Gallen ausgesehen ? Nicht ein
Mädchenbildnis ist mir in langen Jahren, da ich darnach Umschau hielt, vor Augen
gekommen. Wir werden uns darauf beschränken müssen anzunehmen, daß er gleich
demjenigen war, den wir in Außer-Rhoden kennen. Wir dürfen das um so bestimmter,
als der Mädchenkopfputz so ziemlich aus den Bildnissen der Verheirateten erkannt
werden kann, besonders da eine ganze Anzahl Frauenbilder aus St. Gallen mit recht
vielen von Außer-Rhoden von 1720 bis 1800 übereinstimmen, alle mit dem gleichen
Kopfputz der eng an den Wangen ohne Rosen herabfallenden Volants. Wir werden
also den Stadt St. Gallischen Mädchenkopfputz bei Außer-Rhoden kennen lernen.
b) Appenzell Außer-Rhoden
Nur einige wenige bildliche Darstellungen zeigen, wie die Kopfzierde der Außerrhoder-
Töchter von allen anderen Mädchen-Blätz der Ostschweiz abwichen. Bei ihnen senkten
sich die weichen schwarzen Spitzenvolants schmeichelnd über Wangen und Ohren
herab. In der Ostschweiz fehlten einzig in Außer-Rhoden wie in der Stadt St. Gallen
dem Blätz die Rosen. Auf der Stirne aber lagen, gleich wie in mehreren Gegenden
der Ostschweiz, zart und fein drei spinnwebdünne, seidene schwarze Spitzenzacken.
Außerhalb der Kappe, an den Ohren befestigten reiche Mädchen zierliche Silber-
filigranrosetten mit Zötteli. Noch näheres über den Außer-Rhoder Mädchenkopf-
putz siehe Seite 56. Reinhardt malte Elisabeth Ramsauer in Herisau, als sie eben
zur Hochzeit gekleidet war. Um uns unsere Aufgabe zu erleichtern, hat er ihren Blätz
sehr deutlich wiedergegeben (Tafel XIX). Man sieht, wie die Spitzen nach den Ohren
zu fein zusammen gezogen sind, wie ein feiner Drahtbogen den Spitzenfächer in der
Mitte unterstützt, wie am Schluß das Goldröschen sitzt, hinter welchem Bandschleifen
hervorsehen, die den Schluß der Kappe unter dem Zopfknäuel decken. Auf der immer
noch hoch hinauf rasierten Stirne liegen die drei Spitzenbogen. Hinter dem Tüll-
streifen bemerkt man das Bunte des Brautkränzleins und die beiden verzierten Haar-
nadelenden. Dem Bilde des Malers Füxlin, eines Appenzellers, verdanken wir eine sehr
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