PLASTIK.
Die bildhauerischen Hervorbringungen der Dayaks, obschon sehr zahlreich, können
uns eine besonders hohe Meinung von dem plastischen Gefühle dieses Volkes nicht bei-
bringen. Ich sehe dabei von den Schnitzereien ornamentalen Charakters, welche später in
dem Capitel über die technischen Künste eine eingehende Behandlung erfahren werden,
vollständig ab und behalte nur jene selbstständigen, zumeist in Holz gearbeiteten
Sculpturen im Auge, welche vollrunde, im Allgemeinen wenig naturalistisch gerathene
menschliche und thierische Figuren darstellen. Diese plastischen Arbeiten hängen fast
durchaus mit den religiösen Vorstellungen des Volkes zusammen, wie wir das auch in
anderen Ländern und in fast allen Kunstepochen wiederfinden. Die Religion der Dayaks
ist von allen Reisenden und Missionären, welche Borneo für längere oder kürzere Zeit
besucht haben, mehr oder weniger eingehend geschildert worden. Dass diese Schilderungen,
nebeneinander gehalten, sehr von einander abweichende Ansichten verrathen, kann uns
nicht Wunder nehmen, da, wie bereits bemerkt worden, die einzelnen Stämme in Bezug
auf ihre Mythologie beträchtliche Unterschiede aufweisen. Eine eingehende Abhandlung
über die religiösen Begriffe der südlichen Stämme, der Ngadjus und Kahayans, hat
Rev. T. F. Becker verfasst, welcher als Missionär an der Südküste Borneos gewirkt hat.1)
Nach ihm concentrirt sich der dayakische Glaube zunächst in der Vorstellung von guten
und bösen Geistern; von den ersteren gibt cs zwei Gruppen, die höheren (Luftgeister)
»sangiangs« und die tieferen (Wassergeister) »djatas« ; der Collectivname der bösen Geister
wie des Bösen überhaupt ist »talopapa«. Die guten Geister der höheren Region sind;
i. »Hatalla«2); dieser ist der Beherrscher der gesammten Geisterwelt; ihm ist Alles
unterthan; seine Götterwohnung befindet sich auf dem hohen Berge »Bukit ngantong-
gadang«.
■ 2. »Radja ontong« (der König des Glückes), auch »radja blawang bulau« (der
König des Thores vom Golde) ist der nächste im Range; er ist stets mit Arbeit überhäuft
1) Rev. T. F. Beeker, The Mythology of the Dyaks. Journal of the Indian Archip. Singapore
1849, vol. III, p. 102.
2) Nach Har del and, a. a. O., p. 169, S. Müller, Land- en Volkenkunde (Verhandelingen over
de natuurl. gesch. der Nederlandsch overzeesche bezittingen, Leiden 1839 —1844), p. 404, und F. Gra-
bowsky, Der District Dusson Timor in Südost-Borneo und seine Bewohner, Ausland 1884, p. 470, aus
dem Arabischen [Allah ta'alä »Gott, welcher erhaben ist«] entlehnt. Die Maanyans setzen nach
Grabowsky sogar den arabischen Artikel vor und sagen: Alhatalla.
Die bildhauerischen Hervorbringungen der Dayaks, obschon sehr zahlreich, können
uns eine besonders hohe Meinung von dem plastischen Gefühle dieses Volkes nicht bei-
bringen. Ich sehe dabei von den Schnitzereien ornamentalen Charakters, welche später in
dem Capitel über die technischen Künste eine eingehende Behandlung erfahren werden,
vollständig ab und behalte nur jene selbstständigen, zumeist in Holz gearbeiteten
Sculpturen im Auge, welche vollrunde, im Allgemeinen wenig naturalistisch gerathene
menschliche und thierische Figuren darstellen. Diese plastischen Arbeiten hängen fast
durchaus mit den religiösen Vorstellungen des Volkes zusammen, wie wir das auch in
anderen Ländern und in fast allen Kunstepochen wiederfinden. Die Religion der Dayaks
ist von allen Reisenden und Missionären, welche Borneo für längere oder kürzere Zeit
besucht haben, mehr oder weniger eingehend geschildert worden. Dass diese Schilderungen,
nebeneinander gehalten, sehr von einander abweichende Ansichten verrathen, kann uns
nicht Wunder nehmen, da, wie bereits bemerkt worden, die einzelnen Stämme in Bezug
auf ihre Mythologie beträchtliche Unterschiede aufweisen. Eine eingehende Abhandlung
über die religiösen Begriffe der südlichen Stämme, der Ngadjus und Kahayans, hat
Rev. T. F. Becker verfasst, welcher als Missionär an der Südküste Borneos gewirkt hat.1)
Nach ihm concentrirt sich der dayakische Glaube zunächst in der Vorstellung von guten
und bösen Geistern; von den ersteren gibt cs zwei Gruppen, die höheren (Luftgeister)
»sangiangs« und die tieferen (Wassergeister) »djatas« ; der Collectivname der bösen Geister
wie des Bösen überhaupt ist »talopapa«. Die guten Geister der höheren Region sind;
i. »Hatalla«2); dieser ist der Beherrscher der gesammten Geisterwelt; ihm ist Alles
unterthan; seine Götterwohnung befindet sich auf dem hohen Berge »Bukit ngantong-
gadang«.
■ 2. »Radja ontong« (der König des Glückes), auch »radja blawang bulau« (der
König des Thores vom Golde) ist der nächste im Range; er ist stets mit Arbeit überhäuft
1) Rev. T. F. Beeker, The Mythology of the Dyaks. Journal of the Indian Archip. Singapore
1849, vol. III, p. 102.
2) Nach Har del and, a. a. O., p. 169, S. Müller, Land- en Volkenkunde (Verhandelingen over
de natuurl. gesch. der Nederlandsch overzeesche bezittingen, Leiden 1839 —1844), p. 404, und F. Gra-
bowsky, Der District Dusson Timor in Südost-Borneo und seine Bewohner, Ausland 1884, p. 470, aus
dem Arabischen [Allah ta'alä »Gott, welcher erhaben ist«] entlehnt. Die Maanyans setzen nach
Grabowsky sogar den arabischen Artikel vor und sagen: Alhatalla.