Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Helbig, Wolfgang; Donner von Richter, Otto
Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens — Leipzig: Breitkopf u. Härtel, 1868

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.62947#0120

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XCVIII Die antiken Wandmalereien in technischer Beziehung.
Bindemittel anbetrifft, so stark als möglich von jenen
Chaptal’s und Davy’s ab. Geiger wollte thie risch en Leim
als Bindemittel nicht nur in den feinen Stucküberzügen , sondern
auch sogar noch in den tieferen Mörtellagen erkennen ; auch fette,
animalische Substanzen will er in denselben gefunden haben, die
er für Milch hielt. Nun ist es wohl klar, dass die vortreff-
lichen pompejanischen Sand- und Marmor- oder Kalkspathmörtel
keines Bindemittels bedurften, wie dies allenfalls bei Gyps- und
und Kreidegründen nöthig ist, deren ich aber in Pompeji keine
gefunden habe. Die nachgewiesenen organischen Bestandtheile
können also nicht von einem Bindemittel herrühren, sondern müssen
andere Ursachen haben und zufälliger Natur sein ; vielleicht sind
sie dem Gebrauch des Meeressandes zuzuschreiben, der viele solche
Theile enthält. Auch fand Geiger dieses Bindemittel theilweise
mit Wachs vermischt, theils die Fragmente selbst ganz mit Wachs
überzogen. Roux sagt von denselben : »Alle diese Farben, aus-
genommen das auf Zinnober aufgetragene Weiss, waren von
Wachs so durchdrungen, dass man das Wachs dick auf liegend
sogar mit dem Nagel poliren konnte; ja beim Erhitzen wurden
die Oberflächen im Augenblick glänzend und waren sogar klebrig
anzufühlen«188). Da nun Davy an den Original werken mit
allen chemischen Hülfsmitteln kein Wachs entdecken konnte, auch
Jeder, der die Wände in Pompeji selbst untersucht, wenn sie
dem Schooss der Erde wieder entsteigen, diese Eigenschaften an
ihnen nicht wird entdecken können, so kann es wohl keinem Zwei-
fel unterliegen, dass jene Stücke von eingestürzten Wänden oder
deren abgefallenem Bewürfe herrührten, der schon mit der Ter-
pentin- und Wachslösung überzogen war, die man zur Erhaltung
der Malereien nach gänzlicher Auftrocknung der Wände über die-
selben legt189). Einen geringeren Antheil an Wachs weist Geiger
in einem Stück mit Zinnober gefärbten Bewurfes aus der Villa
Hadrians nach, und hier ist dies durch die Kausis sehr erklärlich
(s. oben p. XXVI f.).
188) Knirim Harzmai. d. Alten p. 55 ff. begnügt sich nicht mit
dem Wachs und den andern zahlreichen Stoffen der Geiger'sehen
Analysen, sondern geht weiter als Geiger selbst, sieht auch noch
allenthalben eine Harzbeimischung und gründet darauf ein ganzes
System einer angeblichen Harz-Wachsmalerei der Alten!!
189) Ich habe Grund zu vermuthen, dass es sich ähnlich mit den
Resultaten verhält, die ein Leipziger Chemiker vor einigen Jahren bei
der Analyse pompejanischer Malereifragmente erhielt, die das Vor-
handensein von Wasserglas in denselben nachwiesen. Es wurden näm-
lich in Pompeji eine Reihe von Versuchen gemacht, um Malereien mit
Wasserglas zu überziehen, die alle missglückten, wie ich aus dem
Munde der damit Betrauten weiss, so dass man die Stücke nicht mehr
gebrauchen konnte und wegwerfen musste.
 
Annotationen