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Helbig, Wolfgang
Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom (Band 1): Die vatikanische Skulpturensammlung. Die kapitolinischen und das lateranische Museum — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.12282#0338
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KAPITOLINISCHES MUSEUM.

teil und mit Anmieten wie mit Symbolen reichlich be-
hangenen Gestalten darboten, wird auf das Anschaulichste
durch unser Relief vergegenwärtigt, welches einen Ober-
priester , einen Archigallus, darstellt. Zeigte nicht die
Brust entschieden männliche Eildung, so würde man in
der Figur nach dem Typus des Gesichtes, der Anordnung
der Haare, den Ohrgeschmeiden und dem langärmeligen
Chiton vielmehr eine Frau erkennen. Der den Kopf be-
deckende Kranz ist mit drei Medaillons verziert, von denen
das mittlere eine Büste des idäischen Zeus, die anderen
beiden Büsten des von der Kybele geliebten Attis oder des
Attis undKombabos darzustellen scheinen. Auf der Brust
sieht man eine kleine Aedicula wiederum mit einem Bilde
des Attis. Die r. Hand hält das Symbol der Fruchtbarkeit,
einen Granatapfel, und drei Zweige, wie es scheint, des-
selben Baumes, die 1. eine Schale voll von verschiedenen
Früchten, unter denen der der Kybele heilige Pinien-
zapfen deutlich erkennbar ist. Über die 1. Schulter ist
die Geisel gelegt, mit der sich die Galli selbst züchtigten
oder gezüchtigt wurden. Der Stiel endet oben und unten
in einen bärtigen Kopf; um die Schläge empfindlicher zu
machen, sind über die Schnüre Knochenstücke gezogen.
Im Felde Geräthe, welche in dem Kultus der Göttermutter
eine hervorragende Rolle spielten : ein Paar Becken, eine
Handpauke (Tympanon), eine krumme und eine gerade
Flöte, eine Cista.

Winckelmann mon. ant. ined. II T. 8 p. 7 ff. Foggini Mus. cap.
IV 16. Miliin gal. myth. pl. 80, 16. Guigniaut rel. de l'ant.
pl. 141, 230. Müller-Wieseler Denkm. d. alten Kunst II 63, 817.
Baumeister Denkm. d. kl. Altertums II p. 801 Fig. 867.

423 (10) Aedicula, geweiht dem Aglibolos und Malach-
belos.

VoTmals auf dem Quirinal im Garten des Kardinals
liidolfo Pio von Carpi, später in der Villa Giustiniani
(gegenwärtig Massimi) beim Lateran. Ergänzt an bei-
den Figuren der r. Vorderarm , an derjenigen des Mond-
gottes ausserdem beinahe das ganze Gesicht und zwei
Stücke des Speeres, an der Figur des Sonnengottes die
Nase, der Mund, ein grosser Theil der r. Wange.
 
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