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Helbig, Wolfgang; Helbig, Wolfgang [Hrsg.]; Reisch, Emil [Hrsg.]
Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom (Band 2): Die Villen, das Museo Boncompagni, der Palazzo Spada, die Antiken der vatikanischen Bibliothek, das Museo delle Terme — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.12283#0172

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162

VILLA BORGHESE.

sich von dem Körper sowohl durch die Qualität des Mar-
mors wie durch die Weise der Ausführung.

Die geläufige Deutung des Kopfes auf Periandros ist
grandios. Das Gesicht unterscheidet sich wesentlich von
der inschriftlich bezeichneten Herme des korinthischen
Staatsmannes (n. 278), erinnert vielmehr an ein Porträt,
welches man neuerdings nicht ohne Wahrscheinlichkeit
auf Thukydides bezogen hat. Die antike Statue, welcher
der Restaurator diesen Kopf aufgesetzt hat, stellt einen
Mann dar, der in der Haltung und mit der Gewandanord-
nung des Zeus auf einem vorn mit Löwenklauen, an den
beiden Seitenflächen mit Greifen verzierten Sessel sitzt.
Dass wir es mit einer Porträtstatue zu thun haben,
beweist die individuelle Körperbildung wie das etwas
welke Fleisch. Die L. war offenbar auf ein Szepter
gestützt. Die Annahme, dass ein Römer dargestellt
gewesen sei, stösst auf zweierlei Schwierigkeiten.
Einer Seits pflegte die griechisch-römische Kunst die
Körper derartiger Sitzbilder, abgesehen von ganz verein-
zelten Ausnahmen (vgl. n. 303), ideal zu gestalten. An-
derer Seits dürfte die feine naturalistische Durchbildung,
welche unsere Statue, obwohl sie durch Abputzen stark
gelitten hat, noch deutlich genug erkennen lässt, in dieser
Kunst schwerlich eine hinreichende Analogie finden (vgl.
n. 219). Hiernach fragt es sich, ob die Figur nicht viel-
mehr einen hellenistischen Herrscher in der Weise des
Zeus thronend darstellte.

Nibby T. 40 p. 134. Clarac V pl. 848 n. 2141. Vgl. Beschrei-
bung Koms III 3 p. 256 n. 15. Braun Ruinen und Museen p. 557
n. 32. Uber das Porträt des Thukydidos s. n. 488.

935 (9) Statue des Pluton.

Ergänzt der r. Vorderarm mit der Schale, der 1. Vor-
derarm mit dem Szepter, der vordere Tlieil des r. Fusses
liebst dem darunter befindlichen Stücke der Plinthe, der
grösste Theil der Kücklelme des Sessels. Der der Statue
aufgesetzte Kopf (erg. Nase und Oberlippe) stellt sicher
denselben Gott dar. Doch ist seine Zugehörigkeit frag-
lich, da das Ilalsstück, welches ihn mit dem Körperver-
bindet, von moderner Hand herrührt.
 
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