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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]; Hugo Helbing [Hrsg.]
Galerie Henneberg Zürich: Auktion in München in der Galerie Helbing, Montag den 26. Oktober und folgende Tage [1903] (Band 1): Ölgemälde moderner Meister: Versteigerung: 26. Oktober 1903 — München, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.16790#0031
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Vor dem Satyr kniet ein molliges, beschürztes Mädchen, die Haare in lose
Zöpfchen geflochten — links in lebhafter Bewegung steht ein Knabe,
auf die von seiner Mutter gehaltene Zimbel schlagend. Im Hintergrunde
tummeln sich noch zwei Jungen unter dem Schatten einer im Herbstrot
schimmernden Laubgirlande. Im Vorgrunde rechts sind alle Schätze
Indiens an Früchten und Blumen ausgestreut; über dem rasigen Boden
ist eine mächtige, dunkelfeurige Decke gebreitet, der Abhang zur tiefblau
schillernden See ist überwachsen und graublau, zerrissen ist über ihm
noch Himmel zu sehen.

Das Bild ist rein dekorativ gedacht, an sich aber eine farben-
prächtige Symphonie. Wie leuchten die feinen, warmen, sammetigen
Fleischtöne dieser Gestalten, die matten, feuchten, verschwimmenden
Lichtpartien der Haut und die weichen Halbschatten aus dieser Laub-
gruppe heraus.

Fürwahr, diesmal noch ein ganzer, vollwertiger Makart, wie er sich
selten mehr findet in dieser ursprünglichen Frische und Farbenglut. Wie
viele seiner Werke sind im Laufe dieser Zeit verschiefert oder verdunkelt!
Aus Mangel an Vorsicht und in der Wahl seiner Mittel ist so das Lebens-
werk dieses modernen Titian vernichtet. »Wenn auch die Fleischpartien
im Schatten sehr tief im Ton sind, wirkt das Bild doch frisch und sehr
farbenreich«, so schreibt Benj. Vautier in seiner Expertise vor neun Jahren.
Einige senkrecht nebeneinander laufende Risse auf dem nackten Leib
eines Jungen, freilich nur von nahe sichtbar, machten demselben einige
Bedenken und er zog den zuverlässigsten Kenner und Restaurator Paul
Preyer zu Rate. Dieser kannte das Bild seit Jahren und konstatierte,
daß es sich in der Zeit in keiner Weise verändert habe und daß die
kleinen Risse durch den Transport entstandene Brüche der Grundierung
sind, die das Bild nicht entwerten können; dieselben seien im Falle sogar
leicht zu beseitigen.

Der prachtvolle Rahmen ist nach Makarts Zeichnung hergestellt
worden.

Leinwand. 1. u. signiert: H. Makart. H. 192, B. 280 cm.

GABRIEL VON MAX

. Tannhäuser

Porträt des verstorbenen berühmten Sängers Alvary. Er hält in
seiner Linken die Harfe, während er den Hymnus zum Lobe der Venus
 
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