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Hugo Helbing [Editor]
Galerie Henneberg Zürich: Auktion in München in der Galerie Helbing, Montag den 26. Oktober und folgende Tage [1903] (Band 1): Ölgemälde moderner Meister: Versteigerung: 26. Oktober 1903 — München, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.57411#0029
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verfallen, um so bedeutsamer ist diese Schöpfung des Künstlers, der
diesen Städtewinkel mit seiner Historie der Nachwelt und in so rühm-
licher Treue hinterlassen hat, rühmlich, weil auch keine Kleinlichkeit,
keine Übertreibung, weder Spott noch Karikatur den Anblick des
Bildes trübt.
Leinwand, r. auf der Steinbank signiert: L. Knaus 1896. H. 106, B. 145 cm.
Wenn man an der Hand dieses Bildes die Bleistiftstudien zu demselben
prüft (vergl. den gleichzeitig erschienenen Katalog Galerie Henneberg II), die freilich
nicht mehr vollzählig vorhanden, so sieht man, wie der Künstler mit wenig Aufwand
das Wesentliche jeder Erscheinung für den vorgefaßten Entwurf seines Bildes klipp
und klar zu treffen versteht — jede Silhouette ist sofort aus demselben zu erkennen.

D* RUDOLF KOLLER

10. Das verkaufte Kalb

/sw

Nahe am Seeufer steht ein einfaches Bauernhaus, stark verdeckt
durch einen in vollem Grün prangenden Baum — in dessen Schatten
kühlt sich eine fahlrote Kuh. Vom Fußwege ab lockt die Tochter vom
Hause das auf der Wiese sich umtuende Kalb; es folgt, wenn auch mit
sichtlichem Widerstreben. Nichts Gutes ahnend, ist die Kuh schon auf
den Beinen und sieht ängstlich besorgt nach ihrem Jungen. Die Schlinge
ist schon bereit, um es abzuführen. Durch die lebendige Auffassung des
auf der üppigen Wiese stehenden Kalbes, das sich sträubt, zu folgen, ist
der Lebensinstinkt und die Tierseele, namentlich in der Behandlung des
Kopfes und der Glieder glänzend zum Ausdruck gebracht.
Um wie bei diesem Künstler die Regel, seinem Bilde einen künst-
lerischen, womöglich idyllischen Abschluß zu geben, so läßt er links beim
Hause einen Mann das Boot ans Ufer ziehen, — auf dem sonnigen
Plätzchen vor dem Stall schaukelt sich ein kleines Mädchen auf einer
Bank, Hühner picken im Sande, rechts zieht durch Baumschatten ein
Haag — im Hintergrund, jenseits des Sees, ist am Fuße eines in Luft-
ton getauchten Berges ein lauschiges Dörfchen in Obstgärten versteckt.
Der Himmel ist heiter und verliert sein Blau am fernen, gebirgigen
Horizont.

Leinwand. 1. u. signiert: R. Koller 1890.

H. 135, B. 167 cm.
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