icht alle deutschen Privatsammlungen haben einen so ausgesprochen persönlichen Charakter wie die Samm-
lung von Pannwitz in München, die im vorliegenden Bande veröffentlicht wird.
Es war nicht die Mode, nicht der dominierende Einfluß einzelner Museumsvorstände oder Antiquare,
die bei dem Zusammenkommen dieser Sammlung bestimmend wirkten; nur der selbständige Geschmack des Samm-
lers selbst war maßgebend, als sich in über fünfzehnjähriger liebevoller Tätigkeit die Kunstwerke aus den ver-
schiedensten Sammelgebieten zusammenfanden. Nur wenige Gebiete sind vollkommen unberücksichtigt geblieben,
und es würde bei einer Nummernzahl von über 500 der Eindruck des Museumsartigen kaum zu vermeiden gewesen
sein, wenn nicht zwei Umstände die scheinbar entlegenen Sammlungsgegenstände zu einem einheitlichen Ganzen zu-
sammenschlössen : Es ist die hohe künstlerische Qualität der einzelnen Objekte und ihre Verwendung
zur Raumausschmückung.
Von Pannwitz erwarb nicht »Meister« und »Marken«, sondern strebte dem Kunstwerk lediglich wegen
seines Kunstwertes nach, der stets den Zeitgeschmack und die Launen des Kunstmarktes überdauern wird. Es liegt
in dieser Sammelweise begründet, das Einzelkunstwerk in besonderem Maße zu pflegen, und so enthält die
Sammlung von Pannwitz besonders eine größere Anzahl von Werken der Kleinkunst unserer deutschen Renaissance,
als einer Zeit, in der das Einzelkunstwerk alles galt; und mit nicht geringerer Verehrung wie die Besitzer alter
Kunstkammern hat von Pannwitz die unendlich liebevollen Erzeugnisse dieser künstlerisch hochstehenden Kultur-
epoche um sich versammelt.
Zugleich aber sollten die Kunstwerke raumschmückend wirken, nicht magaziniert eines neben dem andern
stehen, und nicht durch Glassärge beweisen, daß sie abgestorbenen Jahrhunderten und uns zum Teil fremd gewor-
denen Zwecken dienten. Der Sammler wollte in engster Fühlung, fast wie in persönlichem Verkehre mit seiner
Sammlung bleiben, indem er sie ausnahmslos zur Ausgestaltung seiner Wohnräume verwandte, um hierdurch nicht
nur Besitzerfreude, sondern dauernde künstlerische Anregung zu genießen.
Und so kam von Pannwitz auch zur Pflege des Gesamtkunstwerkes, wie es dereinst die Gotik und
wie es so viel später das Rokoko entwickelt hat.
Alte Möbel, Teppiche und Gobelins geben den Grundton der drei Räume, worin die Kunstwerke schein-
bar in zwangloser Selbstverständlichkeit aufgestellt sind. Nichts drängt sich dem Besucher auf, nur wer Neigung
und Verständnis mitbringt, wird sich der Betrachtung des einzelnen zuwenden.
Es ist um so weniger der Zweck dieses Geleitswortes, eine Aufzählung der Sammlungsgegenstände zu
geben, als dies auf den folgenden Seiten in erschöpfender Weise geschehen wird. Nur einiges vom Besten kann
hier aus den Hauptgruppen der Sammlung erwähnt werden.
Unter den älteren Goldschmiedearbeiten fällt ein gotisches Vortragekreuz, eine Florentiner Arbeit des
XV. Jahrhunderts, auf. Die Schmuckplatten von Pranslucide-Email sind daran von gleicher Vortrefflichkeit wie die
Gravüren. Ein spätgotisches, ungemein formenschönes Prunkgefäß von spanischer oder italienischer Herkunft bildet
den Übergang zu den Arbeiten aus der Blütezeit deutscher Goldschmiedekunst im XVI. und frühen XVII. Jahrhundert.
Gerade die charakteristischsten Goldschmiedearbeiten der Renaissance sind durch vorzügliche Beispiele vertreten: Ein
hoher gebuckelter Deckelpokal des Nürnbergers Heinrich Straub repräsentiert die Gattung jener Gefäße, bei denen
durch Treibarbeit dem Metalle die höchsten Glanz- und Spiegelwirkungen entlockt wurden. Zugleich gibt der
Lippenrand eine Probe von der Kunst jener Zeit, ruhige Flächen durch vollendete Gravierungen künstlerisch zu
beleben. Auch Trinkgefäße in den verschiedensten lierformen, wie Pferde, Hirsche (siehe besonders Tafel I), Bären,
Eulen sind beredte Zeugen für die Pracht wie für die Trinkfreudigkeit an der deutschen Tafel; ebenso mehrere
Aufsätze in Schiffsform, der antike carrus navalis, der vom Prunkwagen der Renaissancefestzüge schließlich zur
Tafelzier und zum Trinkspiele geworden war. Einen Weinkrug aus Emden umziehen römische Kaisermünzen, die
von der Renaissance in dem Bestreben, Medaillonbilder der Imperatoren zu den verschiedensten Dekorationszwecken
zu verwenden, mit Vorliebe in Silbergefäße eingelassen wurden. Ein Venezianer P'adenglas mit silbernem Fuß und
lung von Pannwitz in München, die im vorliegenden Bande veröffentlicht wird.
Es war nicht die Mode, nicht der dominierende Einfluß einzelner Museumsvorstände oder Antiquare,
die bei dem Zusammenkommen dieser Sammlung bestimmend wirkten; nur der selbständige Geschmack des Samm-
lers selbst war maßgebend, als sich in über fünfzehnjähriger liebevoller Tätigkeit die Kunstwerke aus den ver-
schiedensten Sammelgebieten zusammenfanden. Nur wenige Gebiete sind vollkommen unberücksichtigt geblieben,
und es würde bei einer Nummernzahl von über 500 der Eindruck des Museumsartigen kaum zu vermeiden gewesen
sein, wenn nicht zwei Umstände die scheinbar entlegenen Sammlungsgegenstände zu einem einheitlichen Ganzen zu-
sammenschlössen : Es ist die hohe künstlerische Qualität der einzelnen Objekte und ihre Verwendung
zur Raumausschmückung.
Von Pannwitz erwarb nicht »Meister« und »Marken«, sondern strebte dem Kunstwerk lediglich wegen
seines Kunstwertes nach, der stets den Zeitgeschmack und die Launen des Kunstmarktes überdauern wird. Es liegt
in dieser Sammelweise begründet, das Einzelkunstwerk in besonderem Maße zu pflegen, und so enthält die
Sammlung von Pannwitz besonders eine größere Anzahl von Werken der Kleinkunst unserer deutschen Renaissance,
als einer Zeit, in der das Einzelkunstwerk alles galt; und mit nicht geringerer Verehrung wie die Besitzer alter
Kunstkammern hat von Pannwitz die unendlich liebevollen Erzeugnisse dieser künstlerisch hochstehenden Kultur-
epoche um sich versammelt.
Zugleich aber sollten die Kunstwerke raumschmückend wirken, nicht magaziniert eines neben dem andern
stehen, und nicht durch Glassärge beweisen, daß sie abgestorbenen Jahrhunderten und uns zum Teil fremd gewor-
denen Zwecken dienten. Der Sammler wollte in engster Fühlung, fast wie in persönlichem Verkehre mit seiner
Sammlung bleiben, indem er sie ausnahmslos zur Ausgestaltung seiner Wohnräume verwandte, um hierdurch nicht
nur Besitzerfreude, sondern dauernde künstlerische Anregung zu genießen.
Und so kam von Pannwitz auch zur Pflege des Gesamtkunstwerkes, wie es dereinst die Gotik und
wie es so viel später das Rokoko entwickelt hat.
Alte Möbel, Teppiche und Gobelins geben den Grundton der drei Räume, worin die Kunstwerke schein-
bar in zwangloser Selbstverständlichkeit aufgestellt sind. Nichts drängt sich dem Besucher auf, nur wer Neigung
und Verständnis mitbringt, wird sich der Betrachtung des einzelnen zuwenden.
Es ist um so weniger der Zweck dieses Geleitswortes, eine Aufzählung der Sammlungsgegenstände zu
geben, als dies auf den folgenden Seiten in erschöpfender Weise geschehen wird. Nur einiges vom Besten kann
hier aus den Hauptgruppen der Sammlung erwähnt werden.
Unter den älteren Goldschmiedearbeiten fällt ein gotisches Vortragekreuz, eine Florentiner Arbeit des
XV. Jahrhunderts, auf. Die Schmuckplatten von Pranslucide-Email sind daran von gleicher Vortrefflichkeit wie die
Gravüren. Ein spätgotisches, ungemein formenschönes Prunkgefäß von spanischer oder italienischer Herkunft bildet
den Übergang zu den Arbeiten aus der Blütezeit deutscher Goldschmiedekunst im XVI. und frühen XVII. Jahrhundert.
Gerade die charakteristischsten Goldschmiedearbeiten der Renaissance sind durch vorzügliche Beispiele vertreten: Ein
hoher gebuckelter Deckelpokal des Nürnbergers Heinrich Straub repräsentiert die Gattung jener Gefäße, bei denen
durch Treibarbeit dem Metalle die höchsten Glanz- und Spiegelwirkungen entlockt wurden. Zugleich gibt der
Lippenrand eine Probe von der Kunst jener Zeit, ruhige Flächen durch vollendete Gravierungen künstlerisch zu
beleben. Auch Trinkgefäße in den verschiedensten lierformen, wie Pferde, Hirsche (siehe besonders Tafel I), Bären,
Eulen sind beredte Zeugen für die Pracht wie für die Trinkfreudigkeit an der deutschen Tafel; ebenso mehrere
Aufsätze in Schiffsform, der antike carrus navalis, der vom Prunkwagen der Renaissancefestzüge schließlich zur
Tafelzier und zum Trinkspiele geworden war. Einen Weinkrug aus Emden umziehen römische Kaisermünzen, die
von der Renaissance in dem Bestreben, Medaillonbilder der Imperatoren zu den verschiedensten Dekorationszwecken
zu verwenden, mit Vorliebe in Silbergefäße eingelassen wurden. Ein Venezianer P'adenglas mit silbernem Fuß und