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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Ölgemälde moderner Meister: Nachlässe Prof. Ludwig Willroider †, München, Kunstmaler Rudolf Epp †, München, und aus anderem Privatbesitz ; Auktion in München in der Galerie Helbing, Donnerstag den 2. April 1914 — München, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.20118#0005
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Ludwig Willroider war Künstler nicht allein des Erwerbes, sondern seiner selbst
wegen. Er war geborener Kärntner und hing sehr an seinem Geburtslande, die Freude zur
Kunst jedoch Hess ihn die Liebe zur Heimat überwinden.

Ausgerüstet mit den ersten Anleitungen zur Landschaftsmalerei, die er von seinem
Bruder Josef erhalten hatte, zog er nach München, woselbst sein Wunsch, in die Schule Adolf
Lier's einzutreten, der Uberfüllung wegen leider nicht verwirklicht werden konnte.

Unsere bedeutendsten Landschafter der damaligen Zeit, Adolf Lier und Eduard Schleich
hatten ihre Freude an dem jungen, kunstbeflissenen Kärntner und nahmen sich seiner an, sie
standen ihm mit ihren Ratschlägen gerne zur Seite. Ludwig Willroider war eigentlich Auto-
didakt, eine Eigenschaft, die er mit Spitzweg gemein hatte. Willroider bildete sich gleich
Spitzweg direkt vor der Natur. Die mit so reichen Landschaftsmotiven gesegnete Umgebung
Münchens, das Voralpenland, die Moore, sie waren das Füllhorn, aus dem Willroider
schöpfte. Wenn er des morgens hinauszog in Gottes freie Natur, kehrte er reich
beladen mit Beute an Studien heim. Dieses fleissige Studium der Natur versetzte Will-
roider bald in die Lage, in die ersten Reihen unserer deutschen Landschafter eintreten zu
dürfen. Seine Arbeiten fanden auf den Ausstellungen ungeteilte Anerkennung. Bei dieser
Gelegenheit möge auf seine Gemälde „Die Sündflut" in der Königlichen Pinakothek, sowie den
„Dies irae" des Münchener Kunstvereins hingewiesen sein; wie mächtig wirkt die realistische
Ubermacht der furchtbaren Naturgewalten auf den Beschauer, Kompostionen, die von unendlich
vielem Können und treuer Beobachtung der Natur zeugen.

Als der Tod den Künstler von seinem schweren Leiden erlöste und er seine natur-
freudigen Augen für immer schloss, bewies sein Nachlass so ganz, wie sehr er Künstler für
sich selbst war, wie sehr er seine Eroberungen für sich bewahrte, um sie allein zu geniessen.
Seinen testamentarischen Bestimmungen zufolge sollte sein Nachlass zu Gunsten seiner Vater-
stadt verkauft werden. Bei der grossen Fülle des Gebotenen würde nun bei einem anderen
Künstler sicher die Reaktion eingetreten sein, die Nachfrage hätte nachgelassen, nicht so bei
Willroider. Was heute preiswert erworben wurde, verdoppelte und verdreifachte seinen Preis
in ganz kurzer Zeit. Wer damals kaufte, hat wohl getan.

Der im nachstehenden Katalog enthaltene, letzte Teil des Nachlasses war für
besondere Zwecke zurückgestellt worden; er eignet sich in der Hauptsache dazu, die Be-
stände der Staats- und Privatgalerien zu ergänzen und nur dem Umstände, dass die Nachlass-
pflege nunmehr die testamentarische Angelegenheit zum Abschluss bringen muss, ist es zu
verdanken, dass diese durchgehends qualitätsvollen Werke auf den Markt gelangen.

Rudolf E p p nahm der Tod nur wenige Monate nach Ludwig Willroiders Heimgang den
Pinsel aus der Hand. Als Schüler Schirmers neigte er sich eigentlich ursprünglich der Land-
schaftsmalerei zu. Seine erste Studienreise führte ihn in den Schwarzwald, dem Schaffens-
gebiet Vautiers, der dann weitere Reisen und mehrfacher Aufenthalt in den Bayerischen und
Tirolerbergen folgten. Diese Reisen waren für ihn bestimmend, sich ganz der Genremalerei
zuzuwenden. Das in seinen Sitten und Gebräuchen noch urwüchsig gebliebene Leben der
Bewohner der Berge hatte es ihm angetan, sie zu studieren und sie in ihrem Wirkungskreise
wieder darzustellen, war sein Bemühen und dass ihm dieses gelungen ist, beweist die grosse
Anzahl von Werken, die sich in deutschen Privat- und Staatssammlungen befinden, ein grosser
 
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