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Hugo Helbing (Firma); Schmidt, Robert [Bearb.]; Bolz, Edgar [Bearb.]
Hugo Helbing: Sammlung Edgar Bolz, Anhang: Sammlung aus einem Frankfurter Besitz: Antiquitäten, gotische Perlmutterplaketten, Kleinplastik, Nautilus, Tabatièren, Etuis, Carnets de Bal, Schmuck, Perlmutter, Schildpatt, Holzskulpturen, Textilien, Keramik, Möbel — Frankfurt M.: Hugo Helbing, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.73625#0014
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herauszugreifen, die künstlerisch und kulturell besonders wertvoll zu sein scheinen. Zeitlich
stehen [da am Anfang die reizvollen kleinen Reliefs, deren stets religiöse Szenen darauf
schließen lassen, daß sie für kirchliche Gebrauchsgegenstände, für Hostienkapseln u.a. bestimmt
waren (Nr. 1 —7). Die wissenschaftliche Klassifizierung dieser sicher vielfach von frühen
Kupferstichen beeinflußten Kleinkunstwerke ist noch nicht vorgenommen worden. Die Nieder-
lande hatten an ihnen starken Anteil, ebenso wie dort auch in der Barockzeit größte Vorliebe
herrschte für die Verwendung der ganzen Perlmuttermuschel als Trinkgefäß, dem sogen. Nau-
tilus, mit seiner oft reichen Durchbruchsarbeit, seinen Reliefschnitzereien und Gravierungen.
Einige zum Teil allerdings schon späterer Zeit angehörende Nautilusmuscheln sind unter den
Nummern 34—41 verzeichnet. Der bekannteste und geschickteste Meister dieser Trinkmuscheln,
Bellekin, ist dabei zwar nicht vertreten, dagegen lernen wir seine hervorragende Kunstfertigkeit in der
bezeichneten Ovalplatte Nr. 13, und in den sicher auch von seiner Hand herrührenden Arbeiten
Nr. 12 und 43 kennen. Das Zeitalter des Barock liebte in besonderem Maße die Zusammen-
stellung verschiedenartiger und verschiedenfarbiger Materialien. Das beweisen u. a. die beiden
Kästen Nr. 198 und 199, die farbig getönte Perlmutterintarsien in Holz aufweisen, sogen.
„Büchsenspannerarbeiten", ebenso aber auch das kräftig wirkende Bildrelief Nr. 1 7 mit seinen aus
Perlmutter, Elfenbein und farbigen Steinen gebildeten Einzelheiten auf blauem Grund.
Besonders gern hat man im 17. und 18.Jahrhundert Portraitmedaillons aus Perlmutter geschnitten.
Der vorzügliche Profilkopf des Kaisers Matthias (Nr. 11) wird in dekorativer Pracht durch
die auf Schildpatt aufgelegten und von schöngetriebenen, silbervergoldeten Rahmen umschlossenen
Portraits übertroffen, die August III. von Sachsen und seine Gemahlin Maria Josepha dar-
stellen, ausgezeichnete Werke des bisher unbekannten Perlmutter-Schnitzers Graefenstein in
Gotha (Nr. 20 ab). Wie dann die Regence-Zeit aus der Verbindung von Schildpatt, Perl-
mutter, Gold und zierlichstem Goldpique ganz entzückende Wirkungen herauszuholen wußte,
das zeigt das Schälchen Nr. 196, besonders aber die große Schale und die beiden Leuchter
Nr. 195 und 190 a, die zum Besten gehören, was in diesem von künstlerischen Gourmets stark
begehrten Genre hergestellt worden ist.
Je mehr wir uns der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nähern, um so mehr steigt
die Vorliebe für Perlmutter in allen Gestalten, um so reichhaltiger aber wird auch der Inhalt
unserer Sammlung. Jene galante Zeit, die wie keine andere dem Kult des schönen Geschlechts
sich widmete, hatte einen erstaunlichen Bedarf an kleinen, ziervollen, liebenswürdigen Dingen,
die für die Hand oder das Arbeitstischchen, den »Bonheur du jour«, oder den Schreibtisch
der Dame bestimmt waren. Die Dosen, die schmalen Etuis, die zierlichen Bestecke; die
Petschafte, Schreibtäfeichen, Federmesser, Briefschatullen und Schreibzeuge; die Necessaires,
die verschiedenen Nähutensilien und Toilettengegenstände — alles was von einer Dame des
18. Jahrhunderts unzertrennlich war, ist hier in reichster Fülle vor uns ausgebreitet. Nur
wenige Einzelstücke seien hier besonders aufgeführt. Unter den mehr als 100 Dosen sind
köstliche Werke, die feinste Perlmutterschnitzerei mit edelster Juwelierarbeit verbunden zeigen.
Bo die beiden runden Dosen Nr. 48 und 76; weiter die prächtigen Btücke Nr. 73 und 75
 
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