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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Ölgemälde, Aquarelle und Handzeichnungen moderner Meister aus nord- und süddeutschem Besitz: dabei aus dem Nachlasse des fürstlich Thurn u. Taxis'schen Oberbaurates Max Schultze, Regensburg-Partenkirchen ; Auktion in der Galerie Hugo Helbing, München, 30. November 1926 — München, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.20526#0008
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Laufbahn 1877 für immer und wandte sich nun ganz der Kunst zu. Von besonderer
Bedeutung- ist, dass aus den drei im Kataloge enthaltenen Bildern der Entwicklungsgang
des Künstlers zu ersehen ist. Zeigt die „Orientalin" noch deutlich den Einfluss Mackarts,
insbesondere in der Farbengebung und der Prunkentfaltung aus der Zeit um 1875, so
ist mit dem Ende der 70 er Jahre unter Muncacsi'schen Einfluss — gleichzeitig mit
dem „Landstreicher" — entstandenen „Sitzenden alten Mann" eine Steigerung der
malerischen Werte und des Könnens zu ersehen, die in dieser kurzen Zeit zu erreichen
nur dem geborenen Künstler möglich ist. Diese Fähigkeiten Hessen auch Uhde, gleich
wie Feuerbach und Marpes, nicht zur Buhe kommen, auch in ihm das stete Drängen
auf Erreichtem nicht stehen zu bleiben und so kristallisierte sich um 1880 jene Kunst
heraus, die Uhde auf höchste Höhe hob und ihn zum Schöpfer religiöser Motive, unter
Anwendung der figürlichen Gegenwart machte. Die beiden „Engel", eine Teilfassung zu
der leider nicht mehr zur Ausführung gekommenen grossen Komposition zu Gerhard
Hauptmann's „Hanneies Himmelfahrt", deren Entstehungszeit in das Jahr vor dem Tode
des Künstlers fällt, zeigen den Künstler im Stadium des ersehnten Zieles.

Und nun zu dem „Selbstbildnis" Wilhelm Chase aus dem Jahre 1875, dem der
„Studienkopf eines alten Mannes" von Ernst Zimmermann gegenübergestellt werden
muss. Hier vereint sich Leibi mit Diez, hier sind Werke geschaffen, die sich nur aus
den Lehren dieser beiden Meister schöpfen Hessen. Der Knappe Leibl's, J. Sperl,
ferner Th. Alt, B. Hirth du Frenes und K. Hagemeister schliessen sich hier an. Sperl's
„Schimmel im Stalle" zeigt zweifellos den Leibl'schen Einfluss aus dessen Pariser
Zeit und zwar im Anklang an Gericault; das „Fruchtstilleben" und die schmissige
Skizze zum „Tanzbodenbild" lassen die Ateliergemeinsamkeit mit Leibi voll erkennen.
Das „Bildnis eines blonden Fräuleins" von Th. Alt trägt ebenfalls die typischen Merkmale
des Leibistriches. Das „Knabenköpfchen" von K. Hirth du Fre'nes ist erst nach dem
Zusammenarbeiten mit Leibi entstanden, zeigt aber den Einfluss des Meisters noch
deutlich, K. Hagemeister ist, wie auch Schuch, später seine eigenen Wege gegangen,
er hat sich dem Impressionismus zugeneigt und dies wohl angesichts der sonnigen Welt
der Havel; doch lugen Leibi und Courbet aus seinen Bildern noch immer hervor.
Wilhelm von Diez' „Hinterhalt" dürfte wohl mit dem im Jahre 1872 geschaffenen
Hinterhalt, der noch teilweise unter Meissoniers Einfluss stand, identisch sein, und
ist in Zeichnung, Komposition und Farbe eines jener Werke, die damals des Künstlers
Euhm begründen halfen. In dem „Ungleichen Liebespaar" ist das lustige Erlebnis eines
Kollegen anlässlich eines Jagdausfluges in die Dachauer Gegend festgehalten. Lorenzo
Quaglio führt uns in unsere schöne Bergwelt am trauten Tegernsee und lässt uns
Einblick nehmen in den leutseligen Verkehr des ersten bayerischen Königs, Max Josef I.
mit seinem Volke. Angesichts des Tegernsee' ist der König zu einem Bauern mit der
Königin und Kronprinzessin zu Besuch gekommen, treuherzig von dem Bauernpaar
begrüsst und bewirtet; ein Dokument von Fürsten- und Volkstreue für alle Zeiten.
Hier schliesst sich Heinrich Bürkel, wesensverwandt in der Darstellung der ländlichen
Bevölkerung, mit seinen „Flachsbrecherinnen" und „Oberbayerische Landschaft" an,
um überzuleiten auf C. Spitzweg', dessen „Abendfrieden" Spitzweg'sche Euhe und Frieden
atmet, und von dem Einsiedler im weltentrückten Empfinden die Unrast der Welt
fernhält. Die kleine „Landschaft" mit den beiden Figürchen und die „Alm im Hochgebirge"
gaben dem Künstler Gelegenheit seinem feinen Naturempfinden vollen Ausdruck zu
verleihen; die getuschte Bleistiftzeichnung „Im Maleratelier" besitzt vollständige Bild-
wirkung; von ganz besonderem Interesse wird das Skizzenbuch des Künstlers sein,
da es Gelegenheit gibt zu sehen, wie Spitzweg seine Motive zusammentrug. Während
 
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