Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hugo Helbing [Hrsg.]
Ölgemälde, Aquarelle und Handzeichnungen moderner Meister aus rheinischem und süddeutschem Besitz: Auktion in der Galerie Hugo Helbing, München: Dienstag den 5. Juni 1928 — München: Galerie Hugo Helbing, 1928

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48898#0008
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Arbeit dieses Künstlers. Hugo Engel’s „Tiroler Bauernmädchen“ zeigt jene Natur-
wüchsigkeit, die nur vor der Natur geschaffen werden konnte. Max Gaisser ist mit
einer größeren Komposition „Holländische Fischer“ vertreten, auch hier die Betonung
jener Details beim Figürlichen und des Innenraumes, wie man dieses an den Arbeiten
Gaisser’s liebt. Walter Geffcken steht mit der flockigen Technik, in der er die Personen
des Rokokos zu schildern weiß, einzig da. Die „Gratulationskur“ zeigt, wie sehr Technik
und Darstellung in sich aufgehen. W. Groegler’s „Sonntagsmorgen in Hessen“ gemahnt
an Benjamin Vautier. Aus Shakespeare, dem Lieblingsdichter Eduard Grüßner’s, hat der
Künstler eine Szene „Hinter den Kulissen“ aus Faust gewählt. Die auf der Lehne des
Stuhles sißende schmiegsame Gestalt des Mephisto, dessen brennende Augen auf der
verschüchtert vor ihm stehenden Balleteuse ruhen, konnte nur Meister Grüßner schaffen;
ein mit „Eine Frage“ benanntes Bild von Oskar Hagemann, ein Mann mit keck auf*
geseßtem Künstlerhut und ein Bauernmädchen, verdient bis in die kleinsten Details studiert
zu werden; wird man doch immer wieder Neues, das eben Gesehene Uebertreffendes
finden. Kann auch der Künstler die Lehren Trübner’s nicht verleugnen, so tritt doch
sein eigenes Ich überall in seine Rechte; flockiger, ich möchte sagen pulsierender ist der
Aufbau der Formen gegeben, den Objekten Leben verleihend. Louis von Hagn’s
„Vorleser“, dem Jahre 1858 entstammend, vereint in Darstellung und im Kostümlichen
alles Können dieses feinempfindenden Künstlers in sich. Peter van Hammes „Mädchen
mit Rosen“ zeigt neben korrekter Zeichnung weiche Modellierung des Figürlichen.
Als eine bewegte und wohl erwogene Komposition muß F. J. N. Heydendahl’s d. Ae.
„Rückzug des napoleonischen Heeres aus Rußland“ genannt werden. Die Beherrschung
der Massen, sowie die Schilderung dieses Weltdramas konnte nur von solch berufener
Hand gelöst werden. F. A. von Kaulbach’s „Dame im Park“ gehört der Zeit Mitte der
70 er Jahre an, in der der Künstler die mittelalterlichen Motive bevorzugte und die ihm
auch für seinen Aufstieg sehr dienlich waren. Das Bildnis einer „Dame mit brünettem
Haar“ und hellem Gesellschaftskleide, Kniestück, und das Bildnis der „Miß Farrar“, beide
die den Bildnissen Kaulbach’s innewohnende Vornehmheit bekundend, gehören den 90er
Jahren an; eine „Abendlandschaft“ mit besonderer Betonung der durch die untergehende
Sonne geschaffenen Stimmung darf nicht vergessen werden. Die Tänzerin von Albert
von Keller vereint Rasse und kräftiges noch an Paris erinnerndes Kolorit in sich; die
Dame mit Schleppe in beigefarbigem Kostüm, ganze Figur, und die weibliche Halbfigur
mit schwarzem Haar, sinnlichen Augen und ebensolchen Mund verkörpern den Maler
des Salons und der schönen Frauen in sich. Vor wenigen Tagen hat Hermann Knopf
die Augen für immer geschlossen; seine dem holländischen Volke entnommenen Motive
sind vom Glaspalast allgemein bekannt, seine Tätigkeit in der Münchener Künstlergenossen*
Schaft wird nie unbeachtet bleiben; auch hier ist ein Motiv aus Holland „Die Unter*
haltung“ vertreten. L. Adam Kunz „Stilleben mit Obst und Wildhase“ in altmeisterlicher
Wiedergabe zeigt von jener Abgewogenheit der Farbe und Komposition, die gerade bei
Kunz so besonders schäßenswert ist; ein Bildchen von Kabinetformat mit Obst und
Wildgeflügel durchzieht ebenfalls jener warme und feingestimmte Ton, der nur der Palette
dieses Künstlers eigen ist. Der „Maler“ A. Laupheimer’s ist in Licht und Farbe auf eine
Gesamtharmonie gestimmt, die das feine Empfinden dieses Künstlers voll zur Geltung
kommen läßt. Des aufstrebenden Stuck^Schülers Richard Liebermann’s „Mädchenbildnis“
läßt erneut die Fortschritte dieses Künstlers und seinen Weg zum Porträt immer klarer
erkennen. Gustav Majer, genannt Schwabmajer, zeigt die typischen Einflüsse der Schule
Diez in der zweiten Hälfte der 70er Jahre, der auch der „Mönch in brauner Kutte“
entstammt. Hier stellt er sich auch auf die Seite E. Zimmermann’s. Das Bildnis einer
„Vornehmen Dame“ von Hans Makart darf mit zu den bedeutendsten Arbeiten dieses
 
Annotationen