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Hugo Helbing <München> [Editor]
Sammlung v. B.: Ölgemälde moderner Meister des 19. und 20. Jahrhunderts ; Auktion in der Galerie Hugo Helbing, München: Dienstag den 23. April 1929 — München, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.20505#0012
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wenige Jahre später geschaffen, mit den beiden im Grase ruhenden
Mädchen, gibt abermals deutsche „Heimatkunst“ in der richtigen
Auffassung dieses vielfach mißbrauchten Wortes. Von Thoma wurden
außerdem ein Frauenbildnis und das Bildnis eines älteren Herren auf-
genommen. Karl Haide r’s „Frühlingsbild“, ein zum blühenden
Baum hinaufgreifendes Mädchen, darf das populärste Gemälde des
Meisters genannt werden. Hier kommt Haider in der Reinheit des
Empfindens dem Werk Thoma s sehr nahe.

Indem wir uns nunmehr den Münchner Malern zuwenden, welche
zu den Gründern der Sezession gehören, müssen wir F ritz v. Uh de
und Heinrich Zügel voranstellen. Uhde’s „Ruhe auf der Flucht“,
im Jahre 1895 geschaffen, also in der zweiten reichen Arbeitsperiode
des Meisters zwischen der „Kinderstube“ und den „Töchterbild-
nissen“, ist für die Gegenwart durchaus des literarischen Charakters
entkleidet, den man einstens an diesem berühmten Werk zu tadeln
wagte. Der leichte genrehafte Zug, den wir bemerken wollen, liegt
weit eher in dem Gedanken des Beschauers als in der Schöpfung des
Malers. Sobald wir die religiöse, historische, gegenständliche Remi-
niszenz ausschalten, entdecken wir die lichterfüllte Bewegung einer
Malerei, die von der impressionistischen Lehre nicht nur die äußer-
lichen Bereicherungen der Technik übernommen hat. Uhde’s „Seg-
nender Christus“ ist dann in jeder Beziehung ein typisches Werk des
Künstlers, der den sympathischen Charakter der christlichen Heils-
botschaft menschlich auszulegen begnadet war.

Zügel ist kaum jemals so abwechslungsreich und in solcher Ein-
heitlichkeit der Qualität aus verschiedenen Perioden seines Schaffens
auf eine Auktion gelangt wie hier. Nach acht Bildern Max Lieber-
mann’s steht er (von den bereits erwähnten zu bestimmtem Zweck
gemalten Arbeiten Klinger’s abgesehen) mit sechs Werken als der
zweite in der Schar der numerisch stärker vertretenen Künstler da.
Diese Werke stammen aus den Jahren 1873, 1878, 1891 und 1908. Wir
können an ihnen die ganze Entwicklung der Kunst Zügel s von seiner
Frühzeit, in der er seine Arbeiten in koloristischer Lebendigkeit bis
ins kleinste ausführt, bis zur letzten Steigerung seiner impressioni-
stischen Absichten verfolgen. Es ist sehr schwer, hier einem ein-
zelnen Bilde den Vorrang zuzuweisen. Die eigenartige Begabung
Zügel’s, der als Autodidakt begonnen hat, ist wohl vor allem in dem
„Stall mit Kälbern“ zu erkennen, wo schöne Interieurmalerei und
 
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