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fachen Gebrauchsgegenstandes enträtselt hatte. Durch diese Pionierarbeit hat sich
Großmann um die Kunstwissenschaft unleugbare Verdienste erworben. Er hat als
erster die Frankfurter Fayencen bestimmt. In einem Vortrag im Verein für Ge-
schichte und Altertumskunde 1906 hat er zum ersten Male die Bedeutung der
Frankfurter Fabrikmarke erklärt. Er hat zuerst auf das einheimische, rhein-
fränkische Tischlerhandwerk hingewiesen. Die Resultate dieser patriotischen
Archäologie hat er in Lokalblättern, wie der Didaskalia, der Kleinen Presse und im
Hessenkalender veröffentlicht. Diese Aufsätze, der über die Münzenberger Truhe
(1908), über die Leustadter Truhe (1911), über Waldpurga von Dietz (igi3), über
Philipp Grafen zu Solms (1914) und andere bleiben wertvoll, weil sie unbekanntes
Material bringen. Sie sind amüsant zu lesen, weil die ehrliche Begeisterung für das
Alte, die Freude an der Arbeit des Suchens auf einem unerforschten Gebiet und
der Stolz auf die neugefundenen Resultate herausleuchten. Sie sind gewürzt durch
Seitenhiebe auf die zünftige Kunsthistorie, die über der Erforschung der welschen
Kunst diese Nebengebiete damals zu sehr vernachlässigt hatte. Der Widerspruchs-
geist gegen die Professionellen hat sich auch nicht beruhigt, als die Kunstgeschichte
schon längst die deutsche Kunst mit allen Spezialgebieten sorgfältig durcharbeitete.
Außer dem Kunstgewerbe gehörte seine Liebe der mittelalterlichen Plastik. Auch
aus seinem Besitz sind früher Skulpturen von besonderem Rang in Museums-
besitz übergegangen.
Großmann hat ganz im alten Hausrat gelebt. Seine Wohnung war voll von
alten Möbeln, von denen ich die schönen Kölner Schränke besonders hervorheben
möchte, von Skulpturen, Scheiben, Fayencen, Bildern. Ebenso gerade wie er gelebt
hat, ist der alte Kämpe aus dem Leben gegangen. Als er erkannte, daß sein
Leiden unheilbar sei, hat er heroisch den Freitod vorgezogen. Am Tage vor seinem
Tod hat er mir seinen für die Auktion sorgfältig vorbereiteten Nachlaß übergeben.
Die meisten historischen Nachweise dieses Kataloges, die Bestimmungen der
Wappen bei Möbeln und Scheiben, stammen vom Sammler selbst. Als ich ihn, wie
verabredet war, am nächsten Tage wieder besuchen wollte, war er tot.
Adolf Feulner.
Großmann um die Kunstwissenschaft unleugbare Verdienste erworben. Er hat als
erster die Frankfurter Fayencen bestimmt. In einem Vortrag im Verein für Ge-
schichte und Altertumskunde 1906 hat er zum ersten Male die Bedeutung der
Frankfurter Fabrikmarke erklärt. Er hat zuerst auf das einheimische, rhein-
fränkische Tischlerhandwerk hingewiesen. Die Resultate dieser patriotischen
Archäologie hat er in Lokalblättern, wie der Didaskalia, der Kleinen Presse und im
Hessenkalender veröffentlicht. Diese Aufsätze, der über die Münzenberger Truhe
(1908), über die Leustadter Truhe (1911), über Waldpurga von Dietz (igi3), über
Philipp Grafen zu Solms (1914) und andere bleiben wertvoll, weil sie unbekanntes
Material bringen. Sie sind amüsant zu lesen, weil die ehrliche Begeisterung für das
Alte, die Freude an der Arbeit des Suchens auf einem unerforschten Gebiet und
der Stolz auf die neugefundenen Resultate herausleuchten. Sie sind gewürzt durch
Seitenhiebe auf die zünftige Kunsthistorie, die über der Erforschung der welschen
Kunst diese Nebengebiete damals zu sehr vernachlässigt hatte. Der Widerspruchs-
geist gegen die Professionellen hat sich auch nicht beruhigt, als die Kunstgeschichte
schon längst die deutsche Kunst mit allen Spezialgebieten sorgfältig durcharbeitete.
Außer dem Kunstgewerbe gehörte seine Liebe der mittelalterlichen Plastik. Auch
aus seinem Besitz sind früher Skulpturen von besonderem Rang in Museums-
besitz übergegangen.
Großmann hat ganz im alten Hausrat gelebt. Seine Wohnung war voll von
alten Möbeln, von denen ich die schönen Kölner Schränke besonders hervorheben
möchte, von Skulpturen, Scheiben, Fayencen, Bildern. Ebenso gerade wie er gelebt
hat, ist der alte Kämpe aus dem Leben gegangen. Als er erkannte, daß sein
Leiden unheilbar sei, hat er heroisch den Freitod vorgezogen. Am Tage vor seinem
Tod hat er mir seinen für die Auktion sorgfältig vorbereiteten Nachlaß übergeben.
Die meisten historischen Nachweise dieses Kataloges, die Bestimmungen der
Wappen bei Möbeln und Scheiben, stammen vom Sammler selbst. Als ich ihn, wie
verabredet war, am nächsten Tage wieder besuchen wollte, war er tot.
Adolf Feulner.