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Kinsky, Georg; Karl Ernst Henrici <Berlin> [Hrsg.]; Leo Liepmannssohn, Antiquariat [Hrsg.]
Versteigerung von Musiker-Autographen aus dem Nachlaß des Herrn Kommerzienrates Wilhelm Heyer in Köln: ... durch Karl Ernst Henrici & Leo Liepmannssohn, Antiquariat, Berlin (Band 1): Montag, den 6. und Dienstag, den 7. Dezember 1926 — Berlin, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.17175#0012
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in den Schränken des Heyer-Museums eine neue Heimstätte fanden. Den an Zahl gewich-
tigsten Zuwachs brachte der im Mai 1909 bewirkte Ankauf der Sammlung des Commendatore
Carlo Lozzi in Rom mit ihrem nach Tausenden zählenden Bestand an Briefen und anderen
Schriftstücken hauptsächlich italienischer Musiker, und die Übernahme der nur kleinen,
aber erlesene Musikautographen der großen Meister der klassischen und romantischen Zeit
enthaltenden Sammlung von Edward Murray jr.-Florenz erwies sich als eine besonders
glückliche Bereicherung, ebenso die Erwerbung des gesamten kompositorischen Nachlasses
Paganinis mit einer Anzahl noch ungedruckter Werke und großer Teile des Verlagsarchivs
von Bartholf Senff in Leipzig sowie der 1910 in Paris versteigerten Briefreihen an den Musik-
forscher F. J. Fdtis.

Der Collectione Lozzi verdankt das Museum seinen stolzen Besitz an Stücken zur älteren
Musikgeschichte Italiens: Urschriften von Aron, Caccini, Dragoni, Frescobaldi, Guidetti,
Ingegneri, Legrenzi, Matelart, Monteverdi, Nanini, Palestrina, Soriano, Spataro, Vecchi,
Victoria, Zarlino,' Zoilo und den großen Geigenbauern Amati, Bertolotti da Salö, Mag-
gini und Stradivari — Namen, die kaum eine zweite Sammlung außerhalb Italiens aufzu-
weisen vermag! — Das Ziel, das sich Heyer bei der Anlage seiner Sammlung gesetzt hatte,
war im allgemeinen aber eine möglichst reichhaltige, d. h. nicht nur auf Hauptnamen und
Zimelien beschränkte Zusammenstellung von Musikerhandschriften aus neuerer Zeit (etwa
1750 bis 1900), da bei der Seltenheit des Vorkommens von Stücken aus weiter zurück-
liegenden Epochen einer Ausdehnung der Sammlung nach dieser Richtung von vornherein
gewisse Grenzen gezogen waren. Zwar wäre durch einen systematisch betriebenen Aus-
bau noch manche bestehende Lücke auszufüllen gewesen, aber der unerwartet frühe Tod
Heyers hat diese Zukunftspläne vereitelt. Bis an sein Lebensende war er unermüdlich
auf eine Mehrung seiner Sammlung bedacht, und noch seine letzte Reise in den Märztagen
1913 galt der Erwerbung eines von ihm schmerzlich entbehrten Händel-Manuskripts, dessen
Besitzes er sich nicht mehr erfreuen sollte . . .

Seit dem Heimgang ihres Begründers ist die Sammlung ungeteilt zusammengeblieben.
Sie besteht aus zwei großen Gruppen, die nahezu 1700 Musikautographen (eigenhändige
Musikmanuskripte: Niederschriften von Kompositionen einschließlich Skizzen-, Album-
und Widmungsblätter mit Notenzitaten) und über 22 000 Briefe nebst Urkunden
und anderen von schaffenden und ausübenden Tonkünstlern herrührenden Schrift-
stücken umfassen. Sie umspannen den Zeitraum vom 16. bis zum 20. Jahrhundert und ver-
teilen sich auf die drei musikgeschichtlich wichtigsten Länder: Italien, Deutschland und
Frankreich. Von Palestrina angefangen bis zu Richard Strauss und Busoni fehlt kaum ein
Name von irgendwelcher Bedeutung: ein „embarras de richesse" im vollsten Sinne des
Wortes! — Ein ausführlicher beschreibender Katalog der sämtlichen Musikautographen ist
vom Schreiber dieses Geleitworts 1916 als IV. Band des großen Katalogs des Heyer-Museums
veröffentlicht worden, eine Drucklegung der Verzeichnisse der Musikerbriefe hat sich in-
folge der wirtschaftlichen Verhältnisse der Nachkriegszeit leider nicht ermöglichen lassen. •

* *

* Ü;3js:J

Einen Rückschluß auf Umfang und Bedeutung der Heyer-Sammlung ermöglicht auch
der vorliegende Auktionskatalog, dessen Inhalt einen Querschnitt des Gesamtbestandes
darstellt, wenn er sich auch nur auf ausgewählte Handschriften aus neuerer Zeit beschränkt
und die Grenze des 18. Jahrhunderts nicht überschreitet. Namen von bekannter Seltenheit
wie d'Anglebert, Caldara, Couperin, Dittersdorf, Durante, Hasse, Leo, Mara, Marcello,
Nardini, Perti, Piccinni, Pugnani, Quantz, Raaff, Rousseau, Scarlatti, Tartini, Vivaldi
 
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