ÜBER DIE ÖLMALEREI.
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malerei etwas zu thun haben, so finden sich Werke noch
weniger, welche auf eine solche hinwiesen. Zwar citirte Resta
ein zu Vercelli bewahrtes Gemälde, welches als aus der Con-
stantinischen Periode stammend, gilt, und behauptete, dass
Gesichter und Hände in Oel gemalt wären (den erwiesenen
späteren Fällen gerade entgegengesetzt, wo eben Fleischtheile
auch auf Oelgemälden lange noch a tempera ausgeführt werden).
Lanzi bewies (Scuola Fior. cap. I. p. 3 5) aber, dass das Werk
einige Saecula jünger und die T echnik nicht sicher sei.
Ist es, den getheilten Ansichten zufolge bei den Alten
nicht ausgemacht, ob bei ihnen Trocknenmittel der Oele bekannt
und auch in Anwendung gewesen, so sprechen klare Zeugnisse
aus den ersten Jahrhunderten post Chr. für das Vorhanden-
sein dieser Praxis. Schon Galenus, Nikander und andere Aerzte
mischen verschiedenen Stoffen die Bleiglätte bei, deren Gebrauch
zu diesem Behufe in Verbindung mit Oel jedoch erst bei dem
Autor über Medicin, Marcellus im 4. Jahrhundert, angegeben
erscheint. Bleiglätte, spuma argenti, Az3-ocpy;po<;, ist das beim
Treiben des Silbers geschmolzene Blei (daher auch Silberglätte
genannt), welches an der Luft oxydirt. Man streute es in das
siedende Oel, bis dieses etwas dick wird, welche ganz richtige
Manipulation übrigens der Kunst noch lange Zeit nicht zu Statten
kommen sollte, da noch 7 Jahrhunderte darauf, bei Theophilus,
als man bereits derartige Mischungen der Farben zu ersinnen
begann und zur Vervollkommnung der Methode mancherlei
Proben anstellte, dasselbe Gebrechen den Oelfarben anhaftete,
gegen das lediglich durch Siccative Abhilfe gewonnen werden
kann. Abermals ein Beleg dafür, dass auch in den Künsten und
ihrer Technik kein einzelnes neuartiges Ereigniss Uebelständen
abhilft, gleichwie im Menschenleben ganz neue Erfahrungen,
Gedanken und Principien nicht das Kind der Stunde sind, in
der sie zum ersten Mal ans Licht treten, sondern längst gezeugt
aus verborgenem Embryo sich allmälig still gestalten.
Wie wir aus Nachrichten des 4. Jahrhunderts von Kennt-
nissen dieser Periode erfahren, deren die vorher durchforschten
Zeiten, wie es scheint, entbehrten, so bereichert das nächst-
folgende neuerdinds die Wahrnehmungen auf dem Wege des
allmäligen Fortschritts. Wie jenes einholt, was Donner’s Wider-
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malerei etwas zu thun haben, so finden sich Werke noch
weniger, welche auf eine solche hinwiesen. Zwar citirte Resta
ein zu Vercelli bewahrtes Gemälde, welches als aus der Con-
stantinischen Periode stammend, gilt, und behauptete, dass
Gesichter und Hände in Oel gemalt wären (den erwiesenen
späteren Fällen gerade entgegengesetzt, wo eben Fleischtheile
auch auf Oelgemälden lange noch a tempera ausgeführt werden).
Lanzi bewies (Scuola Fior. cap. I. p. 3 5) aber, dass das Werk
einige Saecula jünger und die T echnik nicht sicher sei.
Ist es, den getheilten Ansichten zufolge bei den Alten
nicht ausgemacht, ob bei ihnen Trocknenmittel der Oele bekannt
und auch in Anwendung gewesen, so sprechen klare Zeugnisse
aus den ersten Jahrhunderten post Chr. für das Vorhanden-
sein dieser Praxis. Schon Galenus, Nikander und andere Aerzte
mischen verschiedenen Stoffen die Bleiglätte bei, deren Gebrauch
zu diesem Behufe in Verbindung mit Oel jedoch erst bei dem
Autor über Medicin, Marcellus im 4. Jahrhundert, angegeben
erscheint. Bleiglätte, spuma argenti, Az3-ocpy;po<;, ist das beim
Treiben des Silbers geschmolzene Blei (daher auch Silberglätte
genannt), welches an der Luft oxydirt. Man streute es in das
siedende Oel, bis dieses etwas dick wird, welche ganz richtige
Manipulation übrigens der Kunst noch lange Zeit nicht zu Statten
kommen sollte, da noch 7 Jahrhunderte darauf, bei Theophilus,
als man bereits derartige Mischungen der Farben zu ersinnen
begann und zur Vervollkommnung der Methode mancherlei
Proben anstellte, dasselbe Gebrechen den Oelfarben anhaftete,
gegen das lediglich durch Siccative Abhilfe gewonnen werden
kann. Abermals ein Beleg dafür, dass auch in den Künsten und
ihrer Technik kein einzelnes neuartiges Ereigniss Uebelständen
abhilft, gleichwie im Menschenleben ganz neue Erfahrungen,
Gedanken und Principien nicht das Kind der Stunde sind, in
der sie zum ersten Mal ans Licht treten, sondern längst gezeugt
aus verborgenem Embryo sich allmälig still gestalten.
Wie wir aus Nachrichten des 4. Jahrhunderts von Kennt-
nissen dieser Periode erfahren, deren die vorher durchforschten
Zeiten, wie es scheint, entbehrten, so bereichert das nächst-
folgende neuerdinds die Wahrnehmungen auf dem Wege des
allmäligen Fortschritts. Wie jenes einholt, was Donner’s Wider-