Johannes Hertel:
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[69, 4
dharasärdhasataka. Er lautet nach dem von Weber a. a. Orte
S. 988 gegebenen Sanskrittext: „In Citraküta lebte ein Jaina-
Lehrer namens Jinabhadra; ihm unterstand eine Oberin,
welche Yäkini hieß. Zu derselben Zeit zog ein Brahmane,
namens Haribhadra, umher, welcher alle 14 Wissenschaften
durchaus studiert hatte, sich für allwissend hielt und seinen
Leib mit goldenen Reifen umlegt hatte, damit er vor vieler
Wissenschaft nicht platze.1) Dabei gelobte er, dessen Schüler
zu werden, von dem er ein Wort nicht verstände. Als er
nun die von Yäkini gesprochenen Worte cakkidugam usw.
hörte [und nicht verstand], begab er sich zu dem Lehrer
Jinabhadra, wurde Mönch und von den Lehrern der Heiligen
Schrift [Siddhänta] zum Lehrer befördert. Zwei seiner Schüler,
welche große Fähigkeiten besaßen, begaben sich, um die
buddhistischen Wissenszweige zu studieren, ins Ostland
nach der großen Stadt Bähautya [= Barhut, Bharaut], ver-
bargen ihre Jaina-Abzeichen, hörten unter der Menge von
500 Schülern die Lehre der Buddhisten und widerlegten sie
schriftlich durch Beweisgründe, um die Jina-Lehre zu festigen.
Einst nun wehte der Wind einige Blätter auf die Straße.
Man brachte nun auf der Schwelle des Klosters'2) ein Jina-
Bild an. Da zogen die beiden mit Kreide eine Linie3) und
schritten darüber hinweg. Der Lehrer aber zeigte das beim
König an. Während sie nun gerüstet und gegürtet flüchteten,
schickte dieser ihnen eine Truppe nach. Der ältere der beiden
Schüler wurde von einem Soldaten getötet4) und kam um
Der jüngere nahm seine Zuflucht zur ersten Königin des
Königs Himasitala und wurde von ihr sechs Monate lang be-
wahrt. Als er sich dann entfernen wollte, wurde er unter-
1) Ebenso wird von dem siidindischen Disputator Tisya bei Cha-
vannes, 500 Contes Nr. 491 in einem 402/5 n. Chr. aus dem Sanskrit
ins Chinesische übersetzten Texte erzählt, daß er sich den Leib mit
Kupfer beschlagen ließ, damit seine Wissenschaft ihn nicht sprenge.
Vgl. Brüder Grimm, KHM. i.
2) navadväre im Text ist sicher ein Fehler. Ich lese wat/mdväre.
3) Vgl. die Gujaräti-Fassung. 4) Text fehlerhaft.
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dharasärdhasataka. Er lautet nach dem von Weber a. a. Orte
S. 988 gegebenen Sanskrittext: „In Citraküta lebte ein Jaina-
Lehrer namens Jinabhadra; ihm unterstand eine Oberin,
welche Yäkini hieß. Zu derselben Zeit zog ein Brahmane,
namens Haribhadra, umher, welcher alle 14 Wissenschaften
durchaus studiert hatte, sich für allwissend hielt und seinen
Leib mit goldenen Reifen umlegt hatte, damit er vor vieler
Wissenschaft nicht platze.1) Dabei gelobte er, dessen Schüler
zu werden, von dem er ein Wort nicht verstände. Als er
nun die von Yäkini gesprochenen Worte cakkidugam usw.
hörte [und nicht verstand], begab er sich zu dem Lehrer
Jinabhadra, wurde Mönch und von den Lehrern der Heiligen
Schrift [Siddhänta] zum Lehrer befördert. Zwei seiner Schüler,
welche große Fähigkeiten besaßen, begaben sich, um die
buddhistischen Wissenszweige zu studieren, ins Ostland
nach der großen Stadt Bähautya [= Barhut, Bharaut], ver-
bargen ihre Jaina-Abzeichen, hörten unter der Menge von
500 Schülern die Lehre der Buddhisten und widerlegten sie
schriftlich durch Beweisgründe, um die Jina-Lehre zu festigen.
Einst nun wehte der Wind einige Blätter auf die Straße.
Man brachte nun auf der Schwelle des Klosters'2) ein Jina-
Bild an. Da zogen die beiden mit Kreide eine Linie3) und
schritten darüber hinweg. Der Lehrer aber zeigte das beim
König an. Während sie nun gerüstet und gegürtet flüchteten,
schickte dieser ihnen eine Truppe nach. Der ältere der beiden
Schüler wurde von einem Soldaten getötet4) und kam um
Der jüngere nahm seine Zuflucht zur ersten Königin des
Königs Himasitala und wurde von ihr sechs Monate lang be-
wahrt. Als er sich dann entfernen wollte, wurde er unter-
1) Ebenso wird von dem siidindischen Disputator Tisya bei Cha-
vannes, 500 Contes Nr. 491 in einem 402/5 n. Chr. aus dem Sanskrit
ins Chinesische übersetzten Texte erzählt, daß er sich den Leib mit
Kupfer beschlagen ließ, damit seine Wissenschaft ihn nicht sprenge.
Vgl. Brüder Grimm, KHM. i.
2) navadväre im Text ist sicher ein Fehler. Ich lese wat/mdväre.
3) Vgl. die Gujaräti-Fassung. 4) Text fehlerhaft.