Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3o3 -

keine Agrippina. Da diese Statue einen
etwas betrübten Blick zu haben scheint,
so sagte man, dafs es die verwiesene Agrip-
pina sey. Allein, wenn man diese Gestalt
nur etwas genau betrachtet, so findet man,
dafs ihre Gesichtszüge keinen Kummer,
sondern Nachdenken ausdrücken. Sie hat
einen schönen, der Agrippina aber unähn-
lichen Ideal-Kopf. Neben ihr liegt ein
Stück, welches mit einer Flöte einige Ähn-
lichkeit hat, daher sie verschiedene für
eine Muse, andere für eine A»rjppina als
Muse dargestellt, ansprachen. Musen aber
■""irden niemals mit so vielem Nackt ge-
bildet. Das Werk ist eine griechische Ar-
beit, und dasjenige, welches neben dem-
selben liegt, kann keine Flöte seyn. Wa-
cker meinte sogar, dafs es eine Niobe vor-
stelle. Diese Statiie, als Kunstwerk beach-
tet, darf sicher als eins der besten betrach-
tet werden. Allenthalben herrscht die
edelste Einfalt darin. Es hat wenig, aber
gut geworfene Falten, und der ümrifs des
ganzen Körpers ist ungemein schön. Sie
lst etwas über Lebensgröfse. Es ist ein
Stück aus den älteren Zeiten der griechi-
schen Kunst, noch vor Praxiteles gearbei-
*et. Lessing sagte, der Kopf sey neu; al-
'ein darin hat er sicher geirrt, Er ist zwar
 
Annotationen