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II. Kapitel: Geologisch-geographische Skizze von Thera

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Anaphi, Santorin) und von den Sporaden aus nach Norden an der Westküste Kleinasiens ent-
lang ziehend bis zur Troas. In diesem letztgenannten Faltengebirge spielen paläozoische
Schiefer eine bedeutende Rolle, während die beiden anderen Gebirgszonen vornehmlich aus
mesozoischen (besonders Kreide-), sowie altteritären Gesteinen bestehen.

In oder kurz nach der Oligocänzeitl) fand die letzte Faltung dieser Gebirge statt.
Nach deren Abschluß begannen im Miocän die Brüche sich zu bilden, die zur Zerstrümmerung
des Gebirges führten. Die Auf- und Abwärtsbewegungen an diesen Brüchen waren sehr ver-
wickelt. Große Becken senkten sich tief in das Gebirge ein und erfüllten sich im älteren
Pliocän meist mit Süßwasserseen; nur das südlichste große Becken, zwischen den Kykladen
und Kreta, wurde bereits damals zum Teil vom Meere bedeckt. Diese Becken erlitten fortwährend
Umgestaltungen. In der oberen Pliocänzeit traten dann Bewegungen im umgekehrten Sinne
ein; große Teile des Gebietes wurden ungleichmäßig, teilweise sehr bedeutend gehoben — so
daß die unterplioeänen Schichten sich jetzt in großer Meereshöhe befinden — und die Wasser-
flächen wurden eingeschränkt. Auch am Schluß der Oberpliocänzeit setzte sich die ungleich-
mäßige Hebung noch fort, wenn auch nur in abgeschwächtem Maße.

Dann aber erfolgte in der Quartärzeit eine abermalige Periode des Einbruches im
Gebiete des Aegäischen Meeres. Wieder sanken große Becken und Gräben in die Tiefe, die
nur zum Teil in der Anordnung mit den älteren plioeänen Einbrüchen übereinstimmen; zugleich
erfuhr das gesamte Gebiet eine allgemeine Senkung. Das Meer überspülte das ägäische
Festland, wandelte die Thäler in Golfe, die Rücken in Halbinseln und Inseln um: erst jetzt
entstand das Aegäische Meer in seinem heutigen Umfange. Seitdem ist in prähistorischer
Zeit wieder ein kleiner Rückschlag, ein Aufsteigen des Landes um einige wenige Meter, und
diesem in historischer Zeit, wie es scheint, eine abermalige kleine Senkung gefolgt.

So wird die verwickelte Gliederung von Land und Meer in der Aegäis dem Zusammen-
wirken von zwei Faktoren verdankt: den tektonischen Einbrüchen und der Ueberflutung der
zerbrochenen und erodierten, also höchst unebenen Landoberfläche durch das Meer.

Der Verlauf der Brüche, daher auch die heutige Anordnung der Tiefbecken und Insel-
gruppen im Aegäischen Meer, steht in keinem ersichtlichen Zusammenhang mit dem Bau des
Faltengebirges, welches sie durchsetzen. Am ehesten ist dies noch in dem Inselbogen von
Kreta der Fall, der das Aegäische Meer im Süden abschließt; er entspricht im großen und
ganzen einem einheitlichen Faltengebirgszug.

Nördlich davon breitet sich vom Peloponnes bis Rhodos und Telos in der Form eines
nach Norden offenen Halbmondes das bis über 2000 m tiefe, nur im östlichen und westlichen Teil
von einigen Klippen-Eilanden durchsetzte südägäische Becken aus, sowohl das tiefste
wie das älteste Becken des Aegäischen Meeres. Es wird in Norden begrenzt von einer eben-
falls bogenförmig von Ost nach West, von Attika und Euböa bis Karien, verlaufenden unter-
seeischen Plattform von geringer Tiefe (weniger als 500 m), auf der sich der große Insel-
schwarm der Kykladen und Sporaden erhebt. Die Umrisse dieser inselreichen Plattform
sind von Brüchen im Süden und Norden begrenzt, die zu den tieferen Becken hinabführen;
die Inselgruppe selbst aber ist aus sehr verschiedenen Faltenzügen zusammengesetzt, die von
SW nach NO und von S nach N, also quer zu den Brüchen, streichen; im Westen aus einem

') Die Tertiärepoche zerfällt in die Abteilungen (von oben nach unten):
 
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