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Dragendorff, Hans [Hrsg.]; Hiller von Gaertringen, Friedrich [Hrsg.]
Thera: Untersuchungen, Vermessungen und Ausgrabungen in den Jahren 1895 - 1902 (Band 2): Theraeische Gräber — Berlin, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1146#0268
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258

VI. Kapitel. Die Felsnekropolen

wünschenswert erscheinen, daß ich dieses Kapitel meinem Bericht über die Nekropolen hinzu-
fügte. — Die photographischen Aufnahmen verdanken wir A. Schiff.



Weg nach

derZoodochos

Pege

i. Felsgräber auf der Sellada und am Nordabhange des Eliasberges.

seiiada Steigt man von der Felsstufe, welche heute die Kapelle des Hagios Stephanos trägt,

zur Sellada hinab, so führt der Weg zwischen wild durcheinander geworfenen Felsblöcken
hindurch, ein Felsenmeer von großen und kleinen Blöcken, in dem man an verschiedenen Stellen
auf Reste von Grabstätten stößt. Der markanteste Punkt ist ein riesiger Felsblock, der hoch
aus seiner Umgebung emporragt. Er erregte schon Ross' Aufmerksamkeit, der eine Ansicht
in den Monumenti des Institutes herausgab a). Eine photographische Aufnahme, welche zugleich
einen Begriff von seiner beherrschenden Lage giebt, bietet Abb. 2 auf S. 10. Stufenförmige
Einarbeitungen bedecken seine Oberfläche. In diese sind cylindrische und viereckige Löcher
zur Aufnahme von Aschenbehältern eingetieft. Mehrfach umgiebt sie ein vertiefter Rand, in
den eine Deckplatte als Verschluß eingelassen werden konnte. Auch eine große sarkophag-
förmige Einarbeitung ist vorhanden, deren Deckplatte, jetzt abgehoben, auf der obersten Stufe
des Blockes liegt. Ob die Mühe, welche seine Bewegung den Grabräubern gekostet haben
muß, sich gelohnt hat, wissen wir nicht, denn heute sind diese wie alle ähnlichen Gräber auf
Thera längst ausgeraubt, und von ihrem einstigen Inhalte hat sich nichts erhalten. Auch die
Stelen, welche die Namen der Verstorbenen nannten und deren einstige Existenz durch kleine
Zapfenlöcher zwischen den Einarbeitungen bezeugt wird, sind heute verschwunden.

Aehnliche Anlagen folgen, wenn wir auf den Kamm der Sellada hinabsteigen. Hier
und dort tritt in dem Geröll der nackte Fels zu Tage, namentlich gegen die Abhänge des
Eliasberges zu. Ueberall finden sich ähnliche Grabanlagen, bald vereinzelt, bald zu kleinen
Gruppen vereinigt. Eine größere Anzahl vereinigt der nebenstehende mit 3 bezeichnete Plan,
den Wilski 1896 aufgenommen hat.

Auf dem Kamm der Sellada gabelt sich der Weg heute wie im Altertum. Von dem
am Südabhange hinabführenden Arme zweigt bald ein Pfad ab, welcher westwärts zu den
Schluchten am Südabhange des Eliasberges hinführt. Wilski hat diesen Wegen besondere
Aufmerksamkeit geschenkt und aus ihren antiken Spuren den einstigen Verlauf festgestellt.
Er wird darüber im III. Bande genauer berichten. Für uns kommt besonders das Stück in
Betracht, das Wilskis beigeheftete Aufnahme 4 zeigt. Der Weg senkt sich zunächst rasch bis
zu der zu Tage tretenden Felsstufe, welche das archaische Gräberfeld der Sellada unten
begrenzt. An dieser zieht er entlang, so daß sie stets unmittelbar rechts vom Wege Hegt. Er
endet schließlich bei einer Somari genannten Stelle, wo ein vorzüglicher Marmor ansteht und
Spuren antiker Steinbrüche erhalten sind. Auf der Felsstufe rechts vom Wege liegt, an-
schließend an das im vorigen Kapitel erwähnte Heroon, ein Felsgrab am anderen, Stufen mit
Einarbeitungen, wie wir sie eben schon kennen gelernt haben und wie Wilskis beiliegender
Plan sie erkennen läßt; bald dichter gedrängt, bald durch weitere Zwischenräume getrennt,
wie der Fels zu ihrer Aufnahme geeignet war, im allgemeinen aber doch der Flucht des Weges
folgend, die hier freilich auch durch den Verlauf der Felsstufe bestimmt wird.

Ein weit interessanteres Bild bietet sich dem, der sich dem Nordabhang der Sellada
zuwendet. Von dem Weg nach Kamari zweigt hier der Pfad ab, der nach der Zoodochos Pege
führt; auch er war schon im Altertum begangen und zum Teil kunstvoll angelegt. Nahe dem
Kamm geht man zunächst an einigen unbedeutenderen Gräbern vorüber, die nach Schiffs

») Mo?,, d. Inst. III Taf. 26.

Weg nach
Somari
 
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