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Gewölbe. Graffiti

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Vom Peristyl nach Norden zu tritt man in einen großen Hof E E, der in der Nord-
Südrichtung einen aus roten und Kalksteinplatten bunt zusammengesetzten Stylobat hat.
Hier sind Säulentrommeln von 2.05, 1.60, 1,62 m Höhe gefunden; eine hatten wir an einer
beliebigen Stelle des Stylobats aufgestellt, weshalb sie auf den Ansichten erscheint. Eine andere
trägt den kleinen „Brief" des Tychasis (oben S. 123) an Euprosbolios. An der Nordwand,
nach der Agora zu, sind zwei Pfosten aus großen roten Quadern mit Kalkmörtel aufgeführt,
auf denen zwei Gewölbe aufsaßen. Neben diesen beiden ist noch ein drittes in dem westlich
anstoßenden Zimmer /; wie die Abbildung zeigt, noch leidlich erkennbar, obwohl man die
großen, das Gewölbe tragenden Bogensteine herausgenommen hat, so daß nur noch der Kern
aus kleinen Steinen übrig geblieben ist. Links von diesem Zimmer liegt ein zweites, G. In
diesem ist noch reichlicher Wandputz erhalten, doch ohne irgend welche Ornamente.

Das Haus ist eins der spätesten von denen, die uns überhaupt noch angehen; aber es
ist wertvoll durch seine Funde. Hier lagen vor der östlichsten der drei Bogennischen im
Hof die Bruchstücke der Tychestatue, die Buda zusammengesetzt hat (oben S. 131); ferner ein
Altar der Agatha Tycha, einer des Agathos Daimon, ein 0.11m hoher Aphroditetorso und
vor allem ein schönes strenges Anthemion der klassischen Zeit, ähnlich einem anderen,
das Rubensohn und ich im selben Jahre in Paros aufgefunden hatten (oben S. 81, Fig. 67).
Um auch von den Graffiti eine Probe zu geben, wiederhole ich hier die Abbildung eines in
dem Hause gefundenen, frei herumliegenden Steins aus den Corpus. Man sieht, wie immer ein
Name über den anderen geschrieben ist, oft, aber nicht regelmäßig, nachdem der frühere Name
beseitigt war. Erkennbar sind noch die Namen Satyros, Philokrates (mit einem auf -enes ver-
quickt), Telegnotos, links Karti[damas?], Meleippos und Apollodotos, Thrasyleon; alles echte
Angehörige der jeunesse doree von Thera. In einem Privathause würde man das wohl kaum
gemacht haben; wahrscheinlich stammt also auch dieser Stein von einem öffentlichen Gebäude.

Fig. 205. Graffito ans dem Hause im Süden der Agora (= I. G. XII 3, 1584).


 
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