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Antiquariat und Autographenhandlung Heinrich Hinterberger
Katalog: Einblattdrucke und Flugschriften des 15.-19. Jahrhunderts: Autographen und historische Dokumente: im Nachtrag einige interessante Autographen von Schweizer Dichtern und Gelehrten — Wien: Antiquariat und Autographenhandlung Heinrich Hinterberger, Nr. 18.[1937?]

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https://doi.org/10.11588/diglit.69771#0028
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Preise in Schweizer Franken

168 Mozart, Wolfgang Amadeus. 1756—1791. Eigenhändiges vollständiges Mu-
sikmanuskript: Adagio (c-moll) und Rondo (Allegretto, C-dur) für
Harmonika, Flöte, Oboe, Bratsche und Violoncell (K. V.
617, W. & St. F. 572) in Niederschrift der Patitur mit folgenden Instru-
mentenangaben: „1 Flaute / 1 Oboe / Harmonique / Viola / Violoncello“.
Mit Echtheitsbestätigungen von G. N. v. Nissen und H. Henkel. 15
eigenh. foliierte zwölfzeil. Seiten in Querformat. — Nr. 260
in Andres themat. Verzeichnis v. J. 1841. Preis auf Anfrage.
Das schöne und wirkungsvolle Quintett ist 1t. Mozarts Werkver-
zeichnis am 23. Mai 1791, kurz vor seinem Tode entstanden; es ist dort (Nr. 138 nach
Andres Zählung) als „Adagio und Rondeau für Harmonica, 1 flaute, 1 oboe, 1 viola e Vio-
loncello“ betitelt. Geschrieben ist es für die seit früher Jugend erblindete Ma-
rianne Kirchgässner (1770—1808), die es zu ungewöhnlicher Kunstfertigkeit auf
der von Benjamin Franklin erfundenen Glasharmonika gebracht hatte. Als sie
auf einer großen Kunstreise im Mai 1791 nach Wien kam, erregte ihr ausgezeichnetes Spiel
so sehr Mozarts Anteilnahme, daß er ihr dies Quintett komponierte und ihr dadurch ein
Glanzstück ihrer Programme schuf. Sie trug es zum ersten Male in ihrer Wiener Akademie
am 19. Juni vor; die Anzeige in der Wiener amtlichen Zeitung erwähnt es als „ein ganz
neues, überaus, schönes Konzertantquintett mit blasenden Instrümenten begleitet von Hm.
Kapellmeister Mozart“. (Vgl. Jahn II, 29). Als Klavierquintett erschien es bereits („del
retaggio dal defunto“) 1800 im 12. Heft der Breitkopf & HärtePschen „Oeuvres complettes“.
In der Besprechung der Allg. musik. Zeitung (III. 127 f.) wird die glückliche Zusammen-
stellung der Instrumente besonders gelobt. — Abdruck in der Gesamtausgabe: Nr. 18 in
Serie X; als Vorlage diente eine vom Autograph genommene Abschrift aus dem Nachlasse
O. Jahns.
Nach Alberts Urteil (II. 724) ist das Werk „ganz auf die eigentümliche Klangwirkung
berechnet, die freilich nur dann voll erreicht wird, wenn die Harmonika nicht durch
das Klavier ersetzt wird. Sie ... ist ein richtiges, .empfindsames' Instrument, das ge-
fühlvollen, getragenen Gesang verlangt. Dem trägt auch die verschleierte Mondschein-
schwärmerei des Adagios in glücklicher Weise Rechnung. Sie mündet in die gehaltene, an-
mutige Heiterkeit des Rondos aus, das bei aller Durchsichtigkeit im Bau doch in seinem
Streben nach Einheit und dem weiten Tonartenkreis, den es durchmißt, die Zeit seiner
Entstehung nicht verleugnet . . .“
Das durch seine Besetzung eigenartigste Kammermusik-
werk aus dem Todesjahre des Meisters.
169 — Eigenhändiges Musikmanuskript: die unvollendet gebliebene FREIMAU-
RER-KANTATE „Dir, Seele des Weltalls . . für 2 Tenore und 1 Baß-
Stimme, 2 Violinen, Viola, Baß, 1 Flöte, 2 Oboen, 1 Klarinette, 1 Fagott,
2 Hörner (K. V. 429; W. & St. F. 417) in Niederschrift der Partitur
bzw. von S. 11 ab des Partitur-Entwurfs. Mit Echtheitsbestäti-
gung, Ueberschrift („Freymaurer Cantate“) und längerer Notiz von G. N.
v. Nissen, u. Datierung vermut!, v. Ant. Andre: „1783“. 23 zwölf-
zeilige beschrieb. Seiten in Querformat; auf S. 21. nur das
linke Drittel beschrieben, 1 S. am Schluß unbeschrieben. — A. Andre,
handschriftl. Verzeichn, f. 8.500.—
Das auch äußerlich hervorragende Autograph enthält die
berühmte „Freimaurerkantat e“, von der Mozart den 3-stimmigen Chor
„D ir, Seele des Weltalls, o Sonne . . .“ (Manuskript S. 1—10), die Tenorarie
„Dir danken wir die Freude“ (Ms. S. 11—21) und den Anfang des Duetts für
2 Tenore „D ie Lichter, die zu tausenden . . .“ (Ms. S. 22—23) komponiert hat.
Besonders „der erste Chor ist schön, schwungvoll und feierlich“ (Jahn II, 114). Köchel
S. .406 hält 1783 als Entstehungszeit für ungewiß und glaubt sie nur als „jedenfalls in die
1780 er Jahre fallend“ bestimmen zu können. Wyzewa & St. Foix II, 413 geben an: „Vienne,
entre janvier et decembre 1783“.
Die oben erwähnte Notiz Nissens lautet: „Anfangschor ganz. Die darauf folgende
Nummer Tenor primo auch ganz; der zweyte T. 20 vielleicht auch; aber nur hier und da
instrumentirt“. Eine weitere Notiz Nissens vor Beginn des unbeendeten Duetts für 2 Te-
nore (S. 21) lautet: „gehört zur Kantate: „Dir, Seele des Weltalls“. Vgl. dazu Köchel a. a.
O.: „Nur der erste Chor und die Tenorarie vollständig im Partiturentwurf und die In-
strumentierung soweit angedeutet, daß sie leicht beendigt werden kann.“ Nach Nissen
(Anhang S. 18, n. 10) und Andre (handschriftl. Verzeichnis f) war „von dieser Kantate
der erste Chor für 2 Tenore und eine Baßstimme mit Begleitung des Quartettes, 1 Flöte,
1 Klarinette, 2 Oboen und 2 Hörner in den Singstimmen mit beziffertem Baß vollständig
niedergeschrieben und die Begleitung in Mozarts gewöhnlicher Weise skizziert, ebenso
die darauffolgende Tenorarie. Von einer daran sich anschließenden zweiten Tenorarie (Te-
nor-Duettes Aut.-Entw.) waren aber nur 17 Takte niedergeschrieben.“ (Köchel a. a. O.)

Katalog 18: Autograplien und Dokumente
 
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