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Hipp, Hermann
Studien zur "Nachgotik" des 16. und 17. Jahrhunderts in Deutschland, Böhmen, Österreich und der Schweiz: Text — 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.66169#0117
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f) Einzeluntersuchungen

1 . Echter-Gotik
Die aus dem Überblick über eine größere Zahl von Denk-
mälern und mit unterschiedlichen Ansätzen entwickelten Unter-
suchungen von kalke bis Reiff haben es nach allem nicht er-
leichtert, unter den verschiedenen Vorschlägen für eine Er-
klärung des kunstgescnichtlichen Gegenstandes eine begründete
Entscheidung zu treffen. Offenkundig besteht bei umfassenderer
Denkmälerkenntnis die Neigung, von den früher üblichen spezi-
ellen Erklärungsversuchen (Handwerk, Architekt, Programm) abzu-
gehen zugunsten allgemeinerer Annahmen (nationaler Faktor,
volkstümliches Substrat, "Nachgotik") - die gerade dadurch
aber die Frage nach eventuellen besonderen geschichtlichen
Bedingungen im Einzelfall wieder provozieren. Unter diesen
Umstanden war die Zeit reif, wieder auf konkrete Einzelunter-
suchungen zuzugehen.
Hilde Roesch unternahm 1938 einen derartigen Versuch
für eine der wichtigsten Denkmälergruppen, die Bauten Julius
Echters im Hochstift Würzburg. Dabei konnte sie an wichtige
Vorarbeiten anknüpfen, die den "Juliusstil" längst in Frage
gestellt hatten, ohne dabei freilich allgemeines Gehör zu
finden^28.
Die Würzburger Baukunst im späten 16. und frühen 17.
Jahrhundert wurde erstmals 1915 von Pfister methodisch er-
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arbeitet-' . Vor allem die gotischen Elemente in ihr werden
sorgfältig beschrieben und in ihrer unterschiedlichen Verwen-
düng in Profan- und Sakralbau klassifiziert . Dabei ergibt
sich für Pfister, daß es im Profanbau minderrangige Bauteile
waren, an denen sie auftraten und deshalb dort auftreten konn-
ten, weil man ihre Ausführung dem niederen Handwerk überließ.
Dagegen blieb überall der Kirchenbau konstruktiv ganz gotisch,
nur die Zierformen übernahm man aus der neuen Renaissance-
Formenwelt'’-^ ; dieser gotisierende Mischstil finde sich überall
 
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