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Hipp, Hermann
Studien zur "Nachgotik" des 16. und 17. Jahrhunderts in Deutschland, Böhmen, Österreich und der Schweiz: Text — 1979

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.66169#0206
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Siersdorf/Rheinprov. (Schloß 1578), Kleineibstadt/UF (1581-159^
Ähnliche Kleinformen zeigen zahlreiche Rundfensterchen
mit Fischblasenfüllung in Oberdeutschland in den Jahrzehnten
um und nach 16oo, so in Kochendorf/Württ., Schweinfurt, Erb-
stetten/ffürtt., Hechingen (S.Änna), Asperg, Neuenmuhr, Ochsen-
bach, Unterschüpf, Ittingen.
Es ist bezeichnenderweise die Wiederherstellung eines
hochgotischen Rundfensters, die die Maßwerkrose als beherr-
schendes Schmuckmotiv in der Zeit der Nachgotik erstmals wie-
der verwirklicht, nämlich die Erneuerung der Rose am Rott-
weiler Kapellkirchturm (ca. 133o-134o) durch Hans Böhringer
1575. Von hierher und weniger den Kleinformen wäre dann das
Auftreten der Maßwerkrose in repräsentativer Funktion auch
an Neubauten verständlich. Die Maßwerkrose über dem W-rörtal
der Würzburger Universitätskirche böte eine zeitliche Ver-
mittlung, geht aber auf den Umbau des 17. Jahrhunderts zurück
und läßt sich allenfalls als Wiederaufnahme eines schon
vorher vorhandenen Motivs auffassen. Im allgemeinen wird
das Maßwerkrundfenster erst um 16oo in größerer Form ange-
wendet, mit besonders zahlreichen Beispielen im zweiten Jahr-
zehnt des 17. Jahrhunderts (darunter als wichtigere Beispiele
Waldenbuch/Württ 16o6, Abb. 195; Dettelbach 1611-1613 Abb. 196;
Jesuitenkirche Koblenz 1613-1617, Abb. 197). In Büchold/UF
(1619-1622, Abb. 198) ist die große Rose der W-Front die
einzige gotische Fensterform.
Daß das große Schmuck—Rundfenster nicht nur auf das Main-
gebiet und Würzburg beschränkt war, zeigt - neben Koblenz und
Waldhausen - das nur quellenmäßig überlieferte Radfenster für
die Kapellkirche in Oberehnheim/Elsaß (1612), aber auch die
letztmals an Fassaden als zentrales Motiv erscheinenden Rosen-
fenster an der Hofkirche in Luzern (1633, Abb. 199) und in
der unmittelbar davon abhängigen Kirche in Glis (1642).

Von da an gibt es nur noch vereinzelt Erinnerungen an die
 
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