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Antiquariat Emil Hirsch <München> [Hrsg.]; Lucas Graefe <Hamburg> [Hrsg.]
Bibliothek Carl Chr. Redlich und einiger anderer Beiträge: Originalausgaben deutscher Dichtungen ; Versteigerung: Dienstag, den 6. und Mittwoch, den 7. Oktober 1925 — Hamburg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.15369#0008
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VI

Xenienkampf Redlich's Interesse und Vorliebe besonders berührte, läßt sich
denken: von dem schönen Exemplar des Almanachs von 1797 selbst an bis zu
allen „Mücken", „Trogalien" und sonstigen Gegenschriften (Nr. 1371—1402)
ist wieder eine Einheit beisammen, von der, obwohl vermutlich nur „fromm",
ähnlich wie bei Lessing, den Wertheriana oder Herder zu wünschen wäre,
ein Sammler oder eine Bibliothek möchte sie ungeteilt erwerben.

Hiermit ist unser Rundgang im wesentlichen beendet. Zwar ist die Ro-
mantik nicht vernachlässigt, wir finden z. B. den so raren Karfunkel- oder
Klingklmgel-Almanach (Nr. 182) mit seinen oft wirklich witzigen Anti-
Sonetten, Brentano's Godwi (Nr. 249), dieses zum Unterschied von der Tröst-
einsamkeit und dem Gockel wirklich seltene Frühwerk spielerischer Genia-
lität, den Florentin der Dorothea Schlegel (Nr. 1443). ein. in den meisten
Romantikersamirllungen fehlendes Buch, hier sogar in einem Privat- nicht
Leihbibliothekexemplar, „natürlich" möchte man sagen, die Lucinde (Nr.
1449) samt den „Vertrauten Briefen (Nr. 1450). von Tieck (Nr. 1493—1509)
neben den vollständigen Straussfedern z. B. der Sternbald. die Erstausgabe
des Wunderhorns (Nr. 178) und von Eichendorff den ..Taugenichts" (Nr. 304),
die „Quinta Essenzia" romantischer Zwecklosigkeit und des ewigen deut-
schen Wandervogeltums, aber auch Bonaventura's ..Nachtwachen" (Nr. 241).
deren Schelling'sche Provenienz ich mir übrigens nicht hinwegdisputieren
lasse, und als besonders schönes und wichtiges Stück von hoher zeitgeschicht-
licher und heutiger Bedeutung der „Rheinische Merkur" des Rheinländers
Görres (Nr. 369), die saftigste, gedankenreichste von allen deutschen, ja von
den meisten europäischen Tageszeitungen.

Aus dem eigentlichen 19. Jahrhundert, das nicht reich aber ausgezeich-
net vertreten ist, nennen wir noch als besonders vollständig vorhanden
Heine (Nr. 732—38), Immermann (Nr. 811—29), Rückert (Nr. 1314—22). Keller
(Nr. 877—95) und vor allem Platen (Nr. 1268—80). Von Platen so ziemlich
alles, die Ghaselen, die neuen Ghaselen, die lyrischen Blätter I — seine Erst-
lingsbücher —, die so sehr seltenen „Venezianischen Sonette", der Einzel-
druck der „Ode an König Ludwig" und das allererste von ihm überhaupt
gedruckte Stück „Hymne der Genien am Säkularfest der Reformation".
1817, Dublette der Münchener Staatsbibliothek, von Immermann und Heine
schöne Einzelstücke, von Immermann z. B. Der im Irrgarten der Metrik
umhertaumelnde Kavalier, der sehr seltene „Merlin", von Keller, so ziemlich
sämtliche bei seinen Lebzeiten erschienen Veröffentlichuneen. wobei wir
auf die besonders äußerst seltene 2. Ausgabe der „Neuen Gedichte" aufmerk-
sam machen und das schöne Exemplar des „Grünen Heinrich" erwähnen.

Unsere kurze Streife hat nur selten Halt machen können, sie mußte
flüchtig bleiben, aber sie läßt erkennen, was alles beim genauen Durchblättern
des Kataloges sich erschließen wird, und ahnen, wie lebhaft das Ringen sein
mag, das sich in den ersten Oktobertagen wieder einmal bei Emil Hirsch
abspielen soll. K. W.
 
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