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76 Dritter Abschnitt.
Dritter Abschnitt.
Von Blume n.
^Z-Htumen nehmen nicht blos leeren Pläßen das Ocde, sie bezaubern auch rings um
sich her durch die Schönheit, Abwechselung und Mannichfaltigkeit der Farben,
die der eifersüchtigen Kunst unerreichbar sind; sie begeistert! durch die Anmuchigkeit
des Geruchs, der vielen Geschlechtern eigen ist, und sind an sich so angenehme Gegen-
stände auf einem Gartenplahe, daß man lange glaubte, schon ihre bloße Gegenwart ma-
che einen Garten, und bey ihrer Abwesenheit verschwinde auch aller Begriff vom Garten.
Weil Blumen ein so herrliches Schauspiel für das Auge geben, und Zugleich
durch ihre Wohlgerüche so erquickend sind: so würde eö unrecht seyn, sie aus der
Nachbarschaft und von dem Anblick des Menschen Zu entfernen, oder, wie es die
alte Mode ost mit sich brachte, hinter Hecken und Gesträuchen zu verstecken. Die
Wirkung der meisten Blumengefchlechter ist überhaupt in der Ferne sehr schwach; sie
verlangen also, dem Auge des Beobachters nahe zu seyn. Obgleich Blumen hie und
da in einem Garten an schicklichen Stellen zerstreut werden können, so ist doch die
Gewohnheit zu billigen, nach welcher sie in der Nähe des Wohnhauses, um welches
ohnedies etwas mehr Cultur und erhöhete Annehmlichkeit herrschen soll, um Lauben
und andere Oerter, wo man öfter verweilt, angepstanzt werden.
Daß der Plaß, wo auserlesene Blumen gezogen werden, Einfassung habe,
und überhaupt eine mehr sorgfältige Ordnung und Cultur Zeige, ist gewöhnlich und
nicht unrecht. Aber dis altväterische Weift, Blumenbeete Zu Zirkeln, sie in hundert
kleine Theke Zu zerschneiden und in künstliche Figuren von nachgeahmtem Laubwerk, in
thierische und andere seltsame Gestalten Zu formen, ist ein Zu kindisches SpieZwerk,
als daß sie Nachsicht finden sollte. Addison nannte die Verfertiger der französischen
Blumenbeets Sonnctmacher in der Kunst; ein sehr gerechter Vorwurf. Dis Wir-
kung, die eine schöne Blumenstur hat, gewinnt durch die gezierte Ausbildung der
Beeke nicht allem nichts, sie wird sogar oft durch die widrigen Künfleleyen, die sich
dem Auge Zugleich enkgegendrängen, geschwächt. And warum Zu so vielen mächti-
gen Schönheiten der blühenden Natur ein Behältniß von ft seltsamem Zierrath?
Tragt die liebliche Weintraube auf ihren eigenen reinlichen Blättern auf; reicht sie in
einer Zierlichen Pastetenform: und merkt, wo sie am meisten anleckk.
Eins andre schon sonst bemerkte üble Wirkung der gewöhnlichen Blumenbeete
ist diese, daß dis ftmmetrische Stellung der Blumen ihre natürliche Verschiedenheit
verschwin-
 
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