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Von Blumen. 77
verschwinden laßt. Und außerdem Zerstreut die gehauste Mengs das Auge und
schwächt den Eindruck, den sie sonst machen würden. In dem ersten Punkt weicht
man am meisten von dem Wege der Natur ab. In welchem Thale, in welchem Ge-
hölz, giebt sie ihren Blumen, auch wenn sie ein zahlreiches Geschlecht auf einem Platz
hervorblühen läßt, eine si-mmetrische Stellung? Hat sie nicht vielmehr ihre man-
nichfalkige Blumen über den ganzen Teppich der Erdfläche auögestreut, daß sie mehr
durch einen Zufall, als nach einer bestimmten Absicht, zu wachsen scheinen?
laßt uns den Schritten der Natur folgen. Wenn ausgesuchte Blumen, an-
statt auf abgezirkelten Beeten gepflanzt zu seyn, hin und wieder nachlässig in einem
Boden von kurzem Grafe angebracht, und mit artigen Feldblümchen vermischt wer-
den: so muß ein solches Stickwerk auf einem grünen Teppich durch Mannichfaltigkeit
und Contrast von einer sehr angenehmen Wirkung seyn. Man freuet sich, sie da zu
finden, wo man sie nicht erwartete, und wo sie doch so wohl stehen, weil sie von der Hand
der Natur dahin gesaet zu seyn scheinen.
Ein gesunder Geschmack, der sich von den alltäglichen Blumenbeeten entfernt,
wird in den Blumen selbst ein vortreffliches Mittel der Verschönerung erkennen, wo-
von sich ein mannichfaltiger Gebrauch machen läßt. Sie sind zuvörderst ein Zubehör
der angenehmen, muntern und heitern Gegend; sie helfen vornehmlich die lehts
bilden, und diese ihre natürliche Bestimmung dürfen wir nicht übersehen. Sowohl
die Schönheit der Farbe, als auch die Anmuth des Geruchs empfiehlt sie den Plätzen,
wo das Auge entzückt werden soll, wo der Mensch sich den fröhlichsten Empfindungen
überlaßen will. Eben daher gefallen sie auch in Scenen des Frühlings und des Sommers.
Für geschmückte Gegenden sind die edlem Geschlechter, für einfältig ländliche die ge-
meinen. Sie sind aber immer so sehr ein Eigenthum der angenehmen Gegend, daß
fie eine jede, worin sie sich befinden, dazu erheben und selbst die Wildniß aufheitern»
Der Vorplatz einer Grotte, eine melancholische Gegend würde wenigstens nur einige
minder sich auszeichnende Blumenarten vertragen; Reichthum und Lebhaftigkeit der
Farben würde bald eine veränderte Scene hsrvorbringem
Jedes iusthaus hingegen aus einer heitern Anhöhe, jedes Kabmet von einer
sreyen Lage, jede schattenreiche iaube liebt am Eingänge und in der Nachbarschaft ei-
ne Anpflanzung von Blumen. Hier, wo man gerne verweilt, wo das Auge mit
Muße betrachtet, mögen die Geschlechter blühen, an welchen die Natur am meisten
die Schönheit und Mannichfaltigkeit ihrer Farben verschwendet hat. Hier werden dis
Tulpen, Hyacinthen, Nelken, Anemonen, Aurikeln, Ranunkeln, Primeln, Iris,
Balsam ins, Mohn, Malven, Rittersporn, peruviamsche Wunderviole, im Herbst
die Afters u. a. sich freuen, den stolzen Pomp und den wunderbaren Reichthum ihrer
Farben Zu verbreiten, und m kaufend Abwechselungen zu spielen.
K z Andere
 
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