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I ZO Sechster Abschnitt.
Sechster Abschnitt.
Von Wegen und Gängen.
- - . ' I.
k Veber den Bau, die Festigkeit und Bequemlichkeit der Gartenwege, wobey man
vorzüglich auf die Beschaffenheit des Klima und des Erdbodens Rücksicht zu
nehmen hat, findet, man in den Schriften der Gartnerey hinlänglichen Unterricht.
Wir haben nur hier die Anlage der Gange zu untersuchen, in so ferne sie dem Ge-
schmack untenvorfen ist.
Ueberflüßige Gange, z. B. bey einer offenen Ebene, wo keine Hindernisse den
Gang aufhalten, find ekelhaft; ihr Mangel an Stellen, wo sie erfordert werden, ist
verdrüßlich. Man schadet dem Eindruck der Gartenscenen, sowohl wenn man zu
viel oder zu wenig Wege anlegt, als auch, wenn sie nicht gerade an den Orten, wo
sie nöthig sind, angetroffen werden.
Die vornehmste Bestimmung der Gange ist, daß sie, ohne zum Umkehren
zu nöthigen, zu allen merkwürdigen Scenen herumführen. Allein nut dieser Be-
stimmung vereinigt sich noch eine andere, nämlich, daß sie eine solche Wendung
nehmen müssen, bey welcher nicht allein überhaupt Abwechselung und Mannichfal-
tigkeit genossen wird, sondern auch die besten Prospecte bald auf einmal, bald all-
mählig, in der vortheilhaftesten Enthüllung erscheinen, hingegen der Anblick mis-
fätliger Auftritte ganz verdeckt bleibt. Die Anlage der Wege erfordert also eine
sorgfältige Aufmerksamkeit auf die Gesichtspunkte, aus welchen auf denselben die
Gegenstände in die Augen fallen.
Nach der Lage und Beschaffenheit nicht nur des Bodens, sondern auch der
Gartenscenen selbst, müßen die Wege bald in der Tiefe verweilen, bald mit den An-
höhen sich erheben, bald eine gerade Liniefortlaufen, bald sich krümmen, bald von
einem schmälern, bald von einem breitem Umfang feyn, und dadurch schon eine ge^
wisse Abwechselung in sich enthalten. Hat man ein beständiges Augenmerk auf
den Genuß der Aussichten und der angenehmsten Wirkungen aller Auftritte, so
kann es nicht schwer feyn, die Gänge glücklich anzulegen. Durch das Gegentheil
wird man in Ansehung dieses Punkts vielfältig fehlen, und gemeinen Gärtnern ahn-
- ' '' - ' lich
 
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