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6 Erster Abschnitt. Von Lustschlössern

Erster Abschnitt.
Von Lustschlössern und Landhäu -
§HßL an hat sich vielleicht nirgends mehr, als beyLandhäusern und Garkmgebäudett,
von der reinen Schönheit und edlen Einfalt der Architektur entfernt»-)
Lange Zeit herrschte der Wahn, daß man auch hier eine mit Zierrathen und unendli-
chen

*) Nicht blos der falsche Geschmack der
Erbauer, sondern auch der Architekten selbst,
die sich von den allgemeinen Vorurtheilen
blenden ließen, haben daran Antheil. Ei-
nige Architekturlehrer haben die Landhäuser
zu besonder» Gegenständen ihrer Untersu-
chung gewählt, indessen die meisten nur im
Vorbeygehen etwas weniges von ihnen be-
merken. Zu den ersten gehört unter uns
besonders Paul Decker in seinem Fürstlichen
Baumeister, oder ^reb.iteÄur^ etuiUs, wie
großer Fürsten und Herren Paläste mit ih-
ren Höfen, Lusihäusern u. s. w. anzulegen
und auszuzieren, u. s. ft Fol. Augsburg,
2 B. i7n. 17:6. Seine Zeichnungen von
Lustschlössern und Landhäusern enthalten die
äußersten Überladungen mit Verzierungen,
die nur der üppigste und ausschweifendste
Geschmack ausfinden kann. Das Auge
weiß nicht, wo es sich vor der unendlichen
Verwirrung hinwenden soll; und die Ver-
hältnisse , die bey der ersten Anlage des
Grundrisses sichtbar seyn mochten, sind
durch die Menge der Zierrathen so verdeckt,
daß kaum mehr eine Spur von ihnen zu
errathen ist. Die Grotten dieses Archi-
tekten sind Paläste, und seine Springbrun-
nen Ungeheuer in der Zusammensetzung.
In seinen Orangerichäufern haben die Ge-

wächse kaum vor den Statüen Platz; und
der gute Mann hält so eifrig auf die Wür-
de der Prinzen, daß er sogar über dem äu-
ßern Rand der Schornsteine die fürstliche
Krone ausstellt. Diesen Geschmack in der
Architektur fand man vormals nicht blos
bey Decker, sondern auch bey andern Bau-
meistern; man billigte ihn nicht blos in
Deutschland, sondern auch in andern Län-
dern. —- Doch erhoben sich einige über
diese Vorurtheile, z.B. Nette in seinen ade-
lichen Land- und Lufthnufern: er ist mehr
frey von üöerfiüßigen Zierrathen; doch sind
seine Formen etwas plump, und seine Zeich-
nungen überhaupt dürftig an Erfindung.—.
Unter den Franzosen sind es vornehm-
lich Blondel (im Lours ä'ArclüteÄurs. 8-
l'om. 2. Paris 1771. S. 24z-252» und M
der Oillribution äss rnailons cis plaitanas
Lo. 4. 2N0M. ?Lns !?Z7- 17Z8-) und
Briseup, (im äs bätto äes maisons äs
eampa^ns Lcc. 4. Paris 174z.) welche sich
vorzüglich mit der Architektur der Land-
häuser beschäftigen. Wer diese Werke be-
sitzt, und eine Vergleichung mit den Unter-
suchungen , die er hier über diese Materie
findet, anstellen kann, der wird sich bald
überzeugen, daß ihr Unterricht nach un-
ferm Plan nicht benutzt werden konnte.
Auch
 
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