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und Landhäusern. 7
chen Ksernigkelten überhäufte Größe und Pracht, wobey alle guten Verhältnisse fehl-
ten, und Form und Verzierung nicht selten in das Abenteuerliche übergiengen, zeigen
Müßte. Die Lustschlößer blieben nicht mehr Gebäude, die ein wohl geordnetes Ganzes
ousmachten; sie wurden vielmehr ein labyrinthischer Hause von Gebäuden, die schlecht
Zusammenhiengen, wo das Auge von der Menge der Theile zerstreut, und von der
Anordnung, worinn sre erschienen, beleidigt ward. Man sah ganze Maßen in einer
verdrießlichen Verwirrung. Ausdehnung, Plumpheit und Unordnung ward selbst
Der hervorstechende Charakter königlicher Lustschlößer. Als die Rohigkeit allmählig
überwältigt ward, und Pracht und Ueppigkeit an ihre Stelle traten, erzwang man
seltsame Figuren; und was der Richtigkeit und Schönheit der Formen abgieng, such-
te man mit leeren Zierrathen zu ersehen. Man füllte die Dächer nicht weniger, als
die Eingänge mit Statuen, die mit der Bestimmung des Gebäudes in gar keiner
Verbindung standen; man schreckte durch seufzende Caryatiden, die em trauriges
Bild der gemarterten Menschheit darstellten. Am meisten fehlte man darinn, daß
man den verschiedenen Charakter und die Bestimmung der Gebäude ganz aus den
Augen setzte. Ein Orangenehaus, eine Eremitage, wurden mit eben der Größe>
mit eben dem Reichthum her Verzierung angelegt, als wenn es die ersten Gebäude
Zn Residenzstädten gewesen wären ; es wurden hier hohe und künstliche Treppenwerke,
Säulenordnungen, Statuen, Bildwerke, Marmor und Vergoldung verschwendet.
Roch fetzt sind auch in Deutschland Veyjpiele genug von einem solchen ausschweifenden
Pomp vorhanden. Es ward fast eine Seltenheit, unter den fürstlichen Lustschlössern
jn Europa Gebäude anzutreffen, die mit einer gewissen edlen Einfachheit em Ganzes
ausmachten, die durch Ordnung, Symmetrie, Schönheit der Form und Wahrheit
Des Charakters einen angenehmen Eindruck auf das Auge des Kenners machten.
Pomp ist nicht Würde, und Ueppigkeit nicht Zierde. Daß Landhäuser der
Könige und Fürsten sich durch ein Gepräge des Ansehens und der Pracht auszeichnen,
daß

Auch ist, einzelne gute Bemerkungen aus-
genommen, die Theorie dieser Architekten
sst flüchtig und mager, so sehr sie auch dm
Ruf für sich haben. Beym Briscux ist ei-
ne unendliche Arbeit von Kupferstichen ver-
schwendet; fast alle Abbildungen von Zand-
hausern sehen sich einander völlig gleich.
Blondel zeichnet wenige Landhäuser, größ-
tentheils von einem prächtigen und edlen
Charakter/ vor; nur sind sie nach dem ge-

meinen Geschmack noch zu sehr mit Verzie-
rung von Statuen überladen. —
Uebrigcns sind von solchen Schriften
der Architeklurlchrer, welche Anweisung zur
Bauart der Landhäuser geben, noch solche
Werke unterschieden, die blos Risse und
Abbildungen von wirklich errichteten Villen
enthalten. Von Werken der letztem Gat-
tung sind die vorzüglichsten hin Md wieder
m dieser Theorie angeführt
 
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