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524

Kritiken.
Julius Kaerst, Studien zur Entwicklung und theoretischen Be-
gründung der Monarchie im Altertum. (Historische Bibliothek
Bd. 6.) München, Oldenburg 1898. 109 S.
Vf. bemerkt mit Recht, dass wir eine Entwicklungsgeschichte
der politischen Ideen, wie sie z. B. Gierke für das Mittelalter ge-
geben, für das Altertum nur erhoffen dürfen von einer universalen
geschichtlichen Anschauung, welche die grossen grundlegenden Ge-
danken, die im staatlichen Leben sich widerspiegeln, als Ergebnis des
allgemeinen geschichtlichen Lebensprozesses und in ihrem welt-
historischen Zusammenhang zu verstehen sucht; er wendet sich daher
mit gutem Grund gegen eine Anschauungsweise, wie sie jüngst wieder
Wilamowitz in seiner Rede über Weltperioden (1897) zum Ausdruck
gebracht hat: eine Anschauung, welche die Einheit der geschichtlichen
Forschung thatsächlich vernichtet und das Forschungsgebiet der Alter-
tumswissenschaft willkürlich isoliert und einengt. Solcher Einseitigkeit
gegenüber ist die vorliegende Schrift eine höchst erfreuliche Erscheinung!
Vf. verbindet mit streng philologischer Schulung eine umfassende ge-
schichtliche Bildung und ein feinsinniges Verständnis für die Probleme
der Staatswissenschaft. Und so gelingt es ihm, indem er vor allem
die geistige Seite der politischen Entwicklung, die in ihr zum Aus-
druck kommenden Ideen hervorhebt, ein überaus anziehendes und an
neuen Gesichtspunkten reiches Bild des grossen Umwandlungsprozesses
zu entwerfen, der sich in Theorie und Praxis der antiken Politik seit
dem ersten Auftauchen des monarchischen Gedankens bei den Griechen
bis auf den Höhepunkt des Absolutismus im römischen Kaiserreich
vollzogen hat, und der, — wie die universal-historische Betrachtungs-
weise des Vf. in einem abschliessenden Kapitel ebenfalls noch nach-
weist, — in seinen Wirkungen weit über die Grenzen des Altertums
hinaus erkennbar ist.
Die Schrift ist eine Zierde der Sammlung, der sie angehört, der
in genanntem Verlag erscheinenden „Historischen Bibliothek“.
Erlangen. Robert Pöhlmann.
 
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