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558

Kritiken.

einseitigen mythologischen Anschauungen geworden, mit denen er so
ganz und gar keinen Beifall bei den Zeitgenossen gefunden hat, an
denen er aber mit unglaublicher Zähigkeit festhielt. Indem er sie
immer aufs neue und an anderen Beispielen zu begründen unternahm,
vergeudete er einen Teil seiner besten Kraft und geriet aus dem
lebendigen Zusammenhänge mit der Bewegung der Altertumswissen-
schaft.
Die Verfasser hatten sich ursprünglich in die Arbeit so geteilt, dass
Pertsch die eigentliche Biographie, Höck die wissenschaftliche Thätigkeit
Forchhammers behandeln sollte. Pertsch, der weder zu Forchhammer
selbst, noch zu den Kreisen, in denen er lebte, irgendwelche nähere
Beziehungen hatte, fand indessen nur für die Jugendzeit ein reicheres
Material vor, und so übernahm sein Mitarbeiter auch die Schilderung
der späteren Lebensjahre allein. Briefe und Aufzeichnungen haben
auch ihm, wie es scheint, nicht gerade in reichem Masse zu Gebote
gestanden.
Sehr dankenswert wäre es gewesen, wenn die politische Thätig-
keit Forchhammers etwas eingehender behandelt worden wäre. Bei
gehörigem Suchen hätte es an Stoff doch kaum fehlen können, und
dabei wäre vielleicht auch der eine oder der andere historisch nicht
unwichtige Punkt aufgeklärt worden. Denn Forchhammer ist, obwohl
er öffentlich hervorzutreten vermied, doch an den Geschicken seiner
Heimat ziemlich stark beteiligt gewesen, und schon eine blosse Dar-
legung seiner Anschauungen zu verschiedenen Zeiten wäre für den-
jenigen, der sich mit der neueren Geschichte Schleswig-Holsteins be-
schäftigt, von Wert gewesen. Höck giebt aber hierfür im Grunde
nur eine Reihe von Daten, wie sie mit leichter Mühe aus der ge-
druckten Literatur aufzulesen waren, ein Eingehen auf das Einzelne
wird durchweg vermisst, und die historisch-politische Gesamtauffassung
ist im allerhöchsten Grade oberflächlich; mehr als ein Zug in diesem
Bilde ist sogar vollkommen falsch. Dagegen sind der demokratische
Grundzug in Forchhammers Wesen und die Befruchtung seiner poli-
tischen Anschauungen durch seine Altertumsstudien recht gut gezeichnet
worden. Die beigegebenen Briefe von und an Forchhammer sind sehr
anziehend. Sie geben ein deutliches Bild insbesondere von dem jungen
Forchhammer, und die Reisebriefe aus Italien und Griechenland sind
nicht nur angenehm zu lesen, sondern auch zum Teil von erheblichem
kulturgeschichtlichem Interesse.
Königsberg. Franz Rühl.
 
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