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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Äeue 2

Fernsprechsr.S.-A. 7351—53.

sshen fts aus eigensr Anschauung, welche ungewöhnlichen
r.erstungen von den Trägern unserer Wehrmacht verlangt
^,Auch heute wieder sah man in allen Dörfern
und Flecken die Bewohner für die durchmarschierenden
Soldaten CrsrischungenallerArt, Milch, Obst,
Butterbrots und die immer willkommenen Rauchwaken
beretthaltsn, ja sie brachten sie sogar, soweit es möqlich
war, bis in die Stellungen.

Angewöhnliches wird auch von den durch weifte Arm-
brnden und Mühenbänder kenntlichen Schiedsrich-
tern verlangt, die den Dewegungen der Parteien zu
solgen, Angrisfe und Abwehr zch beurteilen und ihre Ve-
obachtungen an die Schiedsrichterstäbe weiterzugeben
habsn. Sie verfügen zwar über ein eigenes Fernsprech-
netz und alle neuzeitlichen Nachrichtenmit-
tel, trotzdem aber haben sie oft ein vielfachcs an Kilo-
metern mehr als die kämpfende Truppe zurückzulegen.

In der Rescrvestellung.

Die Manövsrgäste, die am Vormittag einen Vortrag
von Generalmajor Guderian über die Kraftfahrkamps-
truppen hörten, bssuchten zunächst etwa in der Mitte des
Frontabschnittes eine Reservcstellung der roten
P a r t e i. Das hier liegsnde Vataillon hatte am Vor-
tag einen schweren Angriff durchführen müffen und war
dabei gut vorwärtsgekommen, mutzte aber in dsr Nacht
die gewonnenen Stellungen vor der seindlichen lleber-
macht wieder räumen.

In vorzüglicher Deckung lagen die Vorposten auf
einer kleinen Änhöhe, die einen guten Cinblick in das Vor-
gelände bot. Cin Veobachtungsposten der zweitsn Vat-
terie, die etwa vier Kilometer zurückliegt, hielt ständige
Verbindung durch denFunk aufrecht. Leichte
und schwere Maschinengewehre, Infanteriegeschühe und

„Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidekberger Anzeiger^

Donnerstag, 24. September 1936

Nr. 224

Panzerabwehrkanonen waren in beherrschenden, aut ge-
wählten Stellungen verteilt. Aus der Ferne rollts hef-
tiger Geschützdonner herüber, in den sich das pausenlose
Tak-Tak der Maschinengewehre mischt.

Im Vorgeländs war mit dem besten Willen nichts
vom Feind zu entdecken, als plöhlich dis Rückverle-
gung der Stellung besohlen wurde, dis sich nicht nur
mit bemerkenswerter Schnclligkeit, sondern zugleich auch
in völliger Ruhe vollzog.

Jubel um den Führer.

Gerade als mir die hier liegenden Schützen freude-
strahlend erzählen, daß am Vortag der Führer bon
diesem Höhenzug aus ihr Vorgehen beobachtet habe, schal-
len begeisterte Heilrufe auf der von Freienfteinau nach
Salz führenden Straße herüber. „Der Führer
kommt!" Alle Strapazen sind vergessen. Begeistert
jubeln die Truppen mit der Bevölkerung, die auch hier ge-
duldig Stunden ausgeharrt hat, um den Führer zu sehen,
ihren Obersten Befehlshaber, der Tag für Tkg unter sei-
nen Soldaten weilt.

2m Ilugzeug über deu Fronten.

2n den späten Rachmittagsstunden hatten viele
Manövergäste das Dergnügen, in einigen moderen
Grohflugzeugen bie Fronten abzufliegen. Die
Lleberraschung dabei war, datz man von den eigentlichen
Frvntennicht das geringste sah. Gelegentlich
bemerkte man eine Leuchtkugel. Die Tarnung gegen Flie»
gersicht war überall hervorragend durchgesührt. Land->
schaftlich dagegen waren diese Flüge ein grohartiges
Erlebnis.

Wcitm Eriolgk drr Rati«nMen.


Reutrrt, viündcrl, tdiet und drcnnt!"

AimrchtsiWc Rnadsnnkrede an dic nordasrlkaniichen Eingcdorcnca.
ZmDertkM» a«s Fra«dreich ««d R«ßla»d

Paris, 23. Sept. Die „Iournee industrielle" ver-
össentlicht am Mittwoch den Wortlaut einer Rund-
sunkreds, die ein nordasrikanischer Ein-
geborener über den Sender Varcelona in arabi-
scher Sprache gehalten hat, und in der er die Bevöl-
kerung von Algier, Tunis und Marokko sowie
die Eingeborenentruppen zum Ausstand gegen die Ve-
hörden, zur Meuterei, Ptünderung und zu Mord aufhetzt.

Der revolutionäre Ausruf beginnt mit der Vehaup-
tung, datz die eingeborene Vsvölkerung bisher Sklaven
der europäischen Kapitalisten gewesen seien. Diese habe sich
aber nunmehr dank der i b e r i s ch - a n a r ch i st i s ch e n
Vereinigung geändert, die in ihren Vestrebungen,
fo behauptete der eingeborene Anarchist, von der fran-
zösischen Regierung und vonSowjetrutz-
land unterstützt werde. Die Stunde des „Heili-
gen Krieges" sei gekommen. In diesem Zusammenhang
«sndst sich der Aufrus besonders an die sranzösi-
schen Cingeborenentruppen in Nordafrika, die aufgesor-
dert werden, sich sosort zu Gruppsn zusammenzuschlichen
und di« Waffen bereitzuhalten, um sie gegen ihre
Vorgesetzten zu richten.

Nach der Ausforderung, die Grenze derspanischen
Marokkozone zu überschreiten, heitzt es in dem Aus-
satz dann weiter: „Kommt zu uns, nachdem ihr dieses
Schwein von Franco und seine ganze Bande

ebenso wie den Kalisen von Tetuan getötet und
verbrannt habt. (!) Hier verbrcnnen wir alle
Marokkaner aus dem Ris, die wir gesangennehmen, bei
lebendigem Leibe. Eingeborene Vrüder, kommt zu uns,
nehmt Wassen und Munition sür den heiligen Krieg und
schisst euch aus den sranzösischen Schissen ein,
die eüch unentgeltlich zu uns bringen wcrden."

Im weiteren Verlaus dieser beispiellosen Hetzrede
betonte dieser bolschewistische Sendling, dah kein Grund
zur Furcht vor Italien und Deutschland vorliege, da
Sowjetrutzland zur Hilfe bereit sei und
auch die sranzösische Regierung mit den spanischen
Marxisten sympathisiere.

In dem Ausruf wird dann weiter an dis Cingebore-
nen-Vevölkerung die Aufforderung gerichtet, sich die er-
forderlichen Wafsen mit Gewalt zu nehmen.

„Plündert und verbrennt, richtet eure Wafsen gegen
die sranzösischen saschistischen Behörden, tötet sie und ver-
brcnnt sic", ist die immer wiederkehrende Parole dieser
Rundsunkrede.

Nach einem nochmaligen Aufruf zum heili-
gen Krisg an das „Cingeborenen-Pro-
letariat" und zur Besehung Spanisch-Marokkos,
schließt die Rede mit dem Hinweis, datz sich sodann die
Waffen gegen den Faschismus in Curopa rich-
ten werden. „Hütet euch, bewahrt eure Wafsen sür den
heiligen Krieg, tötet und brennt!"

Die „Iournse industriells" bemerkt zu ihrem Vericht,
daß diese Hetzrede mit den Klängen der Intsrnationale
abgeschloffen worden sei. Sie sci ein Beweis dafür, datz
die Madrider Regierung ihre Autorität völlig verloren
habe.

EI« StzMiz« VMsr»»tsre««!>.

Die bürgerlichen Parteken gegen Mcole.

Dern, 23. Sept, Die radikaldemokratische Fraktion
der Dundesverfantmlung hat eine Protestent»
schlietzung gegen den Genfer Staatsrats-
präsidenten Aicole wegen seines versassungs-
widrigen Derhaltens auf einer „schweizerisch-franzosi-
schen Dolkssront-Kundgebung" in Savohen angenommen.

Ricole hatte bei dieser Kundgebung nicht nur be-
tont, er werde sich nicht an dic Reutralitätserklärung
des Dundesrats im spanischen Bürgerkrieg halten, in
diesem Sinne habe er auch mit dem nach Genf gekom-
menen spanischen Auhenminister gesprochen, sondern er
hatte auch behauptet, in der Schweiz habe man den Ar-
oeiter der Freiheit beraubt.

Die sreisinnige Gruppe erklärt, das Der-
halten Ricoles werde in weitesten Kreises des Dolkes
als Derrat an Regierung und Hei m a t emp-
funden. Der Bundesrat wird ersucht, solchem unschwei«
zerischen Gebaren ein Ende zu bereiten. Die katho -
lisch-konservative Gruppe der Dundesver»
sammlung schlotz sich einem Zusammenwirken der bür-
gerlichen Gruppen gegen Aicole an. Auch die
Bauern», Bürger- und Gewerbepartei hat
in einer Entschliehung ihrer Entrüstung Ausdruck ge»
geben. >

Dei den bürgerlichen Parteien wird erwogen,
Aicole wegen Derlehung seines parlamentarischen Eides
für längere Zeit Vvn den Aatsverhandlungen
auszuschlietzen. Das Justizdepartement prüft
zurzeit die ganze Angelegenheit, um genau sestzustellen,
welche Aeuherungen in Evian getan worden sind und

was von der Bundesregierung zu geschehen hat. Aicole
behauptet nämlich in einer Erwiderung, die er einem
bürgerlichen Regierungsmitglied im Genser Staatsrat
gegeben hat, datz die Presse seine Aeuherungen unge-
nau wiedergegeben habe. Die Genfer Presse hält aber
an ihrer Darstellung fest und nimmt dagegen Stellung,
datz Aicvle nachträglich seine eigene Aeuhe-
rungen verleugnet. Sie beanstandet auch, datz
der Genfer Staatsratspräsident in amtlicher Eigenschast
an einer Kunbgebung teilgenommen hat, die von einer
ausländischen politischen Organisation ausging. Er
bringe dadurch Genf in die Gcsahr, der Brückenkopf
einer ausländischen Bewegung zu werden.

Die „Basler Aachrichten" äutzern sich ähnlich
und schreiben: Dieser politische Fanatiker hat es sich
nun einmal in den Kopf gesetzt, der Dolksfront-
bewegung eine Drücke in die Schweiz hin»
ein zu bauen, und scheut zu diesem Zweck vor keiner
Herausforderung der Regierung und der schweizerischen
Oesfentlichkeit zurück. 2le näher die Dolksentscheidung
in Genf über seine kantonale Mihwirtschaft heranrückt,
umso krampshafter agiert er auf der internationalen
Plattsorm,

Englische Arbeiterpartei will keine Volkssront.

London, 24. September. Dsr Führer der englischen
oppositionellen Arbeiterpartei, Attlee, nahm in
einer Rede in Blackbury gegen den Vorschlag Stellung
in Cngland eine Volksfront nach sranzösi-
schemVorbild zu gründen. Der „demokratische
Sozialismus," so erklärte Attlee, sei die einzig wirksame
Antwort auf den Faschismus.

llltiWtW««Mlt«».

Es soll sich innerhalb dreier Tage ergeben.

Liflabon, 24. September. General de Llano erklärte
am Mittwoch abend in einem Bericht im Rundfunk Se-
villa, der Vormarsch auf Bilbao werde programmgcmätz
vonstatten gehen. Die Truppen befänden sich elf Kilo-
meter von Cibar, das als uneinnehmbar gilt. General
Mola hat überBilbao Aufrufe abwerfen laffen,
in dcnen die bedingungslose llebergabe der Stadt
innerhalb dreier Tags gefordert wird.

An der Front von Calabera herrschtc am Mittwoch
Ruhe. Die letzten Vorbereitungen zur Cin-
nahme von Toledo werden getroffen. Bei Ronda
wird die Reinigungsaktion fortgeseht, und man nahm
verschiedene kleinere Trupps Marxisten gefangen. 500
Milizsoldaten sollen über dieGrenzs von Portu-
gal geflüchtet sein.

In Madrid und Varcelona nehme die
D i sz ip lin l o s igkeit zu und die Gestalt einer
Panik an. Kein Mensch glaubs dort mehr der Versiche-
rungsn der roten Regierung, über angebliche militärische
Fortschritte der Regierungstruppen. Der Bevölkerung
werde die Cinnahme von San Sebastian durch die Natio-
nalisten verheimlicht.

Dis Regierung in Madrid hat alle verfügbaren
Milizen zusammsngestellt und am Dienstag
morgen mehrere tausend Mann mit Lastwagen an die
Front bei Maqueda gebracht, um einen letzten
verzweifelten Versuch zu machen, dsn nationalen Trup-
Pen den Weg nachMadridzu verlegem

D« Ersolg liei Tal««««.

D«r Vormarsch der Nationalisten auf Madrid.

Sevilla, 24. September. (Vom Sonderbsrichtsrstat-
ter.des DNV.) Die Operationen an der Front von
Toledo machen von Tag zu Tag weitere Fort-
schritte. Dem Fall Maquedas ist nun die Croberung
von Torryos gefolgt. Dieser Ort macht den Weg nach
Toledo srei. Die Vorhut der Nationalisten ist bersits
bis zum Fluß Guadarrama vorgsdrungen und
hat den Ort Rielves kampflos genommen. Dieser Ort
liegt 21 Kilometer von Toledo entfernt

Nationale Flugzeuge bymbardierten in dieser Ge-
gend erfolgreich einen Munitwnszug der Roten und
schosscn vierroteFlu-gzeuge ab.

Sogar der Rundsunk in Madrid mutz zugeben, datz
der rote General Asensio bei Maaueda eine
Niederlage erlitten hat; der Sender stellt fest, datz
sich dieser General nach dem überraschenden Angriff der
Truppen des Generals Franco in „solidere" Stellungen
zurückgezogen habe. Da Maqucda die lehte starke
Festung aus dem Weg nach Madrid und Torryos das
lehte Vollwerk auf dem Weg nach Toledo ist, ist die Lage
disser beiden Städte hoffnungslos.

Cs ist interessant, wenn inan sich erinnert, datz der
rote General Asensio bereits vor einiger Zeit
wiederholt verkündet hat, di« Cntschei-
d u n g werde sinmal an der Front von Talavera fal-
len. Da die nationalen Truppen aus den Kämpfen dort
als die unbestrittsnen Sieger hervorgegangsn sind, wäre
es jeht folgerichtig, wenn die Madrider Volksfront sich
ergeben würde, um grotze Opfer in ihren eigenen Reihen
zu vermeiden. Die roten Maffen werden jedoch immei
noch pon Moskauer Propagandisten und Revolutions-
praktikern zu einsm derart fanatischen Hatz gegsn alle von
Menschen hervorgebrachten geistigen und materiellen
Werte aufgepeitscht und sie sind derart von der Angst vor
einsr gerechten Strase erfüllt, datz ihnen jede vernünstigc
llsberlegung fehlt.

Vesonders ruhmreich zeichnet sich bei den KLmpfen

im Abschnitt Talavera die Kolonne des Oberst
Vague aus, die seit dem 3. September, dem Tag der
Cinnahme von Talavera, in einer 30 Kilometer breiten
Front ungefähr 50 Kilometcr vorgestotzen ist. wobei der
linke Flügel bis zum Alberche-Flüß und der rcchte bis
zum Tajo reicht.

Nach der vor wenigen Tagen erfolgtcn Einnahme
von Santa Olallas trennen die nationalen Truppen jeyr
nur noch 80 Kilometer von der Hauptstadt.

Aza»« siir Kaoiwliti»«?

Weil er das Ende nahen sieht.

Paris, 23. September. Wie der Scnder C a d i z
mitteilt, soll derPräsident der Rcpublik,
Azana, entschlossen sein, sich den Nationalisten
zu ergeben, doch protestierte Ministerpräsident Ca-
ballero aufs heftigste dagegen. Lehtsrer behaupte-
die Regierung habe noch Kräfte und Mittel genug zur
Fortsehung des Kampfes.

Der Sender Tenerisfa meldet, datz die lsitenden
Männer der Madrider Volkssron t nach
Frankreich abgereist seien. Nach derselben
Quelle wird in Madrid bestätigt, daß in Varcelona eine
Aufstandsbewegung aegen Companys stattgefundcn habe-
Weitsr verlaute, datz sich die Garnison von Lerida gegen
dis Marxisten crhoben habe und den Na^yialisten von
Huesca sich anzuschließen wünsche.

Reisende, die aus Varcelona in Pcrpignan cin-
gstroffen sind, erklären, das dieser Tage in Varcelona
verbreitete Gerücht vom Tode Companys gehe daraus
zurück, datz sich im Regierungsgebäude von Varcclona
eine Revolverschießcrei zwischen Kommuni-
sten und Anarchisten abgespielt habe.

Die Cnteignung und Aufteilung desland-
wirtschastlichen Vesihes im roten Spanien
wird, wie aus Madrid vcrlautet, beschleunigt durch-
geführt. Die Sowjetisierunq wird also von der roten
Regierung eifrig betrieben.

Wie der „Iour" meldet, ist am 14. September ein
französischer Dampser aufder Höhe von Me-
lilla von einem roten spanischsn Torpedoboot angehal-
ten und zu einer Aenderung seines Kurses gezwungen
worden.

Smmer noch Widerstand im Alcazar.

Ersolgreiches Vorgehen der Nationalisten.

Hendaye, 23. Sept. Der Rundfunksender Burgos er-
klärt, daß sich die Eingeschloffenen im Alcazar von
Toledo tapfer weiter verteidigen und bis zur
Ankunst der Cntsetzungstruppen des Generals Franco
durchhalten wollen. — Die Provinz Cstremadura ist jstzt
völlig von den roten Clcmenten geläubert. Am Dienstag
wurde Ierez de Los Caballeros, die lehte noch von den
Roten besctzte Stadt der Provinz, genommcn.

Die Stadt Zumaya an der Nordfront ist durch
die nationalen Truppen beseht worden. Hier befand stch
bis vor kurzem das Hauptquartier der marxistischcn
.Truppen. Die Cinnahme dieses wichtigen strategischen
Punktes, der sich 37 Kilometer von San Sebastian befin-
det, erlaube die Schaffung einer Cisenbahnlinie, die über
Zumarraga an die Linie Vilbao—Nordspanien anschlietzt-
Dieselbe Kolonne habe das Gebiet von Arrona und
Cestona besetzt. Man nimmt allgemein an, daß Deva der
lctzte ernsthafte Verteidigungspllitz der Roten aus dec
Strecke nach Vilbao sein dürfte.

Die Wiedereinnahme von Jbiza.

Burgos, 22. September. Der Militärkommandant
der Balearen-Jnseln berichtet an General Franco tele«
graphisch Einzelheiten über die WiedereroberunS
von Ibiza. Die Jnsel wuvde von Heeerestruppen,
Fre-iwilligen vyn Malorka, der Fallange, von Fliegern un-
terstützt, erobert. Die Kommunisten und separatistischen
Horden haben die Jnsel in trostlosem Zustand
hinterlassen. Die eingsschüchterts Bevölkerung war, er-
füllt von Angst und Schrecken über den Anblick der van
den Horden begangenen Morde, in die Berge geflüchtei.

öt«ttg«rt seiert RoSert B»sch.

Eine Rede von Dr. Schacht.

Stuttgart, 23. September. Cs ist ein sreudiges,
wenn auch nicht ungewöhnliches Crsignis, wenn ein
Mann 75 Iahre alt wird. Wenn dieser Mann abcr,
Robert Vosch, äuf ein Lebenswerk zurückblicken
kann, das er just vor fünfzig Iahren gründete, und das
heut« 22 000 Menschen Arbeit und Vrot gibt, dann ist
dies ein freudiges und seltenes Creignis! In reichem
Fahnen- und Grünschmuck prangtcn gsftern die Gebäude
der Stuttgarter und Feuerbacher Bosch-Werke.

Während am srühen Morgen schon der Iubilar in
bewundernswerter Frische im Sihungssaal des Stuttgar-
ter Verwaltungsgsbäudes die persönlichen Glück-
wünsche des Vetriebes, visler alter Mitarbeiter und
Geschästsfreunde entgegennahm, sammelte sich die Ge-
folgschaft, um in zwei grotzen Marschblöcken zur Stutt -
garter Stadthalle zu marschieren, wo um 11
Ahr vormittags das Vosch-Iubiläum mit einem Fest-
akt seinen Höhepunkt sand. Die ssstlich geschmückte weite
Halle dröhnte unter dem Veifall der Chrengäste und der
vielen tausend Gefolgschaftsmitglieder, als „Vater Vosch"
mit seiner Familie und seinen engsten Mitarbeitern er-
schren,

In der grohsn Reihs der Chrengäste sah man als
Vertreter dsr Reichsregierung den Reichsbankpräsidenten

Heidelb«g« öwtische» Thest«.

„Der Raub der Sabinerinnen".

Schwank von Franz und Paul von Schönthan.

Heidelberg, den 23. September 1936.

52 Iahre ist er nun alt, dieser Schwank der Vrüder
von Schönthan „Der Raub der Sabinerin-
n e n" und die Bärte seiner Witze rauschen im Wind.
Aber wie er unsere Großeltern erheitert hat, so wird er
vsrmutlich auch unsere Cnkel noch ergöhen. Cs gibt vicle
klassischc Schauspiele und Opern, es gibt ein paar klas-
sische Operetten, aber es gibt nur ganz, ganz wsnige klas-
sische Schwänke. Diese Geschichte vom Römerdrama des
Proseffors Gollwih und seiner Aussührung durch die
Theatertruppc des Direktors Emanuel Striese gehört
dazu, ja sie steht vielleicht an allererster Sielle. 'Denn
sie hat alle Vorzüge eines guten Schwankss: Situations-
komik, Wih, überraschende Pointen, alänzende Aktschlüße
und liegt bei allem gerade noch im Bereich des Mögli-
chen. Sie hat aber öbendrein noch eines: Vombenrollen!

Cs gibt eine Menge großsr Schauspisler, die sich
eine Freüde daraus gemacht haben, den Theaterdirektor
Cmanuel Striese zu spielen. Wir häben hier für ihn
Paul R. Henker, und das bedeutete von vornherein
für den, der diesen ausgezeichneten Kllnstler im „Kleinen
Bezirksgericht" gesehen hat, einen Volltrefser. Sein
Striese ist in der Tat aroßartig: ein echter Komödiant
mit der ehrlichen Vegeisterung sür seine Kunst und dsr
nicht minder ehrlichen Cntrüstüng über den, der in seiner
Vühne nur eine Schmiere sieht, ein quter Mensch mit
einem höheren Chraeiz, der selic; darüber ist, als endlich
ein fester Posten seinen Wanderjahren ein Ende bereitet.
Paul R. Hönker spielt das alles nicht, sondern ist es.
Man glaubt ihm die Freude und den Zorn, die Vegeiste-
rung ünd die Cnttäuschunq, qlaubt es ihm deshalb, weil
immer das Menschliche bei ihm durchschimmert. Cs gibt
keine Mätzchen bei ihm, trotz der vielen kleinen Cinzel-
heiten, mit denen er diese Rolle in Sprache und Spiel, in
Mimik und Gestik bedenkt. llnd er spricht obendrein noch
ein echtes, unversälschtes Sächsisch, das anzuhören schon
ein Spaß für sich ist.

Wie er selbst nicht übertreibt, so hat er als Spiel-
leiter auch bei den anderen jede llebertreibung zu verhin-
dern und dsnnoch die richtige Schwankstimmünq zu ver-
breiten gswutzt. Freilich hat er die entsprechenden Hel-
fer dazu. Von ihnen möchte man Klarifla Manhos an
erster Stelle nennen, diese herrlich polternde, mit Cnergie
qeladene Profefforen-Gattin. Cine feine und gütige Ge-
lehrtennatur gibt Arno Hosmann mit seinem Profes-

sor Gollwitz. Annemarie Collin als geriffsner und
verliebter Vackfisch, sowie Hildegard Dreyer als ener-
gische kleine Frau gesellen sich als weitere Mitglieder
der Familie hinzu, die in Crich Weiland einen nicht
qanz so natürlich wirkenden Schwiegersohn mit angeb-
licher Vergangenheit besitzt. Sehr frisch und lebendig ist
Walter Giersch als Cmil Grotz, aus dessen ausgereg-
tem Vater Max Mairich wieder einmal eine pracht-
volle Type macht. Trude Kuhn als treubesorgtes, bald
freudig qestimmtes und bald tiefbetrübtes Dienstmädchen,
sowie Cmmerich Noseda und Friedel Grosse in
kleinercn Rollen schließen den Kreis der Mitwirkenden,
dis inmitten der köstlich altmodischen Bühnenbildcr von
Hermann Alberti und in den entsprechendcn Kostllmen
die gänze Geschichte zur Freude aller abrollen laffen.

Cs war ein außerordentlich vergnügter Abend mit
einem Publikum, das sich die Lachtränen aus den Auqen
wischte und jeden Aktschluß mit viel Veifall bedachte. „Der
Raub der Sabinerinnen" hat wieder einmal auf der gan-
zen Strecke gesiegt. Dr. Werner Schmidt.

kunsl uud Wissenschast.

s5 Millionen wissenschaftliche Bünde werden katalogi-
siert.j Zu den wichtigsten Ausgaben der deutschen wissen-
schaftlichen Bibliotheken gehört es, das Schrifttum
aller Zeiten und Län-der auszubewahren, zu
hüten und der wissenschaftlichen Forschung zugänglich zu
machen. Alle diese wertvollen Schätze können aber ihren
Zweck nicht erfüllen, wenn sie in mehr als 100 wissen-
schaftlichen BKliotheken zerstreut aufbewahrt werden,
ohne datz sie in einem gemeinsamen Katalogzu-
sammengefatzt sind Erst der Sieg des Nationalsozialis-
mus hat es durch d-ie einheitliche Staatsführung ermög-
licht, unter Führung des Reichserziehungsministers Rust
den Kreis der Blbliotheken, deren Bestände in einem Ge-
samtkatalog verzeichnet ist, a u f g a n z Deutschland
zu erweitern und alle partikularistischen Hemmungen
zu beseitigen, die die Schaffung dieses Werkes bisher un-
möglich gemacht hatten. Wie Ministerialrat Dr. Kum-
mer im Amtsblatt des Reichserziehungsministeriums
mitteilt, wird indiesen Tagen der e r st e Band
des deutschen Gesamtkatalogs e r s ch e i n e n. Der erste
Abschnitt der Gemeinschaftsarbeit deutscher Bibliotheken
ist damit abgeschloffen und ein Wunsch erfüllt, dessen Ver-
wirklichung schon Generationen von wissenschaftlichen
Bibliothekaren erstrebt haben.

sAkademische Ehrung Profcssor Dr. Speemanns.j
Der Nobelpreisträger für Physiologie und Medizin des

Jahres 1935, Gehe-imer Regierungsrat Profeffor Dr. Hans
Speemann, Ordinarius für Zoologie und Direktor
-des Zoologischen Jnstituts der Universität Freiburg i. Br.,
dem erst kürzlich von der Universität Cambridge lUSA)
die Würde eines Ehrendoktors verliehen wurde, ist von der
Akademie für Naturwissenschaften in
Philadelphia zum Korrespondierenden Mitglied er-
nannt worden.

sEi» neuer Stern.j Nach Mitteilung der astrono-
mischen Zentralstelle in Kiel wurde am 18. Scptcmber,
um 20.15 llhr von Jamm imSternbildAdler,
das jeht abends in halber Höhe im SW. steht, ein
neuer Stern cntdeckt. Cr war bei der Cntdeckung
zwar nur achter Größs, kann aber, wie es bei neuen
Sternen häufig vorkommt, noch bis zur Helligkeit der
größten Sterne anwachsen.

sEine Dichter-Ehruna.s Cins „Ioseph-von
Lauff-Gedenktafel" wird zum Andenksn an den
rheinischcn Dichter und Schriststeller Ioseph von
Lauff, der 35 Iahre in Wicsbaden wohnte, von
Frcunden und Verehrcrn des Tichters an seinem chema-
ligen Wohnhaus in Wiesbaden, Alwinenstratze 24. im
Cinvernehmen mit dem Obsrbürqermeister angebracht
werden.

sProfcffor Dr. Knopf 80 Iahre alt.l Geheimer Hof-
rat Profcffor Dr. O. Knopf, der von 1889 bis 1927
als Direktor der llniversitätssternwarte dem
Lehrkörper der Thüringischen Hochschule angehörte, voll-
endet am 24. September sein 30. Lebsüsjahr. Der Ge-
lehrts, der auch im Ruhestand seine wiffenschaftlichen Ar-
beiten fortsetzt, hat eine Reihe von Schriften auf dsm
Gebiet der Himmelskunde verfaßt.

sInstrumentalunterricht an den Schulen.j Ab 15.
Oktober soll in den Volksschulen mehrerer
thüringischer Städte, darunter auch in Gera,
mit Zustimmung des thüringischen Ministers für Volks-
bildung instrumentaler Gruppenunterricht
durch Privatmusiklehrkräfts versuchsweise eingesührt wer-
den, und zwar sür folgende Instrumente: Klavier, Vio-
line, Violoncello, Flöte, Vlockflöte, Laute, Gitarre,
Mandoline, Handharmonika und Zither. Der Anterricht
ist sreiwillig und soll zunächst ein Iahr dauern; es
wird erwartet, oatz dann die begabten Kinder privatem
Cinzelunterricht zugeführt werden. In den Gruppen für
sogenannte Volksinstrumente können bis zu sechs Schü-
ler, in den Gruppen für Klavier, Violine, Violoncello
bis zu drei Schüler gleichzeitig teilnshmen. Die llnter-
richtskosten sind sehr niedrig gehaltsn.

und beauftragten Reichswirtschaftsminister Dr. Hjalmar
Schacht, als Vertreter des Reichskriegsministers den Ge-
neral Ritter von Molo, Vertreter der württembergischen
Regierung und der Industrie.

Die Festansprache des Betriebsführers der Robert
Bosch A.-G., Hans Walz, machte den Werdegang
Voschs und seines Anternchmens anschaulich und über-
brachte dem Iubilar die Glückwünschs der gesamten Ge-
folgschaft. Nicht endenwollender Veifall, als Bctriebs-
führer Walz bekanntgab, daß die Gcschästsleitung der
Bosch-Hilfe, jencr vorbildlichen Pensions- und
Hinterbliebencnfürsorge-Cinrichtung eine Million
Mark überwies und weiterhin beschloffen habe, in
Stuttgart ein Robert Vosch-Krankenhaus er-
richten zu laffcn.

Reichsbankpräsident Dr. Schacht würdigte als Ver-
treter der Reichsregierung das Werk und die Persönlich'
ksit Robert Voschs mit begeisternden Worten. Die deut-
sch« Iugend möge sich den allseits zäh und fleitzig schof'
senden Robert Vosch als Vorbild nehmen, so schlotz Dr-
Schacht seine Ansprach« unter dem'brausenden Beifall
der Festgäste.

Weiter sprachen General Ritter vonMolv
am Austrag des Reichskriegsministers und der Wchi'
macht, Ministerialdirektor Dr. Dill im Auftrag von
Reichsftatthalter Murr und der württembergischen Rc-
gierung, sernsr u. a. Oberbürgerrneister Dt. Ströli»
(Stuttgart), Prästdent Kiehn von der Württembergischc"
Industrie- und Handelskammer und Vetriebszsllenobmann
Weitzenborn. Robert Bosch dankte in bswegten
Worten.

Englische Cyrung sür Geheimrat Bosch.

London, 23. September. Das Institut derenä'
lischcn Automobilingenieure hat kürzlich au!
ciner Versammlung in London dcs deutschen Industricl-
len Dr. Robert Bosch in Anerkennung seiner Vcr-
dienste um den Kraftwagenbau zum Chrenmitglicd
ernannt. Die Chrenmitgliedsurkunde wurde Gehsimrat
Dr. Vosch an seinem 75. Geburtstag in Stuttgart über-
rcicht. Cs handelt sich um die höchste Chrung die das
Institut verleihen kann.

Neues vom Tag.

Spanischer Dampser mit 400 Paffagieren vermißt.

London, 23. September. Wie Reuter aus Gibraltar
meldet, wird der spanische Dampfer „Genv'
veva " seit dem 2. September vermitzt. Der Dampsct
hat 400 Personen an Bord, darunter zahlreich^
Flüchtlinge. Die „Genoveva" (18000 To.) verliest
den tzafen von Santander am 2. September mit dcm
Bestimmungsort Valencia. Alle Vemühungen der draht'
losen Stationen und der Küstenwachen, den Vsrblsib des
Schisses festzustellen, sind brsher ersolglos geblieben.

— Raubüberfall um ein Goldgebiß. Der Stci"'
bruchbesiher Pilar wurde vor einigen Tagen im Wartc-
saaldesVahnhofsPardubih inder Tschcch^'
slowakei das Opfer eines räuberischen Anschlages. ^c
Räuber schlug Pilar nieder und riß ihm, da er in sc>"^
Taschen keine großen Werte fand, das qoldene G? '
bitz aus dem Mund, um damit zu entkommen. Der 4
lizei ist es jedoch bald gelungen, ihn dingsest zu machc»

Eise«»«h«»nglM i« Tr««llMch.

Visher 14 Tote, 20 Verlehte.

Paris, 23. Septsmber. Vei Ossum, vicr KiGM^
ter von Lourdes entsernt, ereignete sich am Mittwoch "

14 !lhr ein schweres Eisenbahnunglück-

Schnellzug Vordeaux — Lourdes « r -

einem Personenzug gerammt. Bisher wurdcn "'
zehn Tote und 20 Verlehte geborge«.
verkehr ist unterbrochen.
 
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