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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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„Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger"

Freitag, 16. Oktober 193o

Nr. 24.

Kampf gegtn die bvlsKewisMen Weitzerstörer!

öoll E«r»M oemichtet werdeo?

s Cine Rede des Reichsleitcrs Alsred Roscnberg.

Verlin, 15. Oktober. Der Chef des Außenpoliti-
schen Amts der NSDAP., Reichsleiter Alsred Ro-
ssuberg hatte für Donnerstag abcnd die Vertreter
der auswärtigen Diplomatie und Presse zu
«inem Cmpfangsabend in dem Terraffen-Saal des Ho-
tels Adlon gebeten.

Es handelte sich um die 25. Zusammenkunft dieser
Art sert Vestehen dieses Amtes. Man sah auf dieser
Iubrlaumsveranstaltung unter den sehr zahlreich erschie-
nenen Gästen fast das gesanrte diplomatische Korps, ser-
ner Reichsleiter Hierl, die Staatssekretäre Meih-
^' ..Oh " esorgs und Pfundtner, Vertreter des
Auswärtigen Amtes und des Reichsministeriums für
Volksaufklärung und Propaganda, sowie zahlreiche füh-
rsnde Persönlichkeiten der Gliederungen der Vewequn«
und der Vehörden.

Gleich zu Veginn des Abends erqrisf Reichslciter
Alfred Rosenberg das Wort.

Reichsleiter Rosenberq führte u. a. solqendes

aus:

Die NSDAP. habe nicht zufällig bereits zweimal
das Thema Bolschewismus und die Welt
auf den Nürnberger Parteitagen behandelt. Sie habe
im Iahr 1935 den weltpolitischen Zustand geschildert und
habe angestchts der bedrohlichen Cntwicklung der euro-
pärschen,Kolitik auch rn dresem Zahr das Wesen der
bolschewistischen Tätigkcit gekennzeichnet und die wah-
ren Führer des Volschewismus genannt. Neben
den in Nürnbsrg geschilderten Methoden scien in lehter
Zeit namentlrch einige Losungcn des Volschewismus be-
sonders stark betont worden. Cs sei vor allen Dingen
der Schlachtruf: „Kampf dem Faschismus!"
Unter diesem Sammelbegriff verstünde Moskau alle ak-
trvc- nrchtbolschewistischen Kräste in der Welt. Man
habe dre Höffnung, datz die Vertreter des liberalistischen
Zeitalters, die Gegner einer neuen nationalen Autorität
seien, im Volschewismus einen Vundesgenoffen erkennen
würden.

Der demokratrsche Staatsapparat solle die erwachten
Kräfts aus dem Weg räumen, um srere Bahn für den
Bolschewrsmus zu schaffen. Wie früher gewiffe Re-
volutionäre von den Iakobinern abwechselnd in den
einen odsr anderen Staaten verschlungen worden seien,
so spiele sich dieses Schauspiel heute, planmähig rn-
s-eniert, in der ganzen Welt ab.

„D«r internationale Marxismus ist die Welt-
srage, ob Europa zugrunde gehen
soll, odcr ob es noch die Krast zum entscheidenden
Widerstand sindet."

Cs ständen sich also nicht Proletariat und Vürgertum,
nicht Bolschewismus und Faschismus gegenüber, son-
dern der Weltbolschewismus und Curopa
überhaupt. Der französische Schriftsteller Pierre Fer-
vaqus sei während des Krisges qemeinsam mit dem
mächtrgen „roten Marschall" Tuchatschewski ge-
meinsam in Dsutschlarrd gefangen gewesen. Cr teilt mit,
Tuchatschewski habe angesichts der revolutionären Zu-
stande erklärt, es sei ihm glerch, ob er unter den weitzen
Gsnerälen oder der roten Fahne kämpse, er wolle jeden-
falls alles niederrerßen und „rcrnen Tisch"
machen. Hier trete der Haß als Motor dcr Welt-
polrtik in Crscheinung, nicht nur in diesem erircn „Mar-
schall" der Roten Armee, sondern als eine kollektive
Crscheinung. Früher viellercht unterbewutzt vorhanden,
heute durch Crschütterungen zu hsllen Flammen an-
gefacht: Der Hatz der Steppe qegen alle europäische
Staatlichkeit, verbündet in unserem Zeitalter mit einer
jüdischen Weltversckwörung. Die Welt-
revolution sei nach wre vor das eigentliche und
wahre Schlachtgeschrei des Bolschewismus. Und ange-
sichts dreses Phänomens könne es nur Mrtleid erwscken,
wenn man dre Armee einer Weltzerstörunq zu gut bür-
gerlichem Leben einer Viedermeierzeit überreden wolle.
Cbensogut könnte rnan einem Mann mit epileptischem
Anfall die „Kritik der reinen Vernunft" zu lesen geben.

Ein weiterer Fehler des Volschewismus sei der
Vegrisf eines unteilbaren kollcktiven Fricdens.

Cinige europäische Staatsmänner glaubten ehrlich, viel-
leicht auf disse Weise eine Beruhigung der Welt her-
beizuführen und erblicktsn in der Tatsache, datz der
Bolschewismus sich — scheinheilig — diese Parole zu
eigen mache, in ihm einen Vundesgenoffen. Die Rede
Litwinows in Genf aber habe nur den einen
Willen gezeigt, alle Mächte gegen jene zu sammeln,
die dis dolschewistische Diktatur bei sich zu Hause über-
wunden HLtten. Von einer Betätigunq sür einen
wirklichen kollektiven Frisden sei nicht die Rede gewesen,
sondern umqekehrt: Anter Litwinows Defehl habe neuer-
dings der Kommunist — ich sage nicht Franzose —
Thorez eine empörende Rede gehalten, der die qleiche
Tendsnz zugrunds lag. Thorez erklärts triumphierend
in Stratzburg, er stünde nur 5 Kilometer von der deut-
schen Grenze entfernt und fuhr fort: Wir lieben das
deutsche Volk eines Goethe, eines Marx, «ines Cngels,
eines Heine und eines Thälmann, wir wollen es aber
nicht verwechseln mit den nationalsozialistischen Nach-
barn."

Jronisch fügte Reichsleiter Rosenberg hinzu, das
Nennen der Namen Goethe und Thälmann in einem
Atemzug zeige, daß es auch eine Philosophie der

Unterwelt gebe, dic sür Werte und Rangordnung
überhaupt kein Organ mehr habe.

Wir wollen, so suhr Reichsleiter Rosenberg i,)rt,
das französische Volk aber nicht mit dem Thorez ver-
w chseln, der heute im Auftrag einer sremden Macht
gegen Deutschland hetzt. Er versage sich, die Beschim-
pfungen des Führers hier anzuführen. Wir wollen
nur feststellen, datz niemals ein nationalsozialistischer
Führer oder Minister das französtsche Staatsober-
haupt angegriffen habe, ja noch nicht einmal den Mi-
nisterpräsidenten Blum, geschweige denn daß diese Per-
sönlichkeiten beschimpft worden seien.

Dic Redc vonThorez habe in Deutschland
eine bercchtigte starke Erregung her-
vorgerusen. Deutschland vergesie darüber aber
nicht, daß dcr Zweck dieses Kommunisten gc-
wesen war, eine ehrliche AnnSherung
zwischen Deutschland und Frankreich zu ver-
hindern,

das heißt also: „Der Kommunismus will kei-
nen Frieden, geschweige denn einen kollektiven
Frieden, sondern er will die Zerstörung jener Staaten,
die er noch nicht unterjocht hat, und den Zustand einer
ewigen Unruhe" Darum haben, so sagte Reichsleiter
Rosenberg, die europäischen Nationen alle Ursache,
Friedenspakte anzustreben, aber zu verhin-
dern, daß professionelle politische Giftmischer
dabei stören. Und im übrigen, wie koinmen ausgerech-
net die Leute der Dritten Jnternationale dazu, Europa
belehren zu wollen? Millionen verwahrloster
Kinder laufen in der Sowjetunion herum, furchtbare
Hungertode und Vernichtungen ganzer
Völkerschaften sind die Erfolge des Sowjet-
regims gewesen. Ein Analphabetentum wird künstlich
noch weiter in Verblödung, verbunden mit Ueberheb-
lichkeit, gehalten. Der Führer hat erklärt, der deutsche

Arbeiter sei zu intelligent, um sich von Moskau bcleh-
ren zu lassen. Die englische Arbeiterpartei hat eben-
salls bekanntgegeben, auch der englische Arbeiter sei zu
klug, um eine Belehrung aus Moskau zu brauchen.
Wir hoffen, datz die Erkcnntnis fortschreitet, daß nicht
ausgerechnet der Verwahrloseste zur Führung und Bc-
lehrung berufen ist.

Aus diesem Gesichtspunkt heraus zeige sich auch,
daß jedenfalls von der Sowjetseite der
französisch-sowjetruffische Pakt nicht als Beitrag
zum kollektiven Frieden, sondern zu einer
unter bolschewistischer Führung stehenden Block-
bildung gedacht war.

Wir wollen, so fuhr Reichsleiter Rosenberg fort, den
Nationalsozialismus nicht auf andre Völker
übertragen. Wenn ste mit der Demokratie den Bol-
schewismus beisich überwinden wollen, so
soll uns das recht seiu. Wir mischon uns nicht in die
innere Formgebung eines andern Volks, können aber
auch keine Belehrungen entgegenneh-
men von jenen, die selbst nicht fähig gewesen stnd,
di« Gesahr unsrer Zeit zu überwinden.

Aber, so könnte man uns fragen, wenn ihr in
Deutschland den Volschewismus überwunden habt, war-
um sprecht ihr noch davon? Wir können nur daraus ant-
worten: Weil wir bewutzte Curopäer stnd. Wir
wisien, datz Deutschlandnicht allein auf der
Welt lebt, daß wir Nachbarn haben, mit denen wir
in wirtschaftlichen und kulturellen Veziehungen stehen und
weiter stehen wollen. Wir sehen die Verzweislung einer
Welt, den Verlust edler Ideale. Wir sehen zugleich Tu-
multe, furchtbare Vüroerkriege. Wir hören die Roten,
die Rote Armes sei das Heer derWeltrevo-
lution. Wir sehen, daß in Karolien und Ingerman-

land Dörfer um Dörser ausgesiedelt werden, um als
Durchmarschgebiet gegen Finnland und die bal-
tischcn Staaten zu dienen. Wir sehcn, datz Angriss»'
wege nach der russisch-rumänischen Grenze hin entstehen,
und wir sehen die Flugzeuge, die Rußland iinmer
wieder in großcr Zahl bäut. Aber dann stehen vor unse'
ren Augcn auch die Städte, Vürgcr und Kirchen des alt-
ehrwürdigen Curopa. Wir schen Windsor und Wcst'
minster; wir sehen die Sainte Chapelle, wir sehen dic
Palazzi von Florenz, wir sehen die Königsgräber w
Schweden, die Schlöffcr von Krakau. llnd wir wiffen, das
alles sind Werte von uns allen.

Soll das alles vernichtet werden wie die Kirchcv
in Varcelona, wie der Alcazar von Toledo? Nein!
Wir wollen die Leute in Moskau sich einrichten
laffen wie sie wollen, aber wir wollen ihre anti»
europäische Lehre nicht, wir wollen Schutz dcr
Heiligtümcr Curopas.

Curopa ist sür uns keine geistige und poli'
tischeSackgasse. Csist vielgestaltig und reich
emporgewachsen. Wir wünschen einen edlen Wett-
streit, aber keine Vernichtung. Wir fordcr»
Achtung der inneren Lebsnsform, ehrlichen Ausgleich d«r
wichtigen Intereffen und Schutz vor fremden Infektions'
keimen.

Wir erstreben ein gemeinsames gutes Verhält'
nis zu den grotzen Kulturvölkern anderer
Crdteile. Wenn — so ist unsere lleberzeugung — wir
diesen Willen in die Tat umsetzen können, dann kann aus
der heuttgen Krise vielleicht eine Gesundungskrisr
werden, und dann wird es möglich sein, aus der Zeit der
Zersetzung eine grotze Wiedergeburt aller lebens'
starken, schöpferischen Nationen einzuleiten."

Die Gäste nahmen die Ausführungen Rosenbergs mit
starkem Veifall auf und blieben noch lange in angeregter
llnterhaltung zusammen.

M Acklcn un» Bmrin krmordkt.

Dle roten Greueltatm ln Epanlen.

Sevilla, 15. Oktober. Auf Grund mehrerer Berichte
von Augenzeugen hat das Preffebüro der Zweiten Divi-
sion in Sevilla neue Cinzelheiten über die kommuni-
stischen Wahnsinnstaten zusammsngestellt. In
diesem Vericht werden lediglich die Cretgniffe bekannt-
gegeben, die sich in den drei Orten Ronda, Cspejo und
Tsba während der roten tzerrschaft ereignet habcn.
Das, was die Vsvölkerung erleiden mußte, übertrifft
die bisherigen Schilderungen des jüdisch-asiatischen Sa-
dismus noch mehr.

In Ronda wurden so über 600 Einwoh-
ner im Verlaus von zwei Monaten auf Vefehl
der roten Blutgerichte ermordet.

Die llcbcrlebenden dieser Stadt zeigen noch heute auf
ihrcn Gestchtern die Spuren des kommunistischen Terrors.
Mit dem ersten Revolutionstaq begannen die Crschietzun-
gen, die mit einer Massenhinrichtung von
250 Cinwohnern Cnde Iuli vor den Toren der
Stadt ihren Höhepunkt erreichten. Von jenem Tag an
wurden regelmäßig nachts zwischen zwölf und ein Uhr
zwölf bis vier'zehn Verhastete zur „Richtstätte" geführt,
wobei sich stets die dramatischsten Szensn ab-
spieltcn. Angestchts dcr fortgesetzten Hinrichtungen durch
das Revolutionskomitee von Ronda forderte der rote
Gouverneur von Malaga dieses aus, die Gefangenen
nach Malaga zu schicken. Dieser Aufforderung wurde nur
zweimal Folge geleistet, wobei dis zum Transport be-
stimmtcn Opfer auf der Landsttaße bereits jedoch ange-
halten wurden, worauf man siemitBenzin über-
goßund vsrbrannte. Die Crschietzungen wurden
dann jedoch wieder in Ronda fortgeseht. Cin Mitglied
des roteu Komitecs nahm auf eigene Rechnung Ver-
hastungen rechtsstehender Personen vor,
versprach ihnen jedoch bei Zahlung von 1000 Peseten
ihre Freiheit. Diese Mcthode fand unter seinen Ge-
sinnungsgsnoffen großen Anklang.

Cin Cinwohner Rondas sollte zusammen mit
andcren Leidensgefährten erschoffen werdcn. Cr wurde
jedoch infolge schlechten Ziclens der roten Mordschützen
nur vcrwundet und dann als tot mit den Leichen
der anderen abtransportiert und auf den Friedhos
zur Veerdigung in einem Maffengrab liegen qelaffen.
Cs gelang ihm schließlich, zu entkommen; seins Leidens-
geschichte sehte sich jedoch fort, als er in einem Verstsck
aufgefunden und endgültig ermordet wurde. Cin
außsrhalb Rondas wohnender Gutsbesiher wurde eines
Tages von der kommunistischen Horde abqeholt und ge-
fcffelt und auf diese Weise bis in dic Innenstadt gc-
schleift, wo er blutüberströmt eintraf. Seine Augen waren
aus den Höhlen getreten, und die Zunge hing aus dem
Mund. Als die perversen Kommunisten stch genug an
diesem furchtbaren Vild ergöht hatten, töt'eten ste
schließlich ihr Opfer durch mehrere Gewehrschüffe. Cin
Vater, der, aus der Wohnung gezerrt, sein weinendes
Kind auf dem Arm trug, wurde mit diesem zusammen
durch Kugeln niodergestreckt.

In Ronda gibt es keine Kirche, kein össentliches
Gebäude und kein Privathaus, das nicht von den
roten Vanden geplündert oder angezündet wor-
den ist.

Selltscher Reich.

Me dextsche MsMrschmg.

Eine Arbeitswvche Lber musikwissenschaftliche
Fragen der Gegenwart.

Das vor einiger Zeit von Deichserziehungsmini-
ster Rust ins Leben gerufene staatliche Änstitut
sür Deutsche Musikforschung veranstaltete
vom 4. bis 9. Oktober im Musikheim Franksurt
an der Oder unter ber Leitung Vvn Professor Heinrich
Besseler (Heidelberg) eine musikwissenschaft-
liche Llrbeitswoche. Aufgabe der Tagung war es,
die jüngere Generation und den Rachwuchs der deut--
schen Musikforschung zu einer Arbeitsgemeinschaft zu°
sammenzuschliehen und mit den Aufgaben des Faches
im neuen Staat vertraut zu machen.

Jn Fvrm eines Kursus berichteten Professor Kurt
Huber (München) über Volksliedforschung und Dolks--
liedpflege, Dr. Marius Schneider (Berlin) über
Fragen und Aufgaben der vergleichenden Musikwissen-
schaft, Dr. W. Ehmann (Freiburg i. Br.) über die
Musik in der neuen akademischen Lebensgemeinschaft,
auherdem eine Reihe von Lagerteilnehmern in Einzel-
Vvrträgen über weitere Gegenwartsaufgaben.

Als Verketer des Musiklebens sprachen zu den
Teilnehmern: der Präsident der Reichsmusikkammer
Prvfessor Peter Raabe, die Direktoren der Staat-
lichen Hochschule für Musikerziehung Professor Eugen
Bieder, und der Hvchschule sür Musik, Professor
Frih Stein, Dr. Alfred Morgenroth von der
Reichsmusikkammer und Dr. Leonhard Fürst von der
Reichsfilmkammer, sowie Generalmusikdirektor Rudolf
Schulz-Dornburg, serner der Leiter des Staat--
lichen Lnstrumentenmuseums, Professor A. K r e i ch -
gauer und Professor Erich Schumann von der
Llniversität Berlin. 2m Namen des Reichserziehungs--
ministers Rust begrüßte Professor Weber die Der-
sammelten, unter denen sich auch Dertreter der Studen-
tenfchaft, der Hitlerjugend und ausländische Gäste be--
sanden.

kunsk und Mfseuschast.

sVan der Universität Frciburg.s Der Ordinarius
für deutsche Philologie an dcr Universität Freiburg,
Profeffor Dr. Friedrich Wilhelm, wurdc seincm An-
trag entsprechcnd mit Cnde Septcmber 1936 von den
omtlichen Verpflichtungen in der Philosophischen Fakul-
tät entbunden.

sIosef Pontcn erhält den Rhcinischen Literaturpreis
19363 Dei einer im Rahmen der Gaukulturwoche im

Düffeldorfer Schauspielhaus abgehaltenen rheini-
schen Dichterstunde, an der führende Persönlich-
keiten der Bewegung, der Vehörden und des kulturel-
len und künstlerischen Lebens teilnahmen, verlieh Lan-
deshauptmann Haake dsm Dichter Iosef Ponten
den Rheinischcn Literaturpreis 1936. Dcr
Dichter konnte an der Feierstunde nicht persönlich teil-
nchmen, da cr zur Zcit bei den deutschen Volksgenoffcn
in Südamerika weilt, um sich mit ihrem Schicksäl vcr-
traut zu machen. — Zu Veginn seiner Ansprache ge-
dachte der Landeshauptmann mit Chrfurcht dss allzu
früh verblichenen rhsinischen Arbeiterdichters Hein-
rich Lersch , dem sr im vergangenen Iahr den Rhei-
nischen Literaturpreis zuerkaniite.

sEin neu entdecktcs Werk von Iosef Haydn.s Cin
kürzlich entdscktes, bishsr gänzlich unbekanntes Nocturno
von Ioses Haydn erlebte in St. Moritz unter der
mustkalischen Leitung von Maestro Gossredo seine Arauf-
führung. Dicses Nocturno hat Haydn seinerzeit in Lon-
don komponiert und einem Adjutanten König Georgs
III. gewidmet.

sDcutsche Theaterkunst in Luxemburg.j Die Luxem-
burger Gesellschaft für deutsche Literatur und Kunst ist
gegenwärtig um die Veranstaltung von Gastspielen deut-
scher Bühnen in Luxemburg bemüht. Jnzwischen hat
auch die Luxemburger Theaterkommission Verhandlun-
gen aufgenommen, um für das Stadttheater sowohl ein
erstklassiges Berliner Ensemble, als auch die Kölner
Oper und das Trierer Stadttheaterzu einer
oder mehreren Aufführungen nach Luxemburg zu ver-
pflichten.

Kleine Notizen.

Der Dresdener Kreuzchor, der im vorigen
Iahr in Nordamerka konzertierte, sührte soeben unter
dsr musikalischen Leitung seines Kantors, Profeffor
Mauersberger, eine Reise nach den baltischen
Ländern und Finnland durch, in deren Verlaus
in Libau, Mitau, Riga, Dorpat, Reval und Helsing-
fors Konzertaussührungen veranstaltet wurderi. Die
glänzend besuchten Konzerte gestalteten sich überall zu
großen Crfolgen für die Sänger und die alte deutsche
Musik.

Demnächst wird der erste Vand des Gerhart-
Hauptmann-Iahrbuches erschcinen, an dem
hervorragends Vertreter dcs intcrnationalen Kultur-
lebens mitqcarbsitet habcn. Autzer ausgewähltem
Schristtum über Gerhart tzauptmann werdsn die Iahr-
bücher unverösfentlichte Arbeiten des Dichters enthalten,
die vom Hauptmann-Archiv in Schreiberhau ausbewahrt
werden.

In Cspejo wurde ein Cinwohner aus seiner Woh-
nung gezerrt, durch die Straßen gejagt und mit Aex-
ten angegrisfen. Als er sich in die Apotheke flüchtete,
gefolgt von der entmenschten Horde, wurde er an einen
Gartenzaun gebunden und die sadistischen Roten schnit-
ten seineHändeab. Diese unglaubliche Quälerei
sand schließlich ihren Höhepunkt durch Schüsse in die
Knie. Der Vedauernswerte wurde dann aus einen
Platz geschleift und dort endgültig getötet. Cin
junges Mädchen aus angesehener Familie wurds
ebenfalls aus der Wohnung gezerrt, geprügelt und dann
auf den Friedhof geschleppt, wo es die Vanditen ent-
kleideten, vsrqewalttaten und schließlich erschossen.

Cin großer Teil der Ermardeten des ctwa
10 000 Crnwohner zählenden Ortes wurde entweder auf
dem Friedhof erschoffen oder in Wohnungen oder auf
der Straße mit Aexten „h i n g e r i ch t e t". Vis jeht
hat man über 200 Opfer gezählt. Die Roten raub-
tcn wie an allen anderen Orten zucrst Geld und Schmuck-
gegenstLnde aus Privatbesih, Äanken und össentlichen
Käffcn, sie zündeten die dr e i K i r ch e n, ein K l o st e r,
die Archive der Vehörden und Geschäfte an. Auf der
eiligen Flucht vor den sieqreichen nationalistischen Trup-
pcn ließcn die kommunisttschcn Horden aufschlutzreiche
Dokumente über ihre Organisation des roten Vlutter-
rors zurück.

In Teba in der Provinz Malaga litt die Cin-
wohnerschaft ncun Mochcn unter dem roten Terror. So-
sort zwei Tage nach dem Ausbruch der Revolution wur-
den 20 rechtsstehende Cinwohner in das Ge-
sängnis geworsen und kurz darauf autzerhalb des Ortes
zu zweisii erschossen. Da die Crschistzungen nachts
ausaeführt wurden, und zwar von roten Milizsoldatcn,
die grotzenteils noch nie zuvor ein Gewchr in der Hand
gehäbt hatten, waren di« Opfer meistens nicht sofort tot.
So fand man einen Cinwohner 30 Mcter von der Mord-
stelle entfernt aus. Cin anderer der llnglücklichen schleppte
sich noch sechs Kilometer weit auf der Landstraße weg,
die roten Mörder entdeckten ihn jedoch wieder und war-
fen ihn auf einen Berg brennender Leichen.
Cinem anderen gelang es, ein 13 Kilometer weit entfernt
liegendes Hospital zu errcichcn. Die Kommunisten aus
Tcba suchten jedoch ihr Opfcr und töteten es dann
im Krankcnbett.

Zwei Aerzte wurden nachts aus ihren Wohnungen
geholt und gezwungen, kranke Kommunisten zu
pflegen, worauf der eine Arzt aus dem Friedhof
und der andere aus offener Straße erschoffen wurde.
Insgesamt wurden 35 Personen umgebracht.

Der Vürgermeister des Oertchens crgrifs beim Anrückcn
dsr nationalen Truppen unter Mitnahme mehrerer tau-
scnd Peseten Steuergelder die Flucht.

Dis Liste dieser für einen gesunden Menschenver-
stand schier unfaßbaren Verbrechsn hat noch lange keinen
Abschlutz gefunden. Cs werden bereits die Crgebniffe
neuer llntcrsuchungen angekündigt, die die amtlichen
Stellen zur Aufklärung der kommunistischen Vcrbrechcn
in dcn von Nationalisten kürzlich eingenommenen Ort-
schaften einleiteten.

Gevlmke PreiMde »o« Madrid.

General Franco fordert bedingungslose blebergabe.

Burgos, 15. Oktober. Aus einer osfiziösen Ver-
lautbarung, die General Franco verösfcntlichte, geht
hervor, daß man in Madrid die Lage so hoff-
nungslos bcurtsilt, daß man zu Verhandlungen
über eine Llebergabe Madrids geneigt war.

Gsneral Franco wendct sich zunächst gsgen das
Gerücht, dah eine Zusammenkunft zwischsn der in Frank-
reich weilsnden Vertretern der Konservativen, dem frühe-
ren Innenminister Miguel Maura, und Vertretern des
nationalen Spaniens zur Cinleitung cinss drcitcigigcn
Wasfenstillstandes für Verhandlungen zwccks Uebergäbc
Maorids stattgesunden habe.

Die Wahrheit sei, datz einige Madrider Füh-
rer den mißgliickten Versuch unternommen hät-
ten, bestimmte militärische Zugeständnisse
gegen eine Uebergabe Madrids zu erreichen.

Dcmgegenüber sordert General Franco die be-
dingungslose llebergabe Madrids. Cr be°
merkt dazu, die militärische Lags der Nationalisten
sei so ausgezeichnet, daß der Vorniarsch durch nichts auf-
gehalten werden könne. Annötigs Opfer der
Madrider Vevölkerung seien nur vermeidbar,
wenn die zwecklosen Derteidigungsversuche der
Hauptstadt sofort eingestetlt würden. Die na-
tionalen Truppen würden nach dem Cinmarsch in Ma-
drid hart, aber gerecht und ohne Grausamkeit ge-
mätz des geleisteten Widerstandes und der begangenen
Antaten strafen. Die nattonale Regierung sei nicht ein
Feind der Arbeiterklaffe; im nsuen großen Spanien
werde die Lage der arbeitenden Vevölkerung durch so-
ziale Gssetzs gehoben wsrden. Der einzige Weg dahin
fei aber die beoingungslose Aebergabä in vollein Ver-
trauen auf den Grotzmut und dsn Gerechtigkcitssinn der
nationalen Bewegung und deren Führer General
Franco.

— Staatssekretär General der Flieger Milch traf
am Donnerstag mittag in R o m ein.

— Der österrcichisch« Staatssekretär des Aeußeren
Guido Schmidt trifst, wie mitgeteilt wird, im Lauf der
nächsten Äoche in Vudapest ein, um der ungarischen
Regierung seinen offiziellen Antrittsbesuch abzustatten.
Dieser Vesuch gilt fernsr der Vorbereitung der Drei-
mächtekonferenz der Römer Protokolle, die ur-
sprünglich auf den 8. November festgelegt war, nunmehr
aber aus Mitte November verschoben worden ist.

Pariser GcWche.

Unteredung zwischen Veck und Delbos.

Paris, 15. Oktober. Der polnische Außenniinich^
Veck hatte am Donnerstag vor dem Frühstück, das
zu Chren am Quai d'Orsay gegeben wurds, mit
französischen Außenminister Delbos eine halbstündßs,
blnterredung. Anschließend an das Frühstück hielten
nisterpräsident Blum und Autzenminister Delbos ci"
fast einstündige Zwiesprache. In gut
richteten Kreisen ist man der Ansicht, daß zwischsn Dj
und dem französischen Ministsr in erster Linie übcr d'
Auswirkungen gesprochen wurde, die man den
dem Aufenthalt dcs polnischsn Generalstab^
chefs in Paris getrofsenen Abkommcn geben könne
in zwciter Linie über dic Rückwirkungcn des bclg'
schenSchrittesaufCuropa.

Außcnminister Deck ist im Lauf des Donnersto9
nachmittag nach Warschau abgereist.

W Mi»ert«M, d»«« Preisiviicher.

Das bekannte Spiel, das jetzt Frankreich erlebt.
Paris, 15. Oktober. Wirtschaftsministcr Spina


hat am Mittwochabcnd in eincr Rundfunkanspra"'x
strenges Cinschreiten gegen Preiswuch^
und Spekulation angckündigt. Zehn Fälle ,
Prcistreibereicn seicn bercits aktenmätzig festgelcgt.u ,
würden den Gsrichten zur Linleitung cincr Stralv'
folgun^ übergeben. Dcr Minister erklärte, cr erkenne a
datz die ncuen Sozialgesetze ein gewiffcs Anzichen
Preise rechtfertigen könnten, abctt nicht um 30
40 Prozent, wie dics in qcwiffsn Fällen schon scstgclst^
worden sei. Dic französischsn Inlandspreise müßtcn.N
innerhalb der Abwertunqsqrenze halten. Die VorsaE'ä,-
die zur Lleberbrückunq blsher an Handel und Indul'
zur Vcrfügung gestellt wordsn seien, beliefen sich
rund eine Milliärde Franken.

M«rdsl«« E««la«d-Mslllnd «ealiis^

Die Engländerin Iean Vatten in Auckland qeland«^'^
London, 16. Oktober. (Cigene Funkmeldung-1 P.„
cnglisch« Fliegerin IeanVatten, die vor cin'i^ ^
Tagen zu einem Alleinslug England —27"
seeland gestartet war, ist am heutigen Freitag nu"-

gegcn 5 tthr in Auckland glatt gelandet.


Reichsautzenminister von Neurath und der ungari'
sche Außenminister von Kanya haben in einem Tele-s
grammwechsel den gegenseitigen Willen zu ein«l
vertrauensvollen Zusammenarbeit bekundetz
der auch im ueuen ungarischen Ministerpräsidenteu
Darannhi seinen Garanten habe.

Reichsminister Dr. Goebbels traf am Donnerstag
um 14.20 llhr aus dem Flugplatz Fulsbüttel bei Hanv
burg in Vsgleitung von Ministerialrat Hanke ein, ui»
mit Reichsstatthälter Gauleiter Kaufmann allgemernc
politische Bssprechungen zu führen.

Der Oberlandesgerichtspräsident in Breslau, Frh^
von Steinecker, wurde zum deutschen Schiedsrichter bett'
Schiedsgericht für Oberschlesien ernannr.

Reser G»«»er»e«r des Meoeliedieff.

Kubilius ernannt.

Kowno, 15. Ottober. Die seit einiger Zeit befchlo!'
sene ttmbesetzung auf dem Posten des Gouverneurs dcö
Memelgebiets ist, wie aus zuverläffiger Quelle verlautetz
nunmehr erfolgt. Zum neuen Gouverneur ist der b>0'
herige Kownoer Obernotar, Oberstleutnant der Reserr«
Iuras Kubilius, ernannt.

Kubilius ist Landwirtssohn, 46 2ahre alt utzd
war bis zum Ausbruch des Kriegs Dolksschullehrer
Rordlitauen. Er besuchte während des Kriegs die 2usi
kerschule in Moskau und war zwei 2ahre lang russt,
scher Frontoffizier. 1919 kam er nach Litauen zuruo
und trat gleich als Freiwilliger in die litauische 2tt
mee ein, nahm an den damaligen Kämpfen gegen den
Dolschewismus aktiv teil und führte sogar ein Regs'
ment. Dis zu seinem Mschied im 2ahr 1931 bekle^
dete er verschiedene höhere Aemter der litauischen 2lr
mee, u. a. war er Kanzleichef des Generalstabs. Dcw
1931 ab war er drei 2ahre lang Kreischef in Schaulcv-
Seit drei 2ahren bis zum heutigen Tag ist er Oberstc'
Aotar von Kowno. Seine suristischen Studien beendew
er im 2ahr 1927 an der Kownoer Äniversität. Kusn
lius ist Mitglied des Zentralvorstands des TautiniU
kai--Derbands und sührendes Mitglied einer Deihe an^
berer nationaler Dereinigungen, darunter Mitglied de
Zentralvorstands des Derbands zur Defreiung dc»
Wilna-Gebiets. Er gilt allgemein als eine sachlick>c-
ruhige Persönlichkeit.

Wie ferner verlautet, soll der bisherige Gouvec'
neur Kurkauskas zum Vorsihenden der Kownoc
2ndustrie» und Handelskammer auSersehen sein. D«
Dernehmen nach wird Kubilius sich bereits am Freis^
auf seinen nsuen Posten nach Memel begeben. Ew
amtliche Destätigung wird noch erwartet.

Australischs Fachkreise hatten bei Antritt dss -> ,j-
ges ihre Bedenken qegen das Ueberflieqen des tas«
schen Meeres qeäutzert. Die australischen Lustbcdd'
hatten sogar ein Verbot geplant, dicse äußerst gciad' hsk
Strecke zu überfliegen. In letzter Minute wurde
davon Abstand genommen, da sür ein solchcs Psstpc''
nicht ausrcichende, begründete llnterlagen vorh>
waren.
 
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