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und erhebt fie in das Bereich der allgemeinen
künftlerifchen Harmonie. Aber im legten Sinne
einigt (ich ja die Wirkung [amtlicher Künde in
diefer unfaßbaren pfychifchen Erhebung, einerlei
welcher materiellen Mittel, ob zeitlieh-akumTch
oder gedankenlieh-poetifch, optifch oder räumlich
definierter, fie zu ihrer Verwirklichung bedürfen.
Erft in den niederen Regionen der finnlichen Aus-
führung fpezifizieren fie (ich dann in der üblichen
Sonderung, und zwar gleich fo ftark, daß, wie ge-
fehen, fogar für die Einzelgattung eine geiftige
Stileinheit feftzuftellen, bereits fchwer fällt. —
In der Kunft erfcheint alles Sinnliche nur als ein
Gleichnis. So muß denn auch für die Architektur
das abfolut'Mufikalifch-Harmonifche die höchfte
Stileinheit bilden.

Und betrachtet man die jüngften Werke von
Peter Behrens, die fo vollen und einfach reichen
Bauten eines Theodor Fi (eher oder Richard
Riemerfchmid, fo wird man mit innerer Freude
erkennen, wie lehr auch unlere Zeit (ich allmählich
von der virtuofen Verwendung der bloß räum-
lichen Mittel zu diefem geiftigen Zentrum der
Kunft durchgerungen hat: Wie edle menfehliche
Naturen tragen fie jenes Gefühl in (ich be-
fchloffen, das Shakefpeare einmal mit dem Wort
ausdrückt «music in himself». Und fo reden diele

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geiftigen Werke denn auch vernehmlich zu Dem in
uns, zu dem von der gegenftändlichen Außenwelt
nicht mehr berührten Kern der Perfönlichkeit.

Kunft entfteht als Intuition ftarker Individualitäten
und ift die freie, durch materielle Bedingungen
unbehinderte Erfüllung pfychifchen Dranges.
Sie entlieht nicht als Zufälligkeit, fondern als
Schöpfung nach dem intenfiven und bewußten
Willen des befreiten menlchlichen Geiftes. Sie
ift die Erfüllung pfychifcher, d. h. in's Oeiftige
überfeljter Zwecke, wie fie (ich als foche in der
Mufik am klarften offenbaren. Das Mufikalilche,
das Einfach-Rhythmifche ift das wefentliche Mo-
ment künftlerifcher Geftaltung.

Aus einem Vortrag von Peter Behrens.

2. PETER BEHRENS' STIL. Die äfthetifche Ver-
innerlichung, die Stärke und Tiefe des perfön-
lichen Gehalts, bildet den Wertmaßftab in der
Kunft. -

Es erfcheint von vorbildlicher Schönheit, wie das
Verlangen nach künftlerifcher Innerlichkeit in Peter
Behrens' Architektur allmählich immer deutlicher
Wirklichkeit wird, wie er zuerft mit dem Mittel des
Funktionellen der Ausdrucksglieder die Stimmung
in feinen Bauten anftrebt, wie er weiterhin die
formale Materie des Raumes zu beherrfchen lernt,
fich eine Zeit lang völlig mit diefem Erfolg be-
gnügend, und wie er dann fchließlich, ganz aus
leinem inneren Gefühl heraus, nur auf Grund der
 
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