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Hölscher, Uvo
Das Grabdenkmal des Königs Chephren — Leipzig, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.26793#0062
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III.

Der Befund der einzelnen Teile des Baues.

Vorbemerkung: Nachdem im vorigen Abschnitt versucht worden ist, ein Bild von der gesamten
Grabdenkmalsanlage zu entwerfen, soll nunmehr dem sachverständigen Leser das Material so vollständig als
möglich vorgelegt werden, auf dem die vorstehende Schilderung beruht. Unter Zuhilfenahme der Aufnahme-
zeichnungen wird er in der Lage sein, sich ein Urteil zu bilden und eventuell andere Erklärungen zu geben oder
bessere Rekonstruktionen zu versuchen. Zugleich sollen in diesem Abschnitt diejenigen Einzelheiten gegeben
werden, auf die einzugehen im vorigen Abschnitt zu weit geführt hätte.

A. Der Torbau.

Die Terrasse und ihre Monumente. Bei Beginn der Ausgrabungen lag der

Torbau außen bis zur Höhe seiner Außenmauern im Sande. Teilweise waren die Sanddünen,
die aus Flugsand, Resten alter Ziegelgebäude (s. Abschnitt V) und dem Schutt der
Mariette’schen Ausgrabung bestanden, über 15 m hoch. Bei so enormen Sandmassen war
es für uns unmöglich, den Torbau vollständig freizulegen. Wir mußten unsere Tätigkeit
in der Hauptsache auf die Ostfront beschränken (Abb. 21).

Über den Torbau selber haben wir durch diese Ausgrabung vollständige Klarheit
bekommen. Aber eine Anzahl neuer Fragen ist aufgetaucht, für die die Antwort
noch aussteht.

Vor dem Torbau dehnt sich nämlich eine aus dem Felsen gehauene, 8 m breite
Terrasse aus, deren oberes Pflaster vollständig fehlt. Zwei ganz flach geböschte Rampen
führen zu ihr hinauf, genau in den Achsen der beiden Portale. Diese Rampen haben nur
eine Neigung von i° bis 30, so daß man nicht zu entscheiden vermag, ob überhaupt die Steigung
beabsichtigt war oder nicht. Sie sind auch nur ein kurzes Stück, nur wenige Meter weit
freigelegt worden, sodaß man über ihren weiteren Verlauf nichts sagen kann. Vor der
Terrasse, zwischen und außerhalb der beiden Rampen liegt das Felsenunterpflaster 60 cm
tiefer. Es ist aber nachträglich durch ganz festgeschichteten Kalksteinschutt bis zur Oberkante
der Terrasse aufgehöht worden. Es sieht so aus, als ob man vor Fertigstellung des Torbaus
auf diese Terrasse verzichtet hätte und das Oberpflaster in einer und derselben Höhe auch
über den östlichen Teil hätte hinweggehen lassen. Man könnte daraus also eine Änderung
des ursprünglichen Bauplans folgern. .

Von den Monumenten, die vor der Fassade des Torbaus standen, sind nur die Grund-
risse auf dem Unterpflaster erkennbar. In der Mitte stand ein offener Pavillon oder eine
 
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