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Hofmannsthal, Hugo; Hoffmann, Felix
Lucidor — Frankfurt am Main, 1959

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https://doi.org/10.11588/diglit.41473#0034
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Zimmer empfangen, und wie empfangen, worden zu sein.
Es war Lucidor irgendwie gelungen, das Fenster nach der
Kärntnerstraße so völlig zu verdunkeln, daß man nicht die
Hand vor den Augen sah. Daß man die Stimmen zum un-
hörbarsten Flüstern abdämpfen mußte, war klar: nur eine
einfache Tür trennte von der Kammerfrau. Wo Fucidor die
Nacht verbrachte, blieb ungesagt: doch war er offenbar
nicht im Geheimnis, sondern man hatte gegen ihn einen
Vorwand gebraucht. Seltsam war, daß Arabella ihr schönes
Haar in ein dichtes Tuch fest eingewunden trug und der
Hand des Freundes sanft, aber bestimmt versagte, das Tuch
zu lösen. Aber dies war fast das einzige, das sie versagte. Es
gingen mehrere Nächte hin, die dieser Nacht nicht glichen,
aber es folgte wieder eine, die ihr glich, und Wladimir war
sehr glücklich. Vielleicht waren dies die glücklichsten Tage
seines ganzen Febens. Gegen Arabella, wenn er untertags mit
ihr zusammen ist, gibt ihm die Sicherheit seines nächtlichen
Glückes einen eigenen Ton. Er lernt eine besondere Fust
darin finden, daß sie bei Tag so unbegreiflich anders ist; ihre

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