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Das Christentum, das eben erst tiefere Wurzeln zu fassen be-
gann, das seinen versöhnenden, die rohen Sitten mildernden
Einfluß auf das Volksempfinden kaum erst fühlbar gemacht hatte,
wurde durch habsüchtige, ungebildete Priester zu leerem wüsten
Formelkram erniedrigt* 1, verquickt und fast erstickt mit heid-
nischen oder später auch mohamedanischen Bräuchen.
deutlich, daß im Jahre 1318 König Georg V. der Glorreiche, ein beson-
deres, 46 Normen enthaltendes Schutzgesetz für die Bewohner des süd-
lichen Vorlandes gegen die Gebirgsbewohner erlassen mußte.
1 Von dem einstigen Christentum der Bergvölker ist nicht viel
mehr als der bloße Name übrig geblieben. Dieses gilt nicht nur für
die karthwelischen Bergvölker, sondern auch in gleichem oder noch
größerem Maße für die am Nordhange wohnenden Stämme, soweit sie
sich nicht zum Islam bekennen. Vgl. z. B. die zahlreichen abfälligen
Urteile über ihr Christentum bei R. v. Erckert a. a. 0. S. 67: „Die so-
genannten kaukasischen Christen waren einfach Götzendiener.“ S. 68
(Abchasen), S. 70, 77, 115 (Osseten), S. 116, Merzbacher a. a. 0. I S. 372
(Swaneten), S. 813 (Osseten), II S. 36, 73 (Chewsuren), S. 74ff., 83, 89:
„Schwerlich wird man bei irgend einem zum Christentum sich bekennen-
den Volke gleich absonderliche Vorstellungen, eine gleich große Mischung
von Aberglauben und Wahnwitz finden.“ H. Abich a. a. 0. II S. 57.
Brief vom 8. August 1860 nennt die Tuschinen ein „halbchristliches“
Hirtenvolk. C. Hahn a. a. 0. (Osseten) S. 63, Anm. 1, S. 66, 74, 77
(Swaneten), S. 143, 147, 157, (Tuschen) S. 256, 267. Bodenstedt a. a. 0.
I S. 280 (Swanen), Koch a. a. 0, S. 19, 119 (Ossen), Radde a. a. 0. S. 60
(Swaneten), S. 61 (Chewsuren): „Die verschiedenen Schritsteller, welche
über diese Völker schrieben, weisen alle darauf hin, daß sie sich selbst
zwar für gute Christen halten, dabei aber nicht einmal eine Idee von
der Einheit Gottes haben.“ Ferner: „Aus den Daghestanischen Hoch-
alpen.“ Petermanns Mitteilungen. Erg.-Heft 85, 1887, S. 14: „als irgend
ein Stamm der sogenannten christlichen Bergvölker, wie ich sie als
Swanen, Tuschen, Pschawen, Chewsuren genau kennen gelernt hatte.“
Wakhoucht faßt seine sehr ungünstige Kritik über die Osseten dahin zu-
sammen: „Voici comment on les distingue. Ceux qui mangent du porc
sont chretiens, ceux qui mangent du cheval, musulmans.“ Description
geographique, S. 435 u. 436. Vgl. die im Jahre 1742 von dem georgi-
schen Erzbischof Jossiaf und dem Archimandriten Nikolai zu Moskau an
die Kaiserin Elisabeth gesandte Vorstellung über das religiöse Leben
der Osseten bei v. Klaproth a. a. 0. I S. 358 u. 359. Ferner II S. 607,
599. cf. z. B. das ossetische Institut des Bäxfäldüsäg des Roßsegners
und seine typische Bestattungsrede bei A. Schiefner: „Ossetische Sprüch-
wörter im Bulletin de l’Academie imperiale des Sciences de St. Peters-
Das Christentum, das eben erst tiefere Wurzeln zu fassen be-
gann, das seinen versöhnenden, die rohen Sitten mildernden
Einfluß auf das Volksempfinden kaum erst fühlbar gemacht hatte,
wurde durch habsüchtige, ungebildete Priester zu leerem wüsten
Formelkram erniedrigt* 1, verquickt und fast erstickt mit heid-
nischen oder später auch mohamedanischen Bräuchen.
deutlich, daß im Jahre 1318 König Georg V. der Glorreiche, ein beson-
deres, 46 Normen enthaltendes Schutzgesetz für die Bewohner des süd-
lichen Vorlandes gegen die Gebirgsbewohner erlassen mußte.
1 Von dem einstigen Christentum der Bergvölker ist nicht viel
mehr als der bloße Name übrig geblieben. Dieses gilt nicht nur für
die karthwelischen Bergvölker, sondern auch in gleichem oder noch
größerem Maße für die am Nordhange wohnenden Stämme, soweit sie
sich nicht zum Islam bekennen. Vgl. z. B. die zahlreichen abfälligen
Urteile über ihr Christentum bei R. v. Erckert a. a. 0. S. 67: „Die so-
genannten kaukasischen Christen waren einfach Götzendiener.“ S. 68
(Abchasen), S. 70, 77, 115 (Osseten), S. 116, Merzbacher a. a. 0. I S. 372
(Swaneten), S. 813 (Osseten), II S. 36, 73 (Chewsuren), S. 74ff., 83, 89:
„Schwerlich wird man bei irgend einem zum Christentum sich bekennen-
den Volke gleich absonderliche Vorstellungen, eine gleich große Mischung
von Aberglauben und Wahnwitz finden.“ H. Abich a. a. 0. II S. 57.
Brief vom 8. August 1860 nennt die Tuschinen ein „halbchristliches“
Hirtenvolk. C. Hahn a. a. 0. (Osseten) S. 63, Anm. 1, S. 66, 74, 77
(Swaneten), S. 143, 147, 157, (Tuschen) S. 256, 267. Bodenstedt a. a. 0.
I S. 280 (Swanen), Koch a. a. 0, S. 19, 119 (Ossen), Radde a. a. 0. S. 60
(Swaneten), S. 61 (Chewsuren): „Die verschiedenen Schritsteller, welche
über diese Völker schrieben, weisen alle darauf hin, daß sie sich selbst
zwar für gute Christen halten, dabei aber nicht einmal eine Idee von
der Einheit Gottes haben.“ Ferner: „Aus den Daghestanischen Hoch-
alpen.“ Petermanns Mitteilungen. Erg.-Heft 85, 1887, S. 14: „als irgend
ein Stamm der sogenannten christlichen Bergvölker, wie ich sie als
Swanen, Tuschen, Pschawen, Chewsuren genau kennen gelernt hatte.“
Wakhoucht faßt seine sehr ungünstige Kritik über die Osseten dahin zu-
sammen: „Voici comment on les distingue. Ceux qui mangent du porc
sont chretiens, ceux qui mangent du cheval, musulmans.“ Description
geographique, S. 435 u. 436. Vgl. die im Jahre 1742 von dem georgi-
schen Erzbischof Jossiaf und dem Archimandriten Nikolai zu Moskau an
die Kaiserin Elisabeth gesandte Vorstellung über das religiöse Leben
der Osseten bei v. Klaproth a. a. 0. I S. 358 u. 359. Ferner II S. 607,
599. cf. z. B. das ossetische Institut des Bäxfäldüsäg des Roßsegners
und seine typische Bestattungsrede bei A. Schiefner: „Ossetische Sprüch-
wörter im Bulletin de l’Academie imperiale des Sciences de St. Peters-