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Holtzinger, Heinrich
Timgad und die römische Provinzialarchitektur in Nordafrika — Berlin, Stuttgart, [circa 1906]

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https://doi.org/10.11588/diglit.16948#0027
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rend Balustraden ihn umgeben oder doppelte
Plattenreihen mit segmentförmigen Einbuch-
tungen Boskettanlagen umschliessen. Zimmer
verschiedener Grösse gruppieren sich um diesen
Hof, gegenüber dem Eingang öffnet sich breit,
oft mit zwei Säulen der Empfangsraum. Nach
vielfachen Mosaikfunden dürfen wir uns die
Ausstattung durchweg glänzend vorstellen, wenn
auch nicht immer so luxuriös, wie bei jenem
Villenbesitzer Pompejanus, auf dessen Landgut
(bei Oued Atmenia) der prächtige Bäderbau
wieder blossgelegt ist. Die darin gefundenen,
jetzt wieder zerstörten Mosaiken zeigten eine
Reihe, zum Teil durch Beischriften (pecuarii
locus, saltuarii janus, d. h. Wohnungen des Ober-
hirten und des Oberförsters u. ähnl.) erläuterter
Gebäude, Türme, Loggien etc., die für unsere
Anschauung der ausgedehnten Villenanlagen von
hervorragendem Interesse sind. Wir gehen hier
auf diese und andere, auch in grossen Ruinen
noch erkennbare Nützlichkeitsbauten, Magazine,
Gebäude zur Öl- und Weingewinnung u. a.
nicht näher ein. Bezüglich der Wohnhäuser in
Timgad sei noch bemerkt, dass der Umfang der-
selben grosse Verschiedenheiten zeigt; viele
füllen den Raum der quadraten Insulae mit etwa
20 m Seitenlänge; in andern Fällen sind zwei
oder auch drei getrennte Hausanlagen auf einer
Insula vereinigt; vereinzelt hat man unter Be-
bauung der trennenden Strasse zwei Insulae zu-
sammengezogen und so, wie beim Hause der Ser-
tier, des Hermaphroditen und sonst eine Anlage
mit doppelten Höfen geschaffen. Viele Häuser
sind mit Badeanlagen versehen; auch Latrinen
lassen sich noch erkennen. Interessant ist ein
Keller mit Fensterluken unter der von Pfeilern
gestützten Decke.

9. Mausoleen.

Es erübrigt uns noch ein Blick auf die
grosse Klasse der Mausoleen, deren zum
Teil hochragende und umfangreiche Trümmer,
die über das ganze Land zerstreut sind, uns
den Grabbau von der frühesten, punischen bis
zum Ende der christlichen Periode Nordwest-
afrikas illustrieren. Bei den Anlagen der rö-
mischen Zeit überwiegt der aus Haustein auf-
geführte, über einem Sockel in einem oder zwei
Geschossen aufsteigende Bau auf rechtwinkeliger
Grundlage; sechseckige (Souma Djazzia) und

achteckige Bauten (Taksebt) bilden Ausnahmen.
Den Abschluss bildet eine Pyramide, ein Giebel-
dach oder ein Tonnengewölbe. Liegt das Grab
selber unter dem Boden und ist dabei das
Monument gar massiv hergestellt, so kann man
es, wie Gsell bemerkt, einem kolossalen Grab-
cippus vergleichen. Reicher wird der Bau, so-
bald er einen Hohlraum zur Aufnahme der
Urnen oder Sarkophage enthält, und vor allem,
wenn noch ein vorn offenes, wohl mit Säulen

Fig. 16. Mausoleum in Kasrine
(nach Saladin, Mission en Tunisie).

in der offenen Seite geschmücktes Obergeschoss,
zur Aufnahme von Statuen bestimmt, hinzutritt.
Bei den Mausoleen mit oberem Pyramidenab-
schluss (Fig. 16) vor allem springt der Einfluss
der gleichartigen Denkmäler auf dem Boden
Phöniziens (Arndt), Palästinas (Kidrontal) und
Zentralsyriens (Häss etc.) in die Augen. Grade
mit den in den Formen abwechslungsreichen
Grabmonumenten des letztgenannten Gebietes
berühren sich die afrikanischen Bauten ausser-
ordentlich nahe. Es ist die mächtige Wirkung
des Orients, die wie in den baulichen Einzel-
formen (s. o. Triumphbogen zu Timgad etc).,

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