Funktionale Raumtypen - Das Stuben-Appartement
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einer Kammer daneben“ eingerichtet.606 1483 wurde laut Rechnungsbeleg in
der ebenfalls landgräflichen Burg Hauneck eine Stube und Kammer einge-
baut.607 Die kleine Burganlage wurde damals gerade nach einer längeren Pe-
riode des Wüstliegens wieder zur Bewohnung durch einen Amtmann herge-
richtet.
Leider sind die meisten aus dieser Zeit erhaltenen Inventare von Burgen bzw.
Schlössern noch nicht sehr aussagekräftig für die Rekonstruktion der genauen
Raumstrukturen.608 Im 15. Jahrhundert wurde die später übliche Gliederung
nach einzelnen Räumen nur in Einzelfällen angewendet. Trotzdem enthalten
auch verschiedene frühe Inventare einige Belege für die räumliche und funk-
tionale Kombination von privatem Stubenwohnraum und Schlafkammer. In
dem 1484 verfaßten und in den Folgejahren durch nur wenig veränderte
Wiederholungen ergänzten Inventar der Burg Thaur im Unterinntal läßt die
Reihenfolge der beschriebenen Räume eindeutig auf die funktionale Kombi-
nation von Stube und Kammer schließen. In der Burg gab es damals609 min-
destens drei Appartements:
„In meins g. hem gemächen in der oberen Stuben: Drey tisch, Ain kredentztischel,
Ain schachprett, Ain gemalts tuech mit etlichen landschaften.
In meins g. h. camr daran: Ain verdeckts spanpet mitsambt ainem cariol vnd ainer
sidltruhen, Ain sweinspiess, Ain wetzstain am ainem nagel, Funff gesliffen pfeil.
In der nächsten camr darnach: Ain spanpet.
In der Stuben daran: Ain alter, pöser tisch.
In der cammer gegen den hof: Zway sponpet.
In dem vunderen gemach in der Stuben gegen dem thor: Ain tisch.
In ainer camer daran: Ain petstat
In der andern cameren daneben: Zwo petstatten.“
Die Stelle belegt nicht nur eindeutig die funktionale Aufteilung in Wohn-
stube und Schlafkammer, die Wortwahl des Inventarisators spiegelt auch die
inneren Türverbindungen wieder. Nach einem - leider undatierten, aber aus
Das Zitat stammt von Gutbier 1973, S. 23. Als Beleg wird auf den privaten Rechnungs-
auszug 435/36 und 439/40 verwiesen (Originale im Staatsarchiv Marburg).
Die Angabe nach Gutbier 1973, S. 40. Die Details stammen aus einer
„Sonderrechnung“ vom 29.9. 1483, von Gutbier mit Rechnungsauszug Nr. 7-13 ange-
geben (Staatsarchiv Marburg).
Ein Großteil der aus dem 15. Jahrhundert erhaltenen Inventare tiroler Burgen hat Zin-
gerle 1909 ediert. Die dortigen Texte geben nur teilweise Einblick in Aspekte der
Raumstruktur. Im wesentlichen handelt es sich um Verzeichnis der beweglichen Güter,
die nur in einigen Fällen nach Räumen geordnet sind.
Das älteste erhaltene Inventar der Burg Taur stammt aus dem Jahre 1471. Da es aber
anders aufgebaut ist als die Folgenden, ist nicht abzulesen, ob damals schon dieselben
Räume wie 1484 vorhanden gewesen sind (Zingerle 1909, S. 127 ff.)
Zitiert nach Zingerle 1909, S. 129 f.
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einer Kammer daneben“ eingerichtet.606 1483 wurde laut Rechnungsbeleg in
der ebenfalls landgräflichen Burg Hauneck eine Stube und Kammer einge-
baut.607 Die kleine Burganlage wurde damals gerade nach einer längeren Pe-
riode des Wüstliegens wieder zur Bewohnung durch einen Amtmann herge-
richtet.
Leider sind die meisten aus dieser Zeit erhaltenen Inventare von Burgen bzw.
Schlössern noch nicht sehr aussagekräftig für die Rekonstruktion der genauen
Raumstrukturen.608 Im 15. Jahrhundert wurde die später übliche Gliederung
nach einzelnen Räumen nur in Einzelfällen angewendet. Trotzdem enthalten
auch verschiedene frühe Inventare einige Belege für die räumliche und funk-
tionale Kombination von privatem Stubenwohnraum und Schlafkammer. In
dem 1484 verfaßten und in den Folgejahren durch nur wenig veränderte
Wiederholungen ergänzten Inventar der Burg Thaur im Unterinntal läßt die
Reihenfolge der beschriebenen Räume eindeutig auf die funktionale Kombi-
nation von Stube und Kammer schließen. In der Burg gab es damals609 min-
destens drei Appartements:
„In meins g. hem gemächen in der oberen Stuben: Drey tisch, Ain kredentztischel,
Ain schachprett, Ain gemalts tuech mit etlichen landschaften.
In meins g. h. camr daran: Ain verdeckts spanpet mitsambt ainem cariol vnd ainer
sidltruhen, Ain sweinspiess, Ain wetzstain am ainem nagel, Funff gesliffen pfeil.
In der nächsten camr darnach: Ain spanpet.
In der Stuben daran: Ain alter, pöser tisch.
In der cammer gegen den hof: Zway sponpet.
In dem vunderen gemach in der Stuben gegen dem thor: Ain tisch.
In ainer camer daran: Ain petstat
In der andern cameren daneben: Zwo petstatten.“
Die Stelle belegt nicht nur eindeutig die funktionale Aufteilung in Wohn-
stube und Schlafkammer, die Wortwahl des Inventarisators spiegelt auch die
inneren Türverbindungen wieder. Nach einem - leider undatierten, aber aus
Das Zitat stammt von Gutbier 1973, S. 23. Als Beleg wird auf den privaten Rechnungs-
auszug 435/36 und 439/40 verwiesen (Originale im Staatsarchiv Marburg).
Die Angabe nach Gutbier 1973, S. 40. Die Details stammen aus einer
„Sonderrechnung“ vom 29.9. 1483, von Gutbier mit Rechnungsauszug Nr. 7-13 ange-
geben (Staatsarchiv Marburg).
Ein Großteil der aus dem 15. Jahrhundert erhaltenen Inventare tiroler Burgen hat Zin-
gerle 1909 ediert. Die dortigen Texte geben nur teilweise Einblick in Aspekte der
Raumstruktur. Im wesentlichen handelt es sich um Verzeichnis der beweglichen Güter,
die nur in einigen Fällen nach Räumen geordnet sind.
Das älteste erhaltene Inventar der Burg Taur stammt aus dem Jahre 1471. Da es aber
anders aufgebaut ist als die Folgenden, ist nicht abzulesen, ob damals schon dieselben
Räume wie 1484 vorhanden gewesen sind (Zingerle 1909, S. 127 ff.)
Zitiert nach Zingerle 1909, S. 129 f.