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Hübsch, Heinrich
Bauwerke: Text zum ersten und zweiten Heft — Karlsruhe und Baden, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.3193#0036
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auf eine Weise construirt, welche von den üblichen Dach-Constructionen wesentlich abweicht,
und wohl ganz neu ist. Da dieselbe noch öfter bei den auf den folgenden Platten dargestellten
Gebäuden vorkommt; so schiebe ich, um Wiederholungen zu vermeiden, hier die besondere

Beschreibung einer neuen Dach-Construction

ein, welche (so viel mir wenigstens bekannt ist) zuerst von mir im Jahr 1829 bei einer zu
Mühlhausen (ohnweit Pforzheim) erbauten Kirche angewendet wurde, und welche bei gleicher
Festigkeit viel weniger Holz erfodert, als die bisher üblichen Constructionen der hohen (für
die gewöhnliche Ziegel-Deckung eingerichteten und also nicht viel unter 40 Grad geneigten)
Dach-Rüstungen, die überdies noch folgende Nachtheile haben.

Der erfoderliche Vorsprung der Traufe, welche
bei einer ganz geringen Verlängerung der Sparren zu
erreichen wäre, muss, weil die Sparren-Enden A
(Fig. I.) unten in die Balken eingezapft werden, durch
besondere Hölzer B, die sogenannten Aufschieblinge
erlangt werden, was — von der Holz-Verschwendung
nicht zu sprechen — einen hässlichen und für die
Bedeckung schädlichen Bruch der Dachfläche bei C
verursacht. Die Neigung der Dach-Fläche sollte gerade
an dem unteren Theile am wenigsten verringert werden, weil über den letzteren am meisten
Wasser fliesst, daher hier die Ziegel am längsten nass bleiben und am schnellsten verwittern.
Ferner sind die Sparren wegen des Einzapfens ihrer untern Enden von den Decken-Balken
und letztere von erstem abhängig, sowohl hinsichtlich der Entfernung von einander, als auch
hinsichtlich der Höhe ihrer Lage. Wenn daher (was oft vielfache Vortheile gewährt) die
Stock-Mauer noch um einige Fuss über das oberste Decken-Gebälk erhöht, d. h. wenn ein
sogenanntes Knie-Dach aufgesetzt werden soll (wobei das Haupt-Gesims nicht durch die Balken-
sondern durch die Sparren-Enden gebildet wird), so muss über dem Decken-Gebälk D noch ein
besonderer Stich-Balken E für jeden Sparren zur Einzapfung des letzteren angebracht werden.
Dies ist aber, ausser der grossen Holz-Verschwendung an sich, nicht einmal eine sehr solide
Construction, weil der Seiten-Schub der Sparren nach horizontaler Richtung eine Ausbiegung
der Pfette F, woran die Stich-Balken befestigt sind, bewirken und somit eine Ausbauchung
der Dach-Fläche zwischen je zwei Bund-Gespärren erzeugen kann.

Um die Aufschieblinge zu umgehen, nimmt man oft bei ganz steilen Dachstühlen seine
Zuflucht zur Aufsattelung der Sparren, welche eigentlich nur bei flachen, oder bei nicht sehr
 
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