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Hülsen, Julius; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 1,5,Text): Das Nymphaeum — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3617#0088
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IV. Zur Entwicklung der antiken Brunnenarchitektur. 81

Beispiele von Badetrögen (Xnvoi) und Fußwannen gefunden wurden, die durch das der Wand entströmende
Wasser gespeist wurden. Im Gymnasion zu Delphi (Priene S. 275) sind elf Mündungen nahe nebeneinander
angebracht, sie befinden sich etwa zwei Meter über dem antiken Boden in einer starken Stützmauer
aus großen Kalksteinquadern mit durchlaufenden Schichten und teilweise noch schrägem Fugenschnitt,
hinter der sich eine Tonröhrenzuleitung gefunden hat. Den elf Löchern entsprachen einst kurze Zungen-
mauern in den Zwischenräumen, die nur bis zur Hüfthöhe reichten und horizontal abgedeckt waren,
wie Anarbeitungen der Wand beweisen. Hier standen also die steinernen Waschtröge. Das anschau-
lichste Beispiel bleibt das Xourpöv des unteren Gymnasion von Priene1), wo löwenköpfige Wasserspeier
rings um den ganzen Raum verteilt waren.

Eine besondere Gattung, die ich als »Brunnentische« bezeichnen möchte, findet sich auf rotfigurigen
Hydrien. Flache Tröge sind von Steinfüßen gestüzt, an der Vorderseite befinden sich die Ausgüsse. Das
beste Beispiel bietet die Hydria von Konstantinopel, Inv. Nr. 2179, die ich Abb. 13 nach Heydemann,
Ber. d. Ak. zu Leipzig 1879 Taf. V mitteile (vgl. Da rem berg-Saglio a. a. O. S. 1228 Fig. 3136).

Abb. 13.

Einen Tisch mit drei solchen Ausgüssen zeigt auch eine Hydria des Britischen Museums aus Nola (E 211).
Auch hier sind zwei Mädchen am Wasser beschäftigt, das unter dem mittleren Ausguß in eine Am-
phora läuft.

III. SCHÖPFBRUNNEN (0PEATA).

Dieser Gattung sei hier nur kurz gedacht, da sie ebenfalls architektonisch ohne Bedeutung ist.
Die schöne palästritische Szene bei Gerhard A. V. IV 2772) zeigt uns zwei Jünglinge an einem
Waschtrog, wie wir ihn von Gymnasien kennen. Rechts daneben ist der runde, nur wenig aus der Erde
stehende Rand des Schöpfbrunnens sichtbar, über den ein Pultdach ragt; an dessen horizontalem Dach-
balken ist das Seil befestigt, ein Jüngling hat das daran befindliche Schöpfgefäß in den Händen, um
«inen zweiten, niederknieenden zu begießen.

Hierher gehört auch die Darstellung einer kleinen Schale von einem Nachzügler des Brygos im
Besitz des Cav. Siliti in Mailand aus der Mitte des fünften Jahrhunderts, die ich nach Brizio, Marza-

») Priene S. 270fr. Taf. XX. Für Pergamon vgl. Ath. Mitt. XXXII 1907 S. 273.

-) Baumeister, Denkm. I S. 242 und Durm, Baukunst d. Griechen1 S. 499, wo das Schutzdach über dem Jüngling rechts
ganz mißverstanden und verändert dargestellt ist. Ein anderes Beispiel: Schreiber, Bilderatlas Taf. 55.
 
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