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Hulin de Loo, Georges [Honoree]
Mélanges Hulin de Loo — Bruxelles [u.a.], 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.42068#0407
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MÉLANGES HULIN DE LOO

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Goes’ oder Memlings Kreise stammt, sondera deutlich anf
den Kreis des Dirk Bouts hinweist. Es sind mehrere unab-
hângig von einander existierende Merkmale vorhanden, die
das beweisen. Wie immer so ist aucli hier die Behandlung
der Falten ein guter Wegweiser. Diese reich stromenden
gleichmassig verteilten Faltenstege, die ohne besonderen
Schwung gezeichnett sind und eine ungeheuere Fiille von
Stoff verraten, sind charakteristisch fiir Bouts. Bei ihm
allein finden sich diese Ungetiime von Kopftüchern, wie
deren eines die arn weitesten riickwarts stehende Frau im
Stich tragt. Desgleichen sind für ihn typisch die liber dem
Scheitel des Hauptes glatten KopftMher der beiden ande-
ren Frauen, besonders das der Frau neben Maria, das den
Hais vollig verhiillt und bis dicht an das Kinn heraufge-
zogen ist. Der Beispiele sind bei Bouts so viele, dass es
sich eriibrigt, einzelne zu nennen. Schliesslich ist das Motiv
der zusammengesunken am Boden sitzenden Maria, die mit
schlaff herabhàhgenden Armen von vorn gesehen wieder-
gegeben wird, soviel ich sehe, nur noch bei Bouts zu finden
(Triptychon in Valencia).
Priifen wir noch die Iibrigen Figuren der beiden Werke,
so ergeben auch sie sehr deutliche Hinweise auf den Bout-
sischen Kunstkreis. In der Zeichnung steht links vorn eine
Frau, die ein Kind fiihrt. Ihre eigentiimlich weiten Aermel
verengen sich am Handgelenk, sodass der Stoff glocken-
fôrmig herabfallt. Die merkwiirdige Form finde ich nur
noch in zwei Bildern des Dirk Bouts (Mannahlese und Pas-
sahfest des Abendmahlsaltars in Lowen). Deutlich bout-
siscli ist weiter die Form und der Typus der drei Manner-
kopfe links oben auf der Zeichnung. Schliesslich ist das
boutsische Geprage in dem Gekreuzigten des Stich es mit
seinen überlangen Beinen, in dem Turban der redits hok-
kenden Magdalena kaum zu verkennen.
Es ist nicht ausgeschlossen, das das Vorbild des Stiches
eine Art Auszug ans dem grossen Kalvarienberg darstellt,
der in dem Massonschen Blatt wenigstens in einem Bruch-
 
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