Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Heydemann, Heinrich
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 3): Mittheilungen aus den Antikensammlungen in Ober- und Mittelitalien — Halle/​Saale, 1879

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5990#0010
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
der Nase (deren Flügel grösztentheils alt sind); die
Arbeit ist nicht übel; die Runzeln sind maszvoll
behandelt; am nächsten nach Haltung und Typus
erschien mir der Neapeler Kopf (abg. Gargiulo
Racc. I 43; u. a.) zu stehn.

MANTUA.

Vgl. Museo della Reale Accademia di Mantova 1790. 4°;
Labus Museo della Keale Aceademia di Mantova 1837. 3 bde;
Conze Arch. Anz. 1867 S. 103 ff.

Auch ich schliesze meine Bemerkungen über die
Antiken des Museums (hinter der Bibliothek im
Akademiegebäude) an die Publication von Labus
an, da bei aller Mangelhaftigkeit der Abbildungen
wie des Textes doch die verhältnissmäszige Voll-
ständigkeit eine sichere Grundlage gewährt. Eine
neue Publication mit photographischen Tafeln, welche
jedoch über zwei Lieferungen mit zwei Photogra-
phieen nicht hinausgekommen ist (Annali dell' Jnst.
1870 p. 11, h), war in Mantua selbst weder bei den
Buchhändlern noch im Museum aufzutreiben. Um
so dringender wäre eine dem heutigen Stande der
Archäologie entsprechende vollständige Beschreibung
der Antikensammlung 10) zu wünschen, zu der die
folgenden Bemerkungen einige Bausteine liefern
mögen.

ERSTER BAND. Tav. 1. Dasz diese Büste, die
zuerst von Carli in localpatriotischer Gelehrsamkeit
als Vergil's Porträt erklärt worden ist (vgl. dazu
Museo della R. Acc. di Mantova 1790 p. 65 ss), sicher
weder der berühmte römische Epiker noch überhaupt
ein römisches Portrait ist, hat schon Visconti (Icon.
rom. I p. 376) richtig erkannt; von Vergil besitzen
wir auszer dem Phantasiebilde des Codex Vaticanus
no. 3867 bis jetzt kein Bildniss. Die Mantuaner
Büste, von der es im Capitolinischen Museum eine
schlechter gearbeitete Replik giebt (Bottari Mus.
Cap. I 2), ist sicher eine griechische Idealbildung:
nach Visconti ein Lar Vialis; vor dem frischen
freien Gesicht dachte ich etwa an Helios; die Arbeit
ist decorativ flüchtig, aber flott und wirkungsvoll.

10) Dütschke hat sie in Aussicht gestellt: Ant. Bildw.
in Oberitalien I p. VIII.

5. Der Rest neben dem rechten Fusz der ar-
chaistischen Apollonstatue ist ohne Zweifel der
Köcher11), der bis über das Knie emporreichte, wo
eine Marmorstütze (Ansatz erhalten) sich fand; die
Marmorstütze an der Hüfte war für den herab-
hängenden rechten Arm da. Die schräge Neigung
des Köchers nach vorn erklärt sich daraus, dasz der
Gott ihn am Riemen herabhielt und leicht auf die
Erde aufsetzte, ganz so wie der Apollon im Museo
Torlonia no. 124 (Visconti Catal. p. 68: aus der alten
Sammlung Giustiniani I 51 = Clarac 484, 933) oder
auf dem Medaillon des Marcus Aurelius im Brittischen
Museum (Grueber Catal. p. 13, 4 pl. XIX 1); möglich
ist, dasz die Rechte der Mantuaner Statue auch noch
zugleich den Bogen hielt.

9. Medea hält in der Scene, wo sie den Mord
ihrer Kinder überlegt, in der Rechten das Schwert und
in der Linken deutlich die Scheide, wie Dilthey schon
vermuthet (Annali 1870, p. 51s) und die Zeichnung
im Catalog des Museums 1790 zu p. 59 ss. richtig
gibt. Ueber dem Kopf des zweiten Knaben glaubte
ich vor dem Original eine Sonnenuhr zu erkennen;
nach Dilthey Annali 1870 p. 41 wäre es vielmehr nur
'la spalliera del letto nuziale' nach Analogie von zwei
anderen Sarkophagreliefs (ebd. Tav. AB, 1 und Winkel-
mann Mon. ined. 91). Der Rest oberhalb des linken
Arms der brennenden Kreusa 12) ist doch jedenfalls wol
der Torso eines Menschenkörpers (etwa einer Dienerin),
von dessen Kopf nur die drei Marmorrestchen noch
geblieben sind?? Es gelang mir aber nicht darüber
zu einer endgültigen Entscheidung zu kommen.

23. Den Apfel in der rechten Hand der Figur
hat Conze übersehen (wie schon Furtwängler Bull, dell'
Inst. 1877 p. 158, 4 bemerkt hat; ebd. hat derselbe
über den mehrfach erhaltenen Typus gehandelt).

36. Chirac (Mus. de Sc. III p. 69, 715 B zu
Taf. 410 B, 1715 B) bezweifelt ganz mit Unrecht, dasz
diese Statue, deren Kopf trotz dem neuen Halse wol
zugehörig ist und richtig sitzt, eine Leda sei: der Fusz
des Schwans auf dem rechten Schenkel ist unzweifelhaft.
Sie legte schützend die Rechte um das Thier und blickte
zu dem verfolgenden Adler auf; ein wenig anders
Overbeck Kunstmyth. II S. 501, 19 zu Atlas VIII16.

39. Für Gallicrkampf beweisen auszer den Bein-
kleidern und der Form einiger Schilde auch die Leib-

») Friederichs Berl. Ant. Bildw. I no. 90 vermuthete
hier vielmehr Dreifusz und Köcher.

>2) Im Berliner Antiquarium findet sich, wie mir scheint,
eine Replik dieser Figur von einem napfartigen GefSsz
mit Reliefdarstellung in Terra sigillata (Inv. der Terracotta-
samml. no. 0611; aus Pergamon; Höhe der Figur die ringsum
abgebrochen ist == 0,07; der Durchmesser des Gefäszes einst
ungefähr ■= 0,15).
 
Annotationen