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Heydemann, Heinrich
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 3): Mittheilungen aus den Antikensammlungen in Ober- und Mittelitalien — Halle/​Saale, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.5990#0036
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im Einzelen wie im Ganzen zu sehr ausgeführt und
geleckt; so findet man im Original z.B. die Nimbus-
scheiben80) nie so kreisrund abgezirkelt, sondern
flüchtiger (bald länglich bald eckig) gezeichnet. Nur
wenige Figuren, noch wenigere Bilder sind in allen
Einzelheiten gut erhalten und deutlich — oft muss
aus leisen Spuren geschloszen oder geratheu weiden;
oft ist die Farbe und mit ihr die Innenzeichnung
weggesprungen. Hinzukommt, dasz die Zeichnungen
sehr roh und flüchtig sind, wovon die Publication
keinen durchschlagenden Begriff giebt81). Eine ge-
nauere Collation, als meine Zeit erlaubte, würde
gewiss noch manches Wichtige ergeben; ich be-
schränke mich auf zwei Bilder, deren Wiedergabe
bei Mai wesentlich vom Erhaltenen abweicht:

Taf. 16 (wiederholt schlecht bei Inghirami Uall.
Omer. I 67). Das Feuer auf Helm und Schild des
Maischen Diomedes — vgl. II. V 4: dcüe ot ix xÖQvfröq
re xal aOJtiöoq äxä/iarov jivq — scheint mir doch
mein- als fraglich. Auf dem Schild sah ich nichts als
Spuren einer Verzierung; der Helm ist wol einst ganz
roth bemalt gewesen (wie die meisten Schilde). Uebrigens
steht über dem 'ersten' griechischen Heldensi) der Name
'Diomedes' und auf seinem Schilde nochmals in drei
Zeilen: AIO \ MH | AHC — also ist derjenige, dem
Mai auf Helm und Schildrund Flammen zeichnet, gar
nicht der Tydide! (Leider habe ich das Feuer kx xö-
Qvd-öq re xal aOnlöoq auf Taf. 17, wenn es vorhanden
ist, übersehn und mir darüber keine Notiz gemacht).

Taf. 34 (wiederholt auch schlecht bei Inghirami
Gall. Omer. I 108; gut Annali dell' Inst. 1875 Tav.
R, 2 83). Neben dem das abgeschnittene Haupt des

80) Die Farbe derselben wechselt nach Laune und Will-
kür (anders urtheilt Stephani Nimb. und Strahlenkr. S. 96)
und ist bei mehreren Nimbussebeinen auf einem Bilde mög-
lichst verschieden und bunt. So haben auf Taf. 19 (= In-
ghirami Gall. Omer. I 72) Aphrodite und Athene je einen
grünen Nimbus, Zeus einen rothbraunen, Hera einen gelben;
auf Tafel 23 (= Inghirami 1. c. I 80) Ares einen blaugrünen
Nimbus, Hera sowie Apollon einen rosafarbenen, Zeus einen
röthüchen, Athene einen grünen; u. s. w.

81) Einen ungeschminkten Begriff des jetzigen Zustandes
der Miniaturen gewähren die vier photographierten Bilder
des Codex in den 'Facsimiles of ancient Manuseripts (heraus-
gegeben von der Palaeographical Society London 1875)'
Part IV pl. 40 (= Mai Tav. XXIV); Part V pl. 50 (= Mai
XI [Inghirami Gall. Omer. 1 43] und XXIX) und pl. 51 (= Mai
XXX11).

,a) Derselbe hat rothfarbene Beine und rothfarbenen
rechten Arm d. h. Anaxyriden und Aermel?

S3) Diese Publication sowie die genaue Besprechung
ebend. p. 313 ss. waren mir leider weder gegenwärtig noch
zur Hand, als ich den Codex untersuchte.

Dolon haltenden Odysseus stand zu seiner Linken
einst Athene, deren Umrisze von Kopf mit Helm,
Brust mit Gorgoneion, Unterleib mit Chiton ganz
klar und deutlich sind, während von der Färbung
keine Spur mehr vorhanden ist: ob der Miniator die
Figur zu colorieren vergeszen hat? Jedenfalls wird
durch die Figur der Göttin, deren Gegenwart der
Künstler aus 11. X 275 ss (vgl. auch 460 ss) entnahm,
die Lücke Uber dem verstümmelten Körper des Dolon
künstlerisch mehr ausgefüllt. Von den erklärenden
Zuschriften sind die Namen der griechischen Helden
roth umrahmt, um sie aus der später quer über das
Bild hingeschriebenen zweizeiligen prosaischen Er-
klärung (6 Nsötojq öv/ißovltvei rolq "EXlrfii emo-
örElkai tov 'Odvöaea 84) xal top \ Aiofit'/da jiQoq xb
xaraßxojcevoai zrjv Tgolav), in deren zweiten Reihe
sie stehen, sichtbar als nicht zugehörig hervorzu-
heben ; die anderen Beischriften — vgl. die Abbildung
in den Anuali 1. c. — sind nicht umriszen: ö Aölov
und HNY3; neben dem Wolfsfell (vgl. II. X 459)
des getödteten Spähers sind noch Spuren erhalten
von 7] ixt | iöia (sc. xvvtrj [vgl. II. X 335 und 458]
oder öoqo), neben seinem Köcher 6 ycogv \ zog.

TURIN S5).
I.

MUSEO LAPIDARIO.

Vgl. Conze Arch. Anz. 1867 S. 71* ff; Wieseler Gött.
gel. Nachr. 1877 no. 24. S. 650 ff.

Obgleich die griechisch-römischen Alterthümer
des Museo lapidario in dem Hof und den Loggien
der Universität 'längst bekannt' sind, scheinen mir
die folgenden Bemerkungen zu einzelnen derselben
doch nicht überfiüszig. Und zwar beginne ich mit
einigen Kunstwerken, die schon bei (Rivautella und
Ricolvi) Marmora Taurinensia 2 vol. 4° (Aug. Taur. I
1743; II 1747) und als Anhang bei Maffei Museum
Veronense (1749 Folio) p. CCIXss. veröffentlicht sind:

84) Nach den Annali I.e. p. 315 ist vielmehr 'Odvoaea
geschrieben, was mir entgangen ist.

85) Zur Geschichte der beiden Turiner Antikensamm-
lungen vgl. auszer Promis Stor. dell' ant. Torino p. VII ss.
ausführlich Fabretti 11 Museo di Antichitä della R. Univer-
sitä di Torino 8° 1872. Torino (im Auszug bei Wieseler
Gött. gel. Nachr. 1S77 no. 24 S. 641 ff).
 
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