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Heydemann, Heinrich
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 3): Mittheilungen aus den Antikensammlungen in Ober- und Mittelitalien — Halle/​Saale, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.5990#0053
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Stagioni", worin ich ihm nicht zu folgen vermag. In
der Jagdscene auf der Rückseite des Sarkophags wird
ein Hirsch von zwei neben ihm laufenden Hunden ins
Netz getrieben, während drei andere Hunde von einem
Waidmann zurückgehalten werden; die zweizeilige
Namensinschrift GKEGO | RI über demselben hielt ich
für modern (Anders urtheilt über Darstellung und In-
schrift Cavedoni p. 138 s).

2 (= Cavedoni p. 145, IX). Sarkophag der Bruttia
Aureliana; schlechte Arbeit; abg. bei Malmusi zu p. 86,
LXIV. Auf der rechten Nebenseite liegt das Ehepaar
zu Tisch; der Mundschenkknabe hält in der Linken
wol ein kleines Gefasz (nach Cavedoni p. 15'2: 'un
pane'); seine Rechte liegt auf der spitzen Weinam-
phora, die halb in den Boden eingelaszen ist. Da-
neben steht eine zweite Spitzamphora, welche in einem
eimerartigen, unten mit Flechtwerk umsponnenen Unter-
satz steht — entweder eine 'incitega' oder wol ein Be-
hälter (calathus) für Schnee und Eis, um den Wein oder
das Waszer in der Amphora kühl zu erhalten110), während
auf der anderen Seite neben dem bedienenden Mädchen,
welche in der Rechten gleichfalls ein Gefäszchen zu
heben scheint, ein Gefasz auf einem kleinen Ofen steht um
darin warmes Getränk (calda) zu bereiten, wie Cavedoni
p. 152 (vgl. auch die Abbildung ebd. Tav. II 3) richtig
gesehen hat. Auf den Eckakroterien des Deckels finden
sich vorn die Büsten hier der Frau, dort des Gatten;
hinten mancherlei Geräth (abg. auch bei Cavedoni
Tav. II 1 und 2): hier zwei Sicheln verschiedener
Grösze ein Spitzhammer und ein Wetzstein, dort ein
Getreidemasz ein Stab (um das Masz abzustreichen)
und ein Maszstab. Auf den Akroterien der linken
Nebenseite finden sich hier Hacke und Bleiloth, dort
Arbeitskorb mit Knäueln und darauf ein Vogel; auf de-
nen der rechten Nebenseite: hier eine Weintraube, dort
eine Sichel Aehrenbiindel und Patera(?). Cavedoni
(p. 154), welcher manches Geräth der Akroterien anders
deutet, erkennt auch liier wieder Symbole der vier
Jahreszeiten. Was endlich die kleine Büste an der
Basis der Vorderseite dieses Sarkophags betrifft (Cave-
doni p. 154. Tav. II 7), so halte ich dieselbe für modern
und zwar für das Bild eines christlichen Heiligen
(Nimbusstreifen um den Kopf).

3 (= Cavedoni p. 223, XXVII). Grabstein des
L. Novius Apollinaris; abg. bei Malmusi p. 66. Die
vier Büsten (des Ehepaars und zweier Kinder) sind er-
schrecklich roh, die Buchstaben dagegen leidlich gut.
Jederseits von der Büste des Töohterchens sind in
leichten Umriszen noch folgende Gegenstände einge-
meiszelt zu erkennen: links ein Scrinium mit Henkel,
ein Lehnseszel, ein kleiner Dreifusz mit Gefasz darauf
(Tintenfasz?), eine Tafel; rechts ein Volumen und der

lla) Vgl. dazu zB. auch das jetzt im Museo Nazionale
zu Neapel befindliche römische Wandgemälde (abg. Cassini
Pitt. ant. Romae 1783 Tab. VII [richtig beurtheilt von Ste-
venson Annali dell' Inst. 1877 p. 368 ss.]); u. a. in.

obere Rand (eines zusammengebundenen Polyptychons
; mit Griff? vgl. Gerhard Aus. Vasenb. 287; Berlin. Vas.
no. 2365 [Arch. Ztg. 1873 Taf. 1]; u. a. m.). Von dem
'Vogel im Käfig', den die kleine einst in der Linken
gehalten hat, habe ich nichts mehr gesehen.

4 (= Cavedoni p. 229, XXVIII. Grabstein des C.
Maternius Quintianus; die Arbeit des Figürlichen ist sehr
roh; abg. bei Malmusi p. ,12. Im Giebel die Büste des
Verstorbenen; auszerhalb jederseits ein Todtengenius,
' auf Fackel gelehnt. Ueber der Inschrift ein Adler mit
ausgebreiteten Flügeln120); unter derselben liegt der
Verstorbene zu Tisch. Vor ihm stehen auf dem hohen
runden Tischchen (mit drei Thierfüszen) zwei Schüszeln
mit Broden; rechts ein kleines Mädchen mit Gefasz (?)
in der gesenkten linken Hand, links ein Mundschenk-
knabe, welcher die Linke mit Gefäsz hebt und mit
; der Rechten ein Gefäsz in die Spitzamphora (hier
breiter und gröszer als gewöhnlich) steckt, die zum
Theil in die Erde eingelaszen und, so weit sie sichtbar
ist, bertochten ist (vgl. oben no. 2). Darunter drei
kleine Feldzeichen: Adler auf kleinen Schilden. Die
Canelluren der Einfaszungsanten des Grabsteins sind
zum Theil ausgefüllt.

BOLOGNA.
I.

MUSEO DELL' UNIVERSITA.

Vgl. Thiersch Reisen in Italien I S. 363 ff; Conze Arch. Anz.
1867 S. 89* f; Wieseler Gött. gel. Nachr. 1874 no. 23. S. 578 ff.

Die ziemlich bunte Sammlung von Kunstwerken
und Raritäten jeder Art aus dem Alterthum und
der sog. Renaissancezeit, welche sich in verschiedenen
Räumen des Erdgeschoszes sowie des oberen Stocks
der Universität befinden, reicht in ihren Anfängen
zum gröszcren Theil weit in das vorige Jahrhundert
zurück und enthält eine ganze Reihe von inte-
ressanten Alterthümern der griechisch-römischen
Kunst, die einen neuen vollständigen Katalog recht
wol verdienten, da Schiassi's flüchtige Beschreibung
(Guida del forestiere al Museo delle antichitä della
R. Universitä di Bologna, 8°. 1814) in keiner Hinsicht
mehr genügt.

12°) Sollte nicht der Adler auf dem Beneventaner Grab-
stein (vgl. Bull, dell' Inst. 1868 p. 102, 6) denn doch antik
sein ? Das Relief ist bestimmt antik; vgl. dagegen Benndorf
Gött. gel. Anz. 1870 no. 39. S. 1545.
 
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