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Heydemann, Heinrich
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 3): Mittheilungen aus den Antikensammlungen in Ober- und Mittelitalien — Halle/​Saale, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.5990#0105
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es vorliegt wird wol eine moderne Arbeit mit Be-
nutzung alter Motive sein?

BATTISTERO.

398. Der Eros, welcher der im Lehnstuhl sitzen-
den Frau zwei Kränze entgegenbringt, hat auszerdem
noch zwei gelöste herabhängende Kriiuze in Händen.

399. Das erhaltene Bruchstück hat 0,375 Hobe
und 1,345 Länge; die Arbeit ist jetzt gewaltig zer-
stört, war aber nicht roh, wie mir scheint. Der ge-
bückte Mann links von dem Kelterkasten nimmt schwer-
lich einen gelullten Schlauch in Empfang, sondern hält
ihn vielmehr unter und an die Oeffnung der Kelter
und wartet bis er gefüllt ist?

GIAEDINO TORRIGIANI.

403. Da die kleinen 'Satyrn' Sämmtlich ohne
■Schwänzchen sind und wenn die Ohren erhalten sind,
sicher nicht spitze Ohren haben (nur der Kleine, der
neben dem Löwen zur Rechten des Beschauers steht,
hat aus Versehen oder aus Laune ein Spitzohr), so
werden sie wol passender als flügellose 'Eroten' auf-
gefaszt. Ich bemerke zu Dütschke's Beschreibung noch,
dasz das Thier dem eine Guirlande (kein Halsband)
umgelegt wird ein Tiger (kein Hund) ist; ferner dasz
der zweite grosze Erot rechts vom Medaillon (vom
Beschauer aus) in der Rechten keinen Kranz, sondern
zwei Aehren hält; der kleine Erot, welcher neben dem
Fanther steht, unter dem ein Ziegenkopf liegt, hat in
der Rechten ein Pedum (keinen Kranz); endlich ist
von dem Fruchtkorbe in der rechten Hand, den der
Erot (mit einem Paar Enten in der Linken) auf der
rechten Schmalseite des Sarkophags ebenso wie alle
seine Genoszen 26°) hielt, noch deutlich der obere Theil
erhalten.

404. Die Gesichter von Zeus und Hera sind
sicherlich Porträts: etwa eines Ehepaares? Die Si-
rene neben Hera setzt tanzend das linke Bein über
das rechte. Die Muse, welche zwischen den beiden
Sirenen steht, zwischen deren Füszen raumfüllend
Kugel und Maske liegen (die Sirenen schreiten nicht
über diese Gegenstände weg), hat in der gesenkten
Linken keinen kleinen Gegenstand, sondern unzweifel-
haft nur eine Gewandfalte. Die Arme der vierten
Sirene sind auf dem Rücken zusammengebunden zu
denken; die fünfte hinstürzende Sirene hebt flehend
(nicht ermuthigend) den rechten Arm. Endlich die
neunte Muse hält, wie Wieseler im Text zu den DaK.
II 59, 750 richtig vermuthete, einen Palmzweig oder
hat wenigstens noch den Stiel eines Palmzweiges in der
linken Hand.

269) Daher wird der 'räthselhafta Gegenstand' in der
Rechten des (nur noch auf Gori's Zeichnung erhaltenen)
Eroten auf der linken Sehmalseite wol auch ein Fruchtkorb
gewesen sein!

GIARDINO CONTI'] GHERARDESCA.

405. Der leider arg mitgenommene Sarkophag
ist jetzt (aber zu spät!) ins Museo des Gartens gebracht
und dadurch gegen die weiteren Unbilden der Zeit
geschützt. Der Manu im Pilos, welcher dem kranken, auf
dem Wagen liegenden Philoktet 270) eilig mit dem Köcher
folgt, hat über dem linken Arm deutlich den Mantel
(sie; nicht das Tragband des Köchers): es ist Odysseus,
während der mit Philoktet sprechende Jüngling Neo-
ptolemos sein wird. Davon, dasz auf dem zweiten
Bogenbilde der rechts vom Besehauer wegeilende Mann
(Odysseus) über der rechten Schulter 'einen mit Pfeilen
gefüllten Köcher davonträgt' konnte ich mich absolut
nicht überzeugen, da die Stelle ganz zerstört ist; auch
auf der alten Zeichnung'271) der Vorderseite im Codex
Coburgensis trägt er ebensowenig einen Köcher wie
in der späteren Abbildung bei Gori; vgl. Matz Monats-
ber. der Berl. Akad. 1871 S. 491, no. 204. Die Scene des
Pailadionraubes wird Gori bei aller Unzuverläszigkeit
seiner Abbildungen doch gewisz nicht 'aus Nichts' er-
funden haben, und können wir meiner Meinung nach,
wenn auch nicht für Einzelheiten, so doch im Groszen
und Ganzen die nur durch ihn erhaltene Vorstellung
getrost benutzen.

CASA BUONAROTTI.

420 und 421. Dütschke's Verdacht, dasz die
Köpfe modern seien, scheint mir unbegründet.

426. Da der zwischen zwei Halhseulen (sie)
mit dem Rücken gegen einen Schlauch (sie) ge-
lagerte Mann deutlich eine menschliche Wade und
fünf Zehe am rechten Fusz hat, so ist es kein Pan
sondern ein 'Satyr'.

S. 205. Unter den Fragmenten von Thonreliefs
fielen mir auszer der stiertödtenden Nike (vgl. dazu
Campana Op. im Plast. 85) und den drei zum Odysseus -
abenteuer gehörigen Sirenen (vgl. Campana 70: doch
hat die dritte Sirene keine Sackpfeife, sondern eine
Leier) noch auf: Brustbild 272) der Demeter (vgl. Cam-
pana 16: die linke Seite fehlt) und der Theseus aus der
Terracottaplatte 273) Mon. dell' Inst. VI. VII 83 links (von
den Knieen an weggebrocheu).

27°) Auf der alten Zeichnung im Codex Coburgensis
(Matz Monatsb. der Berl. Akad. 1871 S. 491, no. 204) ist sein
rechter Fusz beschuht

27<) Auf derselben trägt Philoktetes hier 'eine phry-
gische Mütze, Odysseus einen Sehift'erhut'.

2") Vgl. auch Bull, dell' Inst. 1866. p. '2:(3.

2") Eine fast vollständige Platte (mit Farbspuren; die
Figur des Theseus ist unten und in der Brustgegend lückig)
dieser Darstellung ist auf dem Esquilin ausgegraben worden
und findet sich im neuen capitolischen Museum [jetzt abgeb.
Bull, archeol. munic II Ser. Anno V Tav. 8; vgl. auch Arch.
 
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