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Hyrtl, Joseph
Onomatologia anatomica: Geschichte und Kritik der anatomischen Sprache der Gegenwart ; mit besonderer Berücksichtigung ihrer Barbarismen, Widersinnigkeiten, Tropen, und grammatikalischen Fehler — Wien, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.14858#0014
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VIII

Vorwort.

der Krankheiten, figürliche Namen besitzt. Entzündung ohne
Flamme, Brand ohne Feuer, und tausend andere Absurditäten
kennt nur die Medicin.

Was ich nebenbei über Benennungen der Organe nach
ihren vermeintlichen Entdeckern, über Ursprung, Schicksale
und Verwandtschaften, über Etymologie, Synonymik und Ortho-
graphie der anatomischen Kunstworte angeführt habe, wird
den Anatomen, welchen an der Correctheit ihrer Sprache und
an der geschichtlichen Entwicklung derselben, etwas gelegen
ist, zur unterhaltenden Belehrung dienen. Einiges davon dürfte
auch den Sprachforschern nicht unwillkommen sein. Von den
prosodischen Fehlern wurden nur die ärgsten gerügt, da diesen
Gegenstand bereits J. S. Löwenstein (Die medicinische Prosodie,
Berlin, 1838) ausführlich behandelt hat.

Ich weiss, dass Schriften solchen Inhalts, nicht das Los
beschieden ist, so viel und so aufmerksam gelesen zu werden,
wie confiscirte politische Brochuren. Dieses jedoch glaube ich
von der Onomatologia anatomica erwarten zu dürfen, dass, auf
ihre Anregung hin, wenigstens die von jedem anatomischen
Autor leicht anzubringenden Correcturen grammatikalischer
Fehler und sprachlichen Unsinnes nicht ausbleiben werden.

Mit dem Object meiner ehemaligen Berufswissenschaft,
kann ich mich, in der Zurückgezogenheit meines jetzigen
Lebens, nicht mehr beschäftigen. So habe ich mich denn an
die Worte gemacht, auf welche das Horazische „cadentque, quae
nunc sunt in honore vocabula", Anwendung findet.

Perchtoldsdorf bei Wien, im März, 1880.

Jos. Hyrtl.
 
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