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S. BOHAVENTURA
Das Gemälde in der Kapelle links vom Hochaltar stellt den hl. Bonaventura in
reichem Ornat mit erhobenem Rauchfaß, von Engelknaben assistiert, am
Fuße des Altars kniend dar, über dem auf Wolken thronend „in atto
maestoso" die Madonna mit dem Rind erscheint. Zwei Rinderengel spielen
vorn auf der Altarstufe mit Weihrauchbehälter, Bischofsstab und Rardinals-
huP). Die Madonna ähnelt im Typus der Madonna des „Transito", die
Bewegung der Hand des Heiligen, die sich auf das Buch stützt, gleicht
der Geste des Merlini-Porträts in Villa Borghese. Auch hier sind die
Licht- und Schattenkontraste schon milder, das Helldunkel klarer. Leuch-
tendere Rlänge von Goldgelb und Hellblau, von Grün, Rot und farbig
wirksamem Weiß entsprechen schon der Farbigkeit der Szenen aus dem
Leben des Täufers in S. Giovanni in Fonte. Wie dort trifft man auf bo-
lognesische Erinnerungen, an Guido Reni, vor allem an Lodovico Carracci,
dessen ,,S. Giacinto" in S. Domenico (jetzt Louvre-Depot), wie die über-
einstimmenden Grundlagen der Romposition bezeugen, erneut auf den ehe-
maligen Schüler Albanis gewirkt hat. Hur ist Lodovicos leidenschaftliche
Gewaltigkeit um viele Grade abgekühlt. Trotzdem ist Passeris abfälliges
Urteil (319), der sich über die Arbeiten Sacchis aus den Jahren nach seiner
Rückkehr merkwürdig wenig unterrichtet zeigt, nicht ohne weiteres ver-
ständlich, und es scheint, als ob er mit der Berufung auf Correggio in
viel allgemeinerem Sinn auf die Wirkung der oberitalienischen Reiseeindrücke
habe hinweisen wollen. „Vi ha rappresentato il di dentro di un Tempio;
ma quanto alla buona prospettiva, bisogna confessare che e un punto di
veduta stravagante". Wie im „hl. Petrus" und im „Transito di S. Anna"
hat Sacchi sich um eine weite räumliche Gestaltung des Bildes bemüht.
Der Augenpunkt ist sehr tief genommen, die Madonna thront in steiler
Höhe, der Heilige blickt mit verkürztem Gesicht von unten gesehen empor.
Die Fluchtlinien führen nicht wie sonst in Sacchis Bildern in der Diagonale
sondern im Rontrast zu der reinen Profilhaltung der Madonna beinahe
geradezu in die Tiefe. Den Raum erfüllt reiches Lichtspie!. Ein weicher
h Auf eine Wiederholung oder den Entwurf dieses Altarbildes scheint sich der Ein-
trag im Inventar kardinal Antonios von 1644 zu beziehen: „un quadro con un S.Clemente(!)
Papa, che incensa la Sant.ma Vergine con il bambino, del Sig.r Andrea Sacchi, con
cornice tutta dorata" (G. Incisa della Rocchetta, L' Arte XXVÜ, 72). — Offenbar dasselbe
Bild führt die Nota de' quadri . . . esistenti nel Palazzo ... di Palestrina, N. 50 auf:
„Altro di p. 2 larghezza e p. 3 altezza rappresentante un Santo Papa inginocchioni avanti
la Madonna con Bambino, e diversi Angeli uno de quali tiene 1' ancora, bozzetto di An-
drea Sacchi."
S. BOHAVENTURA
Das Gemälde in der Kapelle links vom Hochaltar stellt den hl. Bonaventura in
reichem Ornat mit erhobenem Rauchfaß, von Engelknaben assistiert, am
Fuße des Altars kniend dar, über dem auf Wolken thronend „in atto
maestoso" die Madonna mit dem Rind erscheint. Zwei Rinderengel spielen
vorn auf der Altarstufe mit Weihrauchbehälter, Bischofsstab und Rardinals-
huP). Die Madonna ähnelt im Typus der Madonna des „Transito", die
Bewegung der Hand des Heiligen, die sich auf das Buch stützt, gleicht
der Geste des Merlini-Porträts in Villa Borghese. Auch hier sind die
Licht- und Schattenkontraste schon milder, das Helldunkel klarer. Leuch-
tendere Rlänge von Goldgelb und Hellblau, von Grün, Rot und farbig
wirksamem Weiß entsprechen schon der Farbigkeit der Szenen aus dem
Leben des Täufers in S. Giovanni in Fonte. Wie dort trifft man auf bo-
lognesische Erinnerungen, an Guido Reni, vor allem an Lodovico Carracci,
dessen ,,S. Giacinto" in S. Domenico (jetzt Louvre-Depot), wie die über-
einstimmenden Grundlagen der Romposition bezeugen, erneut auf den ehe-
maligen Schüler Albanis gewirkt hat. Hur ist Lodovicos leidenschaftliche
Gewaltigkeit um viele Grade abgekühlt. Trotzdem ist Passeris abfälliges
Urteil (319), der sich über die Arbeiten Sacchis aus den Jahren nach seiner
Rückkehr merkwürdig wenig unterrichtet zeigt, nicht ohne weiteres ver-
ständlich, und es scheint, als ob er mit der Berufung auf Correggio in
viel allgemeinerem Sinn auf die Wirkung der oberitalienischen Reiseeindrücke
habe hinweisen wollen. „Vi ha rappresentato il di dentro di un Tempio;
ma quanto alla buona prospettiva, bisogna confessare che e un punto di
veduta stravagante". Wie im „hl. Petrus" und im „Transito di S. Anna"
hat Sacchi sich um eine weite räumliche Gestaltung des Bildes bemüht.
Der Augenpunkt ist sehr tief genommen, die Madonna thront in steiler
Höhe, der Heilige blickt mit verkürztem Gesicht von unten gesehen empor.
Die Fluchtlinien führen nicht wie sonst in Sacchis Bildern in der Diagonale
sondern im Rontrast zu der reinen Profilhaltung der Madonna beinahe
geradezu in die Tiefe. Den Raum erfüllt reiches Lichtspie!. Ein weicher
h Auf eine Wiederholung oder den Entwurf dieses Altarbildes scheint sich der Ein-
trag im Inventar kardinal Antonios von 1644 zu beziehen: „un quadro con un S.Clemente(!)
Papa, che incensa la Sant.ma Vergine con il bambino, del Sig.r Andrea Sacchi, con
cornice tutta dorata" (G. Incisa della Rocchetta, L' Arte XXVÜ, 72). — Offenbar dasselbe
Bild führt die Nota de' quadri . . . esistenti nel Palazzo ... di Palestrina, N. 50 auf:
„Altro di p. 2 larghezza e p. 3 altezza rappresentante un Santo Papa inginocchioni avanti
la Madonna con Bambino, e diversi Angeli uno de quali tiene 1' ancora, bozzetto di An-
drea Sacchi."