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Posse, Hans
Der römische Maler Andrea Sacchi: ein Beitrag zur Geschichte der klassizistischen Bewegung im Barock — Italienische Forschungen, Neue Folge, Band 1: Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.34605#0158
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BiLDHtS DES MONSiGNORE CLENENTE MERLiNi

lini (geb. 1590 als Sproß alteingesessener Patrizierfamilie zu Forii), Auditor,
dann Dekan der Rota Romana, hat, wie Teti (30) bezeugt, zu den Intimen
des Palazzo Barberini gehörP). Als ehemaliger Mitarbeiter des Kardinals
Alessandro Ludovisi war der erst 30jährige 1621 nach der Wahl des Kar-
dinals zum Papst als Auditor Sacrae Rotae Romanae berufen worden.
Schon schien dank dieser Beziehungen zu den Ludovisi dem Ehrgeiz und
der hohen Begabung Merlinis der Weg zur Kardinalswürde offen, aber
der rasche Tod Gregors XV. hatte diese Hoffnung vereitelt, die auch
unter Urbans Vlll. langer Regierung nie erfüllt worden ist: obsistentibus
in Aula aemulatorum invidia, et obtrectationibus-)". Gian Vittorio Rossi
rühmt Merlini als Phänomen der juristischen Wissenschaft. Er hat ihn
auch aus persönlichem Umgang gut gekannt und weiß zu berichten, daß
er ein großer Freund der Tafelgenüsse und des ungemischten Weines ge-
wesen sei. Da Amtspflichten und Studien keine Zeit zu körperlicher Aus-
arbeitung gelassen hätten, sei er korpulent und aufgedunsen geworden
und solcher Lebensführung bald zum Opfer gefallen. Ein akutes Fieber
habe ihn in wenigen Tagen hinweggeraffU). Merlini ist schon 1642 im
Alter von 52 jahren gestorben. Erst Alexander VH. (Flavio Chigi), der
sich als Schüler des Rechtsgelehrten zu rühmen pflegte, hat der Dankbar-
keit für seinen Lehrer durch das Elogium auf dem von Francesco Borro-
mini entworfenen Grabmal in S. Maria Maggiore Ausdruck gegeben, das
Merlinis ungewöhnliche Begabung und vielseitige Bildung, sein umfassendes
Gedächtnis und seine glänzende Rednergabe feiert. Als wissenschaftliches
Hauptwerk hat er die ,,Decisiones Sacrae Rotae Romanae" hinterlassen^),
die Marchesi als „altissimae sapientiae nunquam interitura testimonia"
feiert: keiner unter seinen Fachgenossen komme dem Autor gleich in der
Klarheit des Verstandes, in der Reinheit des Lateins und dem Gewichte
der Gelehrsamkeit. Für die äußere Erscheinung des Prälaten gibt Mar-

i) G. V. Marchesi, Vitae virorum illustrium Foroliviensium 1, Forii 1726, 137 f. —
}arti Mich Erythraei Pinacotheca, 1729, 474-76. — Jani Fi. E. Dialogi XVII (1645), Dialogus
septimus, Dementi Meriino sac. Romanae Rotae Auditori, j. Fi. Erythraeus S. P. D., 172.
-) Marchesi, 138. — Im Gegensatz dazu berichtet der Merlini sehr befreundete Gian
Vittorio Rossi (Jani Fiicii Erythraei Pinacotheca, 475), daß Kardinal Lodovico Ludovisi bei
seinem Oheim dem Papst alle Hebel für eine Kreation Merlinis in Bewegung gesetzt, daß
der Papst sich ihr aber energisch widersetzt habe.
3) jani Fiicii Erythraei Pinacotheca, 476.
h Die Ausgabe der ,,Decisiones" ist mit einem gestochenen Brustbildnis Merlinis
von G. B. Zampa in Forii geschmückt, das offenbar von Sacchis Porträt abgeleitet ist.
G. Incisa della Rocchetta, L'Arte XXV11, 70.
 
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